Afleveringen
-
„Ich philosophiere nur im Schrecken” schreibt Jacques Derrida „aber im eingestandenen Schrecken, wahnsinnig zu sein.” In dieser Folge untersuche ich Angst und Schrecken auf ihr Erkenntnispotential. Wenn Angst kein Objekt hat, wie Sigmund Freud uns lehrt, was offenbart sich dann in der Gewissheit der Angsterfahrung? Und wie verhält sich die Angst zum Schrecken? Ich beginne mit Angst als Methode in der ethnologischen Literatur, starre mit Maurice Blanchot und Jacques Lacan in das Auge einer Gottesanbeterin und versuche mich nicht (oder allenfalls leicht) an Jacques Derridas hyperbolischen Spitze des Zweifels zu stechen.
-
In dieser Folge forsche ich nach Thanatos. Wenn es einen Eros des Gesprächs gibt, muss es dann nicht auch einen Todestrieb des Gesprächs geben? Ich blicke mit Sigmund Freud ins Jenseits des Lustprinzips, und entdecke dort eine gegenstrebige Triebdynamik, die sich als sehr fruchtbar erweist, um kulturelle Produktion zu denken. Ich erkläre Freuds "Zauderrhythmus" zur Methode, suche nach Beispielen bei Sharon Eyal, Thomas Bernhard und Annie Dillard und finde letztendlich Thanatos bei Kaffee und Kuchen am weihnachtlich gedeckten Tisch.
-
Zijn er afleveringen die ontbreken?
-
Immer wieder berichten KünstlerInnen davon, dass die Dinge zu ihnen sprechen – doch wer oder was spricht hier eigentlich? In dieser Folge nehme ich ein ästhetisches Ekelerlebnis zum Anlass, mir die Ereignistheorie von Badiou nochmals genauer anzuschauen, um am Beispiel des Phänomens künstlerischer Schaffenskrisen - wenn die Dinge stumm werden - zu argumentieren, dass Badiou in seiner Theorie einen entscheidenden Schritt auslässt.
-
Welches Bild macht sich die Philosophie vom Denken? Was setzt sie dabei implizit voraus? Ist Erkenntnis möglich, wenn in einer Art Zirkelschluss immer wieder die eigenen Annahmen zutage gefördert werden? Für Gilles Deleuze beginnt Denken im Außen, denn allein die zufällige Begegnung trifft uns mit der Wucht einer Notwendigkeit, die zum Denken zwingt. In dieser Folge vergleiche ich diese Figur einer Ausstülpung des Ichs ins Außen mit der Stanze als inneren Rückzugsort des melancholischen Denkens bei Giorgio Agamben. Dabei versuche ich, den Kipppunkt zwischen Zufall und Einfall als Anstoß kreativer Produktion etwas genauer zu bestimmen.
-
Was ist die/der Andere? Für Gilles Deleuze: weder Subjekt noch Objekt, sondern Ausdruck einer möglichen Welt. Doch was heißt das? In dieser Episode lese ich mit Deleuze das Buch ‘Freitag oder im Schoß des Pazifik’ von Michel Tournier, folge Simone de Beauvoir in die Berge und Roni Horn nach Island, blicke Jan Bas Ader in sein schmerzverzerrtes Gesicht und frage mich, warum ein bestimmter Satz mir nicht mehr passt. Alles, um herauszufinden, welches Welt-Verhältnis sich aus der Beziehung zum Anderen ableiten lässt.
-
Schreibe ich den Text oder schreibt der Text mich? In dieser Folge kombiniere ich meine Lesart des Eupalinos als kollektives Phantasma mit Roland Barthes' Phantasma, einen Roman zu schreiben. Eignen sich das Phantasma und der Ereignisbegriff von Gilles Deleuze dazu, Schaffensprozesse zu beschreiben? Es geht um paradoxe Dinge, zweiseitigen Diebstahl, unterstelltes Wissen, Zufallsbegegnungen, Wahrheitsaffekte und die Ethik der Produktion.
-
In Paul Valérys legendärem Text 'Eupalinos oder der Architekt' macht Sokrates am Strand einen folgenschweren Fund. Das Meer spielt ihm das 'zweideutigste Ding' in die Hände, das ihn vor die Entscheidung stellt, entweder Künstler oder Philosoph zu werden. In dieser Episode unterziehe ich Valérys Text mit Hilfe von Gilles Deleuze und Hans Blumenberg einer Re-Lektüre. Der Fund, so die These, initiiert eine Begehrensdynamik, die darauf hinausläuft, Fragen zu produzieren, statt Antworten zu finden.
-
In dieser Episode spreche ich über Sympathie, Antipathie und Idiosynkrasie. Mit Silvia Bovenschen, Julia Kristeva und Roland Barthes versuche ich nachzuvollziehen, was in uns vor sich geht, wenn wir uns von Kleinigkeiten abgestoßen fühlen. Es geht um Momente der Unlust als affektive Gewissheiten und darum, ob man sich dafür verachtet oder darüber verbündet.
-
Muss ich mein Leben ändern? In dieser Folge geht es um Schaffenskrisen und Erweckungserlebnisse. Was lässt sich anhand solcher "Augenblicke der Wahrheit" über das Verhältnis von Lust, Begehren und Produktion sagen? Ich beginne mit Peter Sloterdijks absolutem Imperativ und frage mich, wie Roland Barthes wohl darauf reagiert hätte. Vielleicht mit einem Haiku?
-
Im zweiten Akt meines Eifersuchtsdramas unterstelle ich Alain Badiou eine zwangsneurotische Lustfeindlichkeit, die seine gesamte Philosophie als Versuch erscheinen lässt, das schöpferische Spiel mit dem Partikularen durch das Singuläre des Ereignisses zu ersetzen. Wie verhalten sich Liebe, Wahrheit, Schöpfung und Lust zueinander? Und wie konstruiert man eine Zufall-in-Schicksal-Transformationsmaschine?
-
In dieser Folge unterstelle ich Alain Badiou das Motiv der Eifersucht, um mir durch seine Augen die besondere Denkbeziehung zwischen Gilles Deleuze und Félix Guattari etwas genauer anzusehen und daran meine Konzeption des unendlichen, idiorrhythmischen Gesprächs als eklektische Kollaboration zu skizzieren.
-
Mit Johannes Waßmer, Professor für Deutsche Literatur an der Osaka University in Japan, spreche ich über Sinn als ästhetische Erfahrung, die sich unter anderem im Gespräch ereignet. Es geht um die Selbstkonstitution des Ich am Anderen bei Martin Buber, um intransitives Verstehen und die sinnliche Erkenntnis der mystischen Erfahrung, um sauberes vs. schmutziges Sprechen, die Präsenz der Zeichen im Talmud und das Flimmern des Sinns im japanischen Kanji. (Exactly!)
-
Mit Lena Mattheis, Dozentin für zeitgenössische Literatur an der University of Surrey, spreche ich über die utopische Frage "Wie zusammen leben?", der Roland Barthes 1976/77 ein ganzes Seminar widmete. Lena, die zu translokalen Räumen und queeren Formen und Formaten forscht, hatte in ihrem eigenen Podcast Queer Lit gemeinsam mit Tyler Bradway eine Folge zu Queer Kinship aufgenommen, und in unserem Gespräch nehmen wir einige Fäden davon auf, um neue Gedanken einzuflechten. Wir sprechen über chosen families, kith vs. kin, Freundschaft plus, queere Architekturen und palimpsestische Beziehungs- und Lebensentwürfe. Eine Katze namens Monkey sorgt dabei für die Hintergrundmusik.
-
Mit dem Lacan-Experten Rolf Nemitz spreche ich über die Wiederholung. Wir beginnen klassisch mit Freuds Entdeckung des Wiederholungszwangs als Lust jenseits des Lustprinzips und arbeiten uns vor zur Jacques Lacans Wiederaufnahme und Umarbeitung des Begriffs. Bis die Stimme versagt, sprechen wir über Schicksalszwänge, das Drängen von Signifikanten, verlorene Objekte, intergenerationale Traumata und unbewusste Fehlleistungen. Denn das Unbewusste, so schließen wir mit Juan-David Nasio, das ist die Wiederholung!
-
Insa Härtel forscht und arbeitet an der Schnittstelle von Kulturwissenschaften und Psychoanalyse. In dieser Folge sprechen wir darüber, wie das Phänomen Messie medial dargestellt und kulturell verhandelt wird. Wie werden in Trash-TV-Sendungen virulente Fragen bearbeitet, zum Beispiel Trauma- oder Responsibilisierungsdiskurse? Welche Rückschlüsse lassen sich anhand dieses Umgangs mit der Messiefigur auf neue Kulturtheorien wie den New Materialism ziehen? Wir sprechen über die Lust am Rest, Sammeln vs. Ansammeln, emotional baggage, rätselhafte Botschaften, und immer wieder über die Spannung der Grenze.
-
"Talking has nothing to do with creation" — das Sprechen hat mit dem Schaffen nichts zu tun — behauptet Gertrude Stein in ihrer Lecture "What Are Masterpieces And Why Are There So Few Of Them?" von 1936 ... ist das wirklich so? In dieser Folge nehme ich Steins Aussage zum Anlass, anhand von Erkenntnissen aus meiner eigenen künstlerischen und theoretischen Arbeit, eine Art Gegenthese zu formulieren.
-
Felix Deiters und ich haben uns verabredet, um über das Abschweifen zu reden. Und schweifen immer wieder ab. Wir sprechen über Denkräume, das poröse Selbst, zittrig aufgetragenen Kajal und neurotische Quirks; aber auch über die Kunst des Vergessens und das Abschweifen als Abweichen von der Norm. Anhand von Paul B Preciados Text ‘Can The Monster Speak?', Jack Halberstams ‘The Queer Art of Failure’ und Kathryn Bond Stocktons ‘The Queer Child’ sprechen wir über geschichtete Erinnerungen, asignifikante Brüche, Assoziation vs. Dissoziation und die Romantisierung und Disziplinierung von Kindheit.
-
In dieser Folge tummelt sich so einiges: einseitige Kühe, janusköpfige Bilder, Dämonen ohne Rückseite und Meat Loaf im Dialog mit Hegel. Ich versuche mich an der Form des Laments — historisch ein wichtiges Werkzeug um der weiblichen Stimme öffentlich Gehör zu verschaffen — um den Verlust der Rückseite zu beklagen. Ausgehend von der trivialen Beobachtung, dass wir in digitalen Meeting Rooms nur noch unsere Vorderseiten zu Gesicht bekommen, überlege ich laut, was dieser perspektivische Wandel für Konsequenzen hat. Schnell stellt sich heraus, dass die Rückseite für mich nicht für den Zugriff steht, sondern für das Unergründliche.
-
Mit dem Autor und Kunstliebhaber Thomas Schlereth suche ich nach Umgangsformen mit dem Unbestimmten – innerhalb und außerhalb des Begrifflichen. Wir sprechen über Texte, die gelesen, und Bilder, die gesehen werden wollen, über geliehene und letzte Worte, den Unterschied zwischen Definieren und Benennen, und immer wieder über das kleine Wort „und“. Nicht nur, sondern auch. Unsichtbare Gäste am Tisch sind Gilles Deleuze, Claire Parnet, Félix Guattari und Roland Barthes. Einen Moment lang lauschen wir alle dem Gesang einer vorbeiziehenden Sirene.
-
Mit der Philosophin Melanie Reichert spreche ich über den Bedeutungsentzug als erotische Erfahrung. Wie verhandelt das Subjekt der Moderne den Umstand, dass universelle Gewissheiten nicht mehr zu haben sind? Gibt es neben der Lust am Verstehen und der Form auch eine Jouissance des Nicht-Verstehens, die im Bruch aufscheint? Wir sprechen über Roland Barthes Entwicklung vom Ideologiekritiker zum Erotiker, Denken als tänzerische Bewegung, Ästhetik als Subversion und fragen uns ob die sinnliche Erfahrung eines Ausstellungsbesuchs nicht manchmal an der Garderobe beginnt.
- Laat meer zien