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Was ist eigentlich „evangelikal“?
Was bedeutet dieses sperrige Wort? Wer sind die Evangelikalen und was ist ihr Anliegen?
Roland Werner geht in seinem Vortrag diesen Fragen nach. Dabei gibt er einen Überblick über die Geschichte der evangelikalen Bewegung. Er beschreibt die theologischen Auseinandersetzungen in den evangelischen Kirchen in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderst, die zur Ausbildung verschiedener „Lager“ geführt haben - dem „liberalen“ und dem „evangelikalen“. Jedoch ist der eigentliche Ursprung der evangelikalen Bewegung weder in den USA noch in Deutschland im 20. Jahrhundert zu suchen, sondern ist auf die Erweckungsbewegung in England im 18. und 19. Jahrhundert zurückzuführen, die einen starke Betonung auf die Überwindung der sozialen Ungerechtigkeiten legten. Und die schließlich dazu führten, dass die Sklaverei im Britischen Empire abgeschafft wurde. Die evangelikale Bewegung hat also von Anfang an einen ganzheitlichen Ansatz, wie er auch in der Lausanner Verpflichtung 1974 formuliert wurde.
Letztlich wurzelt die evangelikale Bewegung im Pietismus und der Reformation, ist eng verbunden mit sozialen Befreiungsbewegungen und der weltweiten Mission der Kirche. So ist sie als die erste ökumenische Bewegung der Neuzeit impulsgebend für die gesamte weltweite Christenheit unserer Zeit. In der Wiedergewinnung ihrer historischen Gründungsimpulse kann sie auch für die Zukunft fruchtbar werden als Motor biblisch motivierter Mission und Gemeindearbeit.
Prof. Dr. Dr. Roland Werner unterrichtet an der Evangelischen Hochschule Tabor und ist Mitarbeiter im Zinzendorf-Institut in Marburg.