Afleveringen

  • Benno Hallauer

    „Dabei hatte er doch seinem Vaterland gedient“.

    Seit zwei Tagen befindet sich der deutsche Arzt Benno Hallauer im Fort Douaumont. Er ist gekommen, um die Ärzteteams zu verstärken, die Tag und Nacht die zahlreichen Verwundeten behandeln, die in den Stollen des Forts versammelt sind. Denn für all diese Kämpfer bleibt das Fort trotz der sehr schwierigen Lebens- und Hygienebedingungen ein sicherer Zufluchtsort, wie ein unsinkbares Schiff inmitten eines Sturms...

    Schon als junger Mann wollte Hallauer Arzt werden. Im Jahr 1902, im Alter von 22 Jahren, erlangte er sein staatliches Medizindiplom und spezialisierte sich anschließend zum Gynäkologen und Geburtshelfer. Da ihm das Wohlbefinden seiner Patientinnen sehr am Herzen lag, suchte er nach Techniken, um die Schmerzen während der Geburt zu lindern... und griff dabei sogar auf für die damalige Zeit sehr innovative Methoden wie die Hypnose zurück!

    Als der Erste Weltkrieg ausbrach, wurde Benno Hallauer Militärarzt in der deutschen Armee. Er wird einer Sanitätseinheit zugeteilt, die sich gleich zu Beginn der Offensive an der Front von Verdun befindet...

    Am frühen Morgen des 8. Mai 1916, einem Montag, erregen beunruhigende Schreie die Aufmerksamkeit des Arztes Benno Hallauer im Lazarett im Fort Douaumont, wo er seit zwei Tagen arbeitet. „Die Schwarzen kommen!“. Sollte es senegalesischen Schützen etwa gelungen sein, in das Fort einzudringen?! Schüsse knallen in den Gängen und plötzlich ertönt eine gewaltige Explosion mit voller Wucht und erzeugt eine furchtbare Schockwelle, die Trommelfelle zerreißt und Stollen und Bauten einstürzen lässt.

    Die ganze Kaserne des Forts zittert! Was ist passiert?!

    Geschockt, aber immer noch klar im Kopf, Hallauer eilt zum Ort der Katastrophe. Er sieht nichts, stolpert über Leichen und fällt zu Boden, weil er an den Gasen erstickt. Obwohl er aus dem Fort geflohen war, beschloss er, sofort zurückzukehren, um so viele Leben wie möglich zu retten. Als sich der Rauch verzieht, wird ihm das Ausmaß der Katastrophe bewusst: Neben schreienden Soldaten, die von der Explosion in den Wahnsinn getrieben wurden, trifft er auf zahlreiche Leichen, die einzeln oder zusammengedrängt liegen, manche in Stücken, andere unversehrt, als wären sie plötzlich im Tod erstarrt... Doch es gibt Überlebende: Der Arzt kümmert sich um die Erstversorgung und den Abtransport der Verwundeten. Er bemüht sich, Hunderte von Leben zu retten.

    Nach einigen Stunden anstrengender Arbeit beginnt Hallauer mit einer schnellen Schätzung: Die Explosion forderte zwischen 700 und 800 Menschen ... Seiner Meinung nach war es ein französisches Granatenlager, das in den unteren Stollen gelagert wurde, das explodiert war. Die Ursache der Verpuffung bleibt unklar: Ein einfacher Bedienungsunfall? Brudermordfeuer zwischen deutschen Soldaten, die an einen französischen Angriff glaubten?

    Das Fort Douaumont bleibt für immer von dieser Katastrophe gezeichnet, aber nichts erinnert dort an das mutige Handeln des Stabsarztes Benno Hallauer.

    Für ihn endete der Krieg 1918: Nach einem Gasangriff wurde er evakuiert. Nach dem Waffenstillstand kehrte der Arzt in seine Klinik zurück und widmete sich vor allem dem Kampf gegen Krebs. Im Rahmen dieser Arbeit lernt er sogar Albert Einstein kennen!

    Doch 1933 kommt Hitler an die Macht. Hallauer ist Jude. Man vergisst seinen Mut, den er während des Krieges und insbesondere in Douaumont bewiesen hat, einen Mut, der viele deutsche Leben gerettet hat... Er verschwindet 1943 an der Seite seiner Frau in Auschwitz, ermordet von den Nazis.

    Dabei hatte er doch seinem Vaterland gedient.

    #DestindeVerdun, ein Podcast, geschrieben und produziert vom Team des Mémorial de Verdun : Nicolas Czubak, Quentin Poulet und Charles Poisson

    Textadaption für Audio : Delphine Peresan-Roudil und Florence Guionneau-Joie

    Sprecher : Aurelie Youlia

    Produktion : FGJ/Art Expo - P ostproduktion : Plissken Production - Aufnahme : Hope So Production

  • Kléber Dupuy

    „Ich bleibe im Fort und übernehme seine Verteidigung!“.

    In der Nacht vom 10. auf den 11. Juli 1916 ist die 3. Kompanie des 7. IR in einer schlechten Lage. Kleber Dupuy und die Männer um ihn herum haben eine Mission: Sie sollen die Steinbrüche im Wald von Vaux-Chapitre erreichen.

    Der Marsch ist lang, unter Granaten und in erstickenden Gasfahnen. Trotz der Schutzmasken fallen die Männer einer nach dem anderen. Soucarre, der Hauptmann der Kompanie, erleidet schließlich eine Vergiftung. Er übergibt das Kommando an den jungen Dupuy.

    Auf dem Weg taucht endlich ein massiges Bauwerk vor ihnen auf, das Fort Souville.

    Es ist 5:30 Uhr und der Tag bricht über der Gruppe von Soldaten an. Wie viele sind noch übrig? Etwa 60... Nur... Dupuy begreift, dass er es nicht bis zu den Steinbrüchen schaffen kann, und beschließt, seine Truppe nach Souville zu bringen.

    Ihre Rettung besteht darin, im Fort de Souville Halt zu machen, das nicht mehr weit entfernt ist. Die deutschen Kanonen hämmern auf die Festung und ihre unmittelbare Umgebung ein. Der Feind bereitete eine neue Offensive vor, nachdem die Offensive vom 23. Juni gescheitert war.

    Dann entdeckte er die Ruinen des Bauwerks. Nur die unterirdischen Gänge stehen noch. Dort bot sich ihm ein trostloser Anblick.

    In der Dunkelheit der unterirdischen Gänge des Forts, die allein den Kämpfen standgehalten haben, leiden, schreien und sterben Verwundete und Vergaste.

    Dupuy beschließt, die Verteidigung des Forts neu zu organisieren. Dazu stehen ihm gerade einmal 300 Männer aus verschiedenen Einheiten zur Verfügung. Er befahl ihnen, die durch die Einstürze versperrten Ausgänge freizumachen, Barrikaden zu errichten und postierte Wachen in der Umgebung. Die erbitterten Kämpfe einen Kilometer entfernt auf Höhe von Fleury dauern den ganzen Tag des 11. Juli.
    Die Garnison rechnet mit dem Auftauchen des Feindes, der schließlich nicht auftaucht...

    Doch in den frühen Morgenstunden dieses Mittwochs, des 12. Juli, gehen die Deutschen erneut zum Angriff über und kommen diesmal gefährlich nahe. "Alle Mann auf ihre Posten!". Auf den Hängen des Forts sprangen einige hundert feindliche Soldaten von einem Granatenloch zum nächsten. Die Maschinengewehre von Souville traten in Aktion und fügten den Angreifern schwere Verluste zu. Einigen Dutzend feindlichen Soldaten gelang es jedoch, die Gräben und die Oberseite des Forts zu erreichen. Der Kampf wurde mit Granaten fortgesetzt.

    Dann schlugen die deutschen Granaten mit voller Wucht auf das Fort ein. Doch am Lärm der Flugbahnen erkennen die Verteidiger mit Schrecken, dass sich auch die französische Artillerie in das Werk der Zerstörung einmischt, das unterschiedslos die Kämpfer beider Seiten trifft. In Verdun geht man nämlich davon aus, dass das Fort bereits verloren ist, daher dieses Missverständnis! Inmitten der Explosionen beeilte sich Dupuy, den Generalstab zu verständigen, um dringend um die Einstellung des Beschusses zu bitten... Der schließlich nach einer endlosen Stunde eingestellt wurde.

    Gegen Mittag treffen Verstärkungen des 25. Bataillons der Jäger zu Fuß im Fort ein, um es zu räumen und die wenigen deutschen Soldaten, die noch kampffähig sind, gefangen zu nehmen. Um 14 Uhr ist das Fort nicht mehr bedroht. Von den 300 Männern der Garnison war die Hälfte getötet, verwundet oder vermisst worden… Am Abend werden Dupuy und seine Männer abgelöst. Für sein heldenhaftes Handeln wird Kléber Dupuy am 24. Mai 1917 zum Ritter der französischen Ehrenlegion erhoben.

    Dieser mutige und tapfere junge Mann aus der Gironde hatte jedoch keine militärische Laufbahn eingeschlagen. Kleber Dupuy wurde 1892 in einer Familie von Austernzüchtern geboren und machte 1912 seinen Abschluss als Lehrer. Zwei Jahre später brach der Krieg aus, während er seinen Militärdienst leistete. Während der Schlacht an der Marne war er bereits durch die Explosion einer Granate verletzt worden. Am 3. Juni 1916 war er als Leutnant mit der 3. Kompanie des 7. RI an die Front von Verdun gezogen.

    Im Jahr 1918 wurde Kléber in der Nähe von Tigny im Departement Aisne so schwer verwundet, dass ihm ein Bein amputiert werden musste.

    Als der Frieden wiederkehrte, nahm er seine Tätigkeit als Lehrer in Bordeaux wieder auf, als wäre fast nichts geschehen. Aufgrund seiner Behinderung wurde er 1923 Leiter der Verwaltungsabteilung des Comité Départemental d'Assistance aux Mutilés et Veuves de Guerre in der Gironde.

    Seit 1948 war er Großoffizier der Ehrenlegion. Er starb am 16. Oktober 1966 im Alter von 74 Jahren.

    #DestindeVerdun, ein Podcast, geschrieben und produziert vom Team des Mémorial de Verdun : Nicolas Czubak, Quentin Poulet und Charles Poisson

    Delphine Peresan-Roudil und Florence Guionneau-Joie

    Sprecher: Johannes Oliver Hamm

    Produktion : FGJ/ArtExpo - Postproduktion : Plissken Production - Aufnahme: Hope So Production

  • Zijn er afleveringen die ontbreken?

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  • Charles Delvert

    „Der befestigte Unterstand mitten im Sturm“.

    Nichts hätte Charles Delvert, der vor dem Krieg Geschichtslehrer war, dazu prädestiniert, einer der vielen gewöhnlichen Helden von Verdun zu werden. Charles Delvert wurde 1879 in Paris geboren und stammt aus einer bescheidenen Familie von Heimhandwerkern. Da er ein guter Schüler ist, verschafft ihm seine Familie ein Stipendium, damit er das Gymnasium besuchen kann. Dies ist der Beginn einer schönen und erfolgreichen Laufbahn, die ihn 1899 bis zu den Bänken der École Normale Supérieure führen wird. Doch Charles Delvert möchte seinem Land dienen. Im selben Jahr kam er der Einberufung zum Militärdienst zuvor und wurde später Reserveoffizier.

    Er wurde Geschichtslehrer und arbeitete in Gap, Agde, Dreux und Arras. Bis 1914, als er mobilisiert wird und im Rang eines Leutnants in das 101e RI eintritt. Delvert wird zweimal verwundet, im August und im September. Jedes Mal kehrt er, kaum genesen, an die Front zurück. Seine Division nahm 1915 an den schrecklichen Kämpfen in der Champagne teil und stieg dann Ende Mai 1916 nach Verdun auf, in den Sektor von Vaux.

    Genauer gesagt in den Schützengraben R1, 500 Meter westlich des Forts von Vaux. Dort hielten Hauptmann Charles Delvert und die wenigen Dutzend Männer, die ihm geblieben waren, fünf Tage lang aus, koste es, was es wolle. Eine großartige Leistung! Eine Heldentat, für die Delvert und die Überlebenden mit einem Orden ausgezeichnet werden.

    Am ersten Tag nahmen die Deutschen zwei andere Verschanzungen links von ihnen ein. Am darauffolgenden Tag hielt die schlecht informierte französische Artillerie seine Stellung den ganzen Tag unter Beschuss. Die von den französischen Soldaten abgeschossenen Signalraketen konnten nichts ausrichten. In den französischen Reihen kam es zu einem Massensterben.

    Am Abend des 2. Juni zählte Delvert nur noch 70 seiner 170 Männer, die er zur Verschanzung R1 geführt hatte... Erschöpft und mit einer geschwächten Einheit leistete Delvert Widerstand.

    Am 3. Juni begannen die feindlichen Maschinengewehrsalven, von oberhalb des Forts Vaux auf sie niederzuprasseln. In den frühen Morgenstunden des 4. Juni erreichten die Deutschen die französische Stellung, aber die wenigen Angreifer, die es schafften, in die Verschanzung hinabzusteigen, wurden getötet oder verwundet.

    Am Nachmittag setzte die deutsche Artillerie den Beschuss der französischen Stellung fort. "Es ist schrecklich! C'est fou!", lässt der junge Deutsche vor Charles Delvert los, der versucht, ungerührt zu bleiben, aber innerlich genauso entsetzt ist. Am Abend begannen die französischen Kanonen erneut, die Verschanzung zu beschießen ... und ließen nur noch 39 Männer um Delvert herum gültig.

    Während dieser Tage konnte der Offizier nicht umhin, die ergebene und resignierte Opferbereitschaft seiner Männer zu bewundern.

    Und heute, am 5. Juni 1916, warten die Überlebenden nur noch auf eins: die Ablösung. Am Abend ist Delvert gezwungen, die Gefallenen seiner Kompanie vor Ort zurückzulassen. Tote, die sich mit ihren steif gewordenen Gliedern noch immer an diesen Teil des Schlachtfelds zu klammern scheinen, den sie bis zum Ende verteidigt haben.

    In dem Moment, als Charles Delvert den Tunnel von Tavannes erreicht, den Ausgang aus der Hölle, die um das Fort Vaux tobt, sind von den 170 Männern, die er in die befestigten Verschanzung R1 geführt hat, nur noch acht übrig.

    Ihr heldenhafter Widerstand bringt Delvert den Orden der Ehrenlegion ein und hinterlässt der Nachwelt eines der ergreifendsten und authentischsten Zeugnisse der Schlacht von Verdun …

    Nach Verdun wurde er noch zwei weitere Male verwundet, bevor er zu verschiedenen Stäben abkommandiert wurde. Als der Frieden zurückkehrte, kehrte er in den Schuldienst zurück, zunächst am Lycée Janson-de-Sailly, dann an der Henri IV. Aufgrund seines anspruchsvollen Patriotismus beschloss er Anfang der 1930er Jahre, sich erfolglos in der Politik zu engagieren.

    Charles Delvert starb am 11. Dezember 1940 im Alter von 61 Jahren.

    #DestindeVerdun, ein Podcast, geschrieben und produziert vom Team des Mémorial de Verdun : Nicolas Czubak, Quentin Poulet und Charles Poisson

    Textadaption für Audio: Delphine Peresan-Roudil und Florence Guionneau-Joie

    Sprecher: Johannes Oliver Hamm

    Produktion: FGJ/Art Expo - Postproduktion: Plissken Production - Aufnahme: Hope So Production

  • Eugène Bullard

    „All blood runs red“ – „Alles Blut fließt rot“.

    New York, 1960. Im Wohnhaus beachtet kaum noch jemand den alten Fahrstuhlführer Eugene Bullard. Doch vor einigen Monaten bezeichnete ihn Präsident Charles de Gaulle als "wahren französischen Helden" und verlieh ihm den Orden der Ehrenlegion. All das hat ihm das Herz erwärmt, auch wenn der 65-jährige Afroamerikaner in den Augen seiner Landsleute ein völlig Unbekannter bleibt. Dabei war sein Leben alles andere als gewöhnlich!

    1912 floh der junge Mann vor dem Elend und dem Rassismus im Amerika der Rassentrennung auf den alten Kontinent. Nach zahlreichen Gelegenheitsjobs wurde er schließlich Boxer. Und durch diesen Sport lernte er Frankreich kennen, das Land, das ihn seit seiner Kindheit so fasziniert hatte. Ein Land, in dem der Rassismus zwar präsent ist, aber Weiße und Schwarze nicht daran hindert, nebeneinander zu leben.

    Bullard ist in Paris, als der Krieg im Sommer 1914 ausbricht. Aus frankophilen Gründen tritt er in die Fremdenlegion ein. Er erlebt die Kämpfe im Artois und in der Champagne, bevor er sich Ende 1915 dem 170. RI anschließt. Er wurde in Verdun eingesetzt, wo er im März 1916 schwer verwundet wurde, als der Kampf um den Besitz des Dorfes Douaumont tobte.

    Obwohl Eugene durch seine Beinverletzung zum Teil invalide wurde, wollte er seiner Wahlheimat immer noch dienen. Er trat in den Flugdienst ein. Im Frühjahr 1917 ließ er sich zum Piloten ausbilden und kehrte einige Monate später in den Himmel über Verdun zurück. Auf dem Rumpf seines Flugzeugs ließ er die Aufschrift "All blood runs red" anbringen: "Alles Blut, das fließt, ist rot". Damit erinnerte er seine Freunde und Feinde daran, dass alle Menschen, unabhängig von ihrer Herkunft, im Angesicht des Todes gleich sind. Er schießt zwei Flugzeuge ab, aber seine Siege werden nicht anerkannt, da es keine Zeugen gibt.

    1917 war auch das Jahr, in dem sein Heimatland dem Konflikt beitrat. Die US-Regierung forderte die Yankee-Flieger, die sich freiwillig in der französischen Armee gemeldet hatten, auf, in den Luftfahrtdienst von Onkel Sam einzutreten. Eugène Bullard entzog sich dieser Aufgabe nicht. Der für die Rekrutierung der Piloten zuständige Arzt, Dr. Gros, war jedoch dagegen. Er war der Meinung, dass ein Farbiger nicht in der Lage sein würde, ein Flugzeug zu fliegen, geschweige denn weiße Untergebene zu befehligen... Gros nutzte einen Zwischenfall zwischen Bullard und einem französischen Offizier aus und erteilte ihm ein endgültiges Flugverbot. Eugène beendete den Krieg im Hinterland der Front in Puy de Dôme.

    Als der Zweite Weltkrieg ausbricht, ist Eugène Bullard 45 Jahre alt. Er meldet sich erneut zum Dienst in der französischen Armee. Im Debakel des Frühjahrs 1940 wurde er im Departement Indre verwundet, konnte aber mit Hilfe des amerikanischen Konsulats in Bordeaux in die USA zurückkehren.

    Auf der anderen Seite des Atlantiks setzte er sich über die Organisation "France Forever" für das Freie Frankreich ein. Doch er fand wieder zu Gelegenheitsjobs zurück und wurde von der Rassentrennung und der rassistischen Gewalt eingeholt, vor der er in seiner Jugend geflohen war... Nach dem Ende des Konflikts entschied er sich dafür, in den USA zu bleiben, da seine beiden Töchter dort lebten.

    1961 starb der alte Liftboy, der einst ein Kriegsheld war, in der allgemeinen Gleichgültigkeit. Er wurde in seiner Legionärskleidung auf dem französischen Veteranenfeld des Flushing-Friedhofs in Queen's beigesetzt.

    Erst 33 Jahre später wurde er von seinem Heimatland durch den damaligen Generalstabschef der US-Armee, Colin Powell, geehrt. Er ernannte Eugene Bullard posthum zum Unterleutnant, was ihm 1917 verwehrt worden war...

    #DestindeVerdun, un podcast écrit et produit par l'équipe du Mémorial de Verdun : Nicolas Czubak, Quentin Poulet und Charles Poisson

    Textadaption für Audio : Delphine Peresan-Roudil und Florence Guionneau-Joie

    Sprecher: Johannes Oliver Hamm

    Produktion: FGJ/Art Expo - Postproduktion: Plissken Production - Aufnahme: Hope So Production

  • Fernand Marche

    „Mit hochgestreckter Hand“.

    Eine Hand in die Höhe gestreckt, ein zerknitterter Brief zwischen den Fingern. Das war es, was den Blick des schweißtriefenden Läufers auf sich zog, dem die Explosionen um ihn herum immer wieder den Atem raubten. Schließlich erkannte er den am Boden liegenden Mann.

    Es ist die Hand des armen Fernand Marche, dessen Weg an diesem Dienstag, dem 1. August 1916, hier nach einem Slalom zwischen Granateneinschlagslöchern endet. Marche sollte dem Oberst, dessen Gefechtsstand einige hundert Meter vom Zwischenwerk Thiaumont entfernt liegt, eine Nachricht überbringen …

    Fernand Marche wurde 28 Jahre zuvor, im Jahr 1888, geboren und stammte aus der Region Pas-de-Calais. Wie viele Männer aus der Region wurde er bereits mit 13 Jahren Bergarbeiter. Nach seiner Heirat im Jahr 1911 trat Fernand seinen Militärdienst an ... Und als der Erste Weltkrieg ausbrach, wurde er wieder zum Militärdienst einberufen.

    Nachdem er 1915 in das 130. RI eingetreten war, wurde er im Oktober bei den Kämpfen um den Hof von Navarin in der Champagne verwundet. Neun Monate später kam sein Regiment an der Front von Verdun an. Im Sommer 1916 waren die Kämpfe und Bombardements auf dem Thiaumont-Kamm von ungeahnter Intensität.

    Von den Steinbrüchen von Bras-sur-Meuse aus waren es 1800 Meter, die er ungeschützt, ohne Zwischenstopp, ohne Möglichkeit, in Deckung zu gehen, mitten durch die Detonationen und Leichen zurücklegen musste …Der Befehl muss so schnell wie möglich eintreffen.

    Marche hatte sich freiwillig für die Aufgabe gemeldet. Der Leutnant hatte ihn ausgewählt, weil er in seinen Augen der erfahrenste zu sein schien. Mit seiner ganzen Kraft und Energie hatte er sich in diesen verrückten Wettlauf mit dem Tod geworfen, inmitten der Hölle von Verdun.

    Und schließlich hatten Granatensplitter ihn erreicht. Im vollen Bewusstsein der Bedeutung seines Auftrags brachte er noch die Kraft auf, seinen Arm an irgendein Hindernis zu lehnen, bevor er starb, damit die wertvolle Botschaft in seiner Hand sichtbar war.

    Und über den Tod hinaus wurde er verstanden … Der folgende Läufer ergreift die blutbefleckte Nachricht und erreicht den Posten von Oberst Lebaud. Von der Erzählung dieser Begegnung der beiden Boten gerührt gelobt Lebaud sich, im Gedenken an den Helden ein Denkmal zu errichten, sollte er den Krieg überleben. Dieser Wunsch ging 1925 in Erfüllung, als in der Nähe der Grube, in der der junge Mann arbeitete, eine Statue zu Ehren von Fernand Marche eingeweiht wurde.

    Fernand Marche ruht wenige hundert Meter vom Ort seines letzten Botengangs entfernt zwischen tausenden Kameraden, im Grab Nr. 6649 auf dem Soldatenfriedhof von Fleury-devant-Douaumont.

    #DestindeVerdun, ein Podcast, geschrieben und produziert vom Team des Mémorial de Verdun : Nicolas Czubak, Quentin Poulet und Charles Poisson

    Textadaption für Audio : Delphine Peresan-Roudil und Florence Guionneau-Joie

    Voix-off : Veronika Beiweis

    Produktion : FGJ/Art Expo - Postproduktion: Plissken Production - Aufnahme: Hope So Production

  • Fernande Herduin

    „Der Kampf geht weiter – auch nach dem Krieg“.

    Eine Mondlandschaft bestimmt nun das Gebiet der ehemaligen Kämpfe vor Verdun. Eine tote Natur, übersät mit Granatlöchern, Stacheldraht und ehemaligen menschlichen Bauten, die nun in Trümmern liegen. Inmitten dieser Szenerie steht eine einsame Frau, die ihren Blick über die Umgebung schweifen lässt, auf der Suche nach dem Märtyrerdorf Fleury-devant-Douaumont.

    Doch Fernande Herduin traut ihren Augen nicht: Es ist nichts mehr übrig, nicht einmal ein Stein, der auf ein Haus hinweist. Es ist unmöglich zu sagen, dass an dieser Stelle einst ein Dorf stand. Dennoch möchte sie sich hier versammeln, an dem Ort, an dem ihr Mann den französischen Kugeln zum Opfer gefallen ist. Es handelte sich um Unterleutnant Henri Herduin vom 347. Infanterieregiment, der als Exempel erschossen wurde...

    Kurz zuvor befanden er und sein Regiment sich am Rande des Bauernhofs von Thiaumont: Am 8. Juni bricht ein heftiger deutscher Angriff den Widerstand der Franzosen. Das 347. Infanterieregiment verzeichnet verheerende Verluste. In dieser aussichtslosen Lage beschließen Henri Herduin und sein Kollege, der Leutnant Pierre Millant, sich trotz der Einwände des Hauptmanns eines anderen Regiments mit den rund vierzig Überlebenden ihrer Männer nach Verdun zurückzuziehen. Für die Militärhierarchie kommt das dem Verlassen des Postens gleich, einem schweren Vergehen, das mit der Todesstrafe geahndet wird. Die beiden Offiziere werden am 11. Juni 1916 ohne Gerichtsurteil im Wald von Fleury erschossen.

    Seit diesem Tag hat sich Fernande Herduin das Versprechen gegeben, ihren Mann zu rehabilitieren. Sobald Frieden herrschte, begann sie ihren schwierigen Kampf gegen die militärische Hierarchie, die von einem Großteil der politischen Klasse gedeckt wurde. Mit Unterstützung eines Anwalts und der Liga für Menschenrechte reichte sie eine Klage wegen Mordes gegen Oberst Bernard ein, den Offizier, der die Hinrichtung ihres Mannes direkt befohlen hatte. Ohne Erfolg ... Im April 1921 setzen sich zwei kommunistische Abgeordnete, Berthon und Morucci, für Frau Herduin ein.

    Die Angelegenheit wird öffentlich bekannt und durch Artikel in Zeitungen wie "Le Progrès civique" und "L'Humanité" aufgegriffen. Die Namen von Oberst Bernard, aber auch der Generäle Boyer und Lebrun, die als hohe Offiziere an der Hinrichtung beteiligt waren, werden nun öffentlich in Frage gestellt. Die politische Klasse begann einzuknicken. Im November 1921 erkannte Minister Louis Barthou das Unrecht an, das ihrem Mann widerfahren war, konnte jedoch keine Revision des Falles bewirken. Anfang des folgenden Jahres kam es zu einem Sieg: Der Rentenminister André Maginot verlieh den Unterleutnants Herduin und Millant endgültig den Status "Tod für Frankreich".

    1924 verabschiedete das Parlament auf Initiative der Menschenrechtsliga und des Abgeordneten Berthon ein Gesetz, das Soldaten, die ohne Gerichtsurteil hingerichtet wurden, für unschuldig erklärte. Hinter diesem Gesetz steht der gesamte von Fernande Herduin geführte Kampf, der endlich anerkannt wird. Für die beiden Unterleutnants von Fleury war nun der Weg zur Rehabilitierung geebnet, die am 20. Mai 1926 offiziell erlangt wurde. Heute ist Pierre Millant in der nationalen Nekropole von Fleury in Grab Nr. 6177 beigesetzt. Henri Herduin hingegen wurde in seiner Heimatstadt Reims beigesetzt. Fernande Herduin hingegen verstarb 1954.

    In Erinnerung an diese beiden in Verdun Erschossenen erinnert ein Gedenkstein in dem zerstörten Dorf Fleury-devant-Douaumont an sie.

    #DestindeVerdun, ein Podcast, geschrieben und produziert vom Team des Mémorial de Verdun : Nicolas Czubak, Quentin Poulet und Charles Poisson

    Textadaption für Audio : Delphine Peresan-Roudil und Florence Guionneau-Joie

    Sprecher: Johannes Oliver Hamm

    Produktion: FGJ/Art Expo - Postproduktion: Plissken Production - Aufnahme: Hope So Production

  • Pierre-Alexis Muenier

    „In den Flammen von Bras-sur-Meuse“.

    Das Auto machte einen Satz nach vorne und blieb abrupt stehen. Es war unmöglich, das Auto wieder zu starten. In der Nacht vom 25. auf den 26. Februar bleiben Pierre-Alexis Muenier und sein Kamerad Martin von der Sanitätskraftfahrabeilung Nr. 61 mitten in Bras-sur-Meuse stecken.

    Nichts prädestinierte Muenier dazu, einer Sanitätseinheit beizutreten. Sein bevorzugtes Fachgebiet war vielmehr das Studium der Literatur und die Professur! Der junge Frankfurter, Sohn eines Malers, hatte gerade mit seiner Doktorarbeit begonnen, als der Krieg ausbrach. Da er Auto fahren kann, wurde er als Pilot der Krankenwagen mobilisiert.

    Obwohl er in den ersten Jahren des Konflikts bereits schreckliches Leid gesehen hatte, bereitete ihn nichts auf die unerhörte Gewalt vor, die er bei seiner Ankunft in Verdun entdeckte. Und nun ist er in diese sehr gefährliche Situation geraten, mitten in Bras-sur-Meuse ...

    Ihr Krankenwagen hat sich in Stacheldraht verfangen und die Granaten fallen Schlag auf Schlag um sie herum. Alle fünf Sekunden eine Granate! Sie werden gegen den Boden gedrückt, umgeben vom Blitzlichtgewitter der Explosionen und dem heißen Atem der Detonationen.

    Sie müssen das Fahrzeug auf der Stelle verlassen, das Lazarett, wo die Verwundeten eingeladen werden sollen, ist aber noch immer unauffindbar … Auf ihrem Weg Richtung Ortsausgang stoßen sie auf ihre Kameraden der drei anderen Sanitätsfahrzeuge, die die Krankenstation gefunden haben. Sie müssen zurück ins Dorf …

    Inmitten der Explosionen erreichen sie den Schutzraum, wo die Verwundeten auf ihre Abholung warten. Aus dem betonverstärkten Keller klettern verschreckte Algerier und Zuaven, allesamt Artilleristen der 37. Division.

    Wir müssen fliehen... Wir müssen aus dieser Todeszone fliehen, in der wir uns nun schon seit über fünf Tagen gegenseitig umbringen. Das ist es, was all diese Männer der 37. Division, die auf Französisch und Arabisch brüllen, besessen macht...

    Unter schwierigen Bedingungen werden die am schwersten Verwundeten zuerst evakuiert. In den Sanitätswagen, dem Muenier sich anschließt, werden zwölf Verwundete gepfercht. Der Konvoi verlässt das Dorf mit einer Geschwindigkeit von etwa zwanzig Stundenkilometern, während die Granaten um sie herum die Zerstörung fortsetzen. Wie durch ein Wunder erreicht der Konvoi unbeschadet Baleycourt, wo die Verwundeten endlich versorgt werden …
    Bis Ende 1916 begibt sich Pierre-Alexis Muenier noch viermal an die Front bei Verdun... Er dient bis zum Ende des Krieges im Automobildienst, nachdem er 42 Monate lang mobilisiert wurde.

    Als zukünftiger Doktor der Literatur überlebte er den Krieg und schrieb “L'angoisse de Verdun” (Die Angst vor Verdun), das 1918 veröffentlicht wurde.

    #DestindeVerdun, ein Podcast, geschrieben und produziert vom Team des Mémorial de Verdun: Nicolas Czubak, Quentin Poulet und Charles Poisson

    Textadaption für Audio : Delphine Peresan-Roudil und Florence Guionneau-Joie

    Sprecher: Aurelie Youlia

    Produktion: FGJ/Art Expo - Postproduktion: Plisken Production - Aufnahme: Hope So Production

  • Léon Buffet

    „Er war zurück“.

    Als der Krieg ausbricht, ist Buffet noch Student. Er wurde im April 1915 eingezogen und im September desselben Jahres zum Aspiranten ernannt. Léon Buffet wurde im Oktober 1896 in der Côte d'Or geboren und hatte vor seiner Einberufung ein ganz anderes Schicksal vor Augen. Der kleine Léon wurde nach dem Tod seiner Mutter in ein Waisenhaus geschickt und absolvierte eine glänzende Schulzeit, die ihm die Einschreibung in das Collège ermöglichte. Seine Zukunft scheint vorgezeichnet: Er wird Lehrer! Der Krieg stoppt diesen süßen Traum.

    Er wurde in das 142. RI eingegliedert und kam Ende Mai 1916 an der Front von Verdun an. Gemeinsam mit den anderen Mitgliedern seiner Kompanie ist Aspirant Buffet im Fort de Vaux eingeschlossen, als dessen Belagerung am 2. Juni beginnt.

    Drei Tage später, in den frühen Morgenstunden, führt Buffet eine kleine Gruppe an. Alle haben nur einen Gedanken: Raus aus dem Fort. Im Schutz der Dunkelheit überqueren sie den Graben und entfernen sich voller Angst. Sie müssen vollkommen lautlos sein, denn die Deutschen halten mit ihren Maschinengewehren oben auf dem Fort Wache. Trotz der Hindernisse schafft es die Gruppe unbemerkt aus der Befestigungsanlage. Diejenigen, die ihnen folgen, werden von Kugelhageln gepflückt. Buffet gelangt bis zum Fort de Tavannes.

    Dort berichtet er seinen Vorgesetzten von der dramatischen Lage in Vaux, das seit drei Tagen belagert und angegriffen wird.

    Und vor allem der Durst, der Durst, der an einem zerrt, der einen verrückt macht...

    Die Garnison unter dem Kommando von Raynal ist mit den Kräften am Ende und bittet um Hilfe …Man verspricht einen befreienden Gegenangriff, aber die belagerten Männer müssen vorgewarnt werden, damit sie die Offensive unterstützen. Buffet erklärt sich bereit, in diese Hölle zurückzukehren, um seine Kameraden zu informieren.

    In der nächsten Nacht kehrt er um und hüpft von Granatloch zu Granatloch über das Gelände, dessen mit der Axt ausgehauene Umrisse im Licht der Leuchtraketen und Explosionen kurz auftauchen. Um ihn herum ertönten einige Detonationen, die die Erde aufwirbelten und sie in schweren Rauch einhüllten. Plötzlich taucht vor ihm eine dunkle, vertraute Masse auf: das Fort de Vaux. Doch wie sollte er von seinen Kameraden erkannt werden?

    Durch kurze gedämpfte Rufe macht er auf sich aufmerksam und die Belagerten öffnen die Barrikade aus Erdsäcken einen Sack weit. Ein Gefreiter taucht auf, zieht den Offiziersanwärter ins Innere und die Verteidiger des Forts rufen verblüfft, als sie ihn erkennen: „Buffet ist zurück!“

    Unter Lebensgefahr hat Léon Buffet es geschafft, das belagerte Fort zu verlassen und wieder hinein zu gelangen. Aus Pflichtbewusstsein, aber auch aus Treue zu seinen Kameraden hatte er dieses große Risiko auf sich genommen …

    An ihrer Seite erlebte er die Kapitulation des Forts am nächsten Tag, nachdem der französische Gegenangriff gescheitert war. Mit ihnen teilte er auch seine Gefangenschaft, da seine Garnison bis zum Ende des Krieges festgehalten wurde.

    Nachdem er aus dieser Hölle herausgekommen war, heiratete er 1919 und wurde schließlich Lehrer, der in Perpignan und Narbonne Mathematik unterrichtete. Bis zu seinem Tod war er aktives Mitglied in verschiedenen Veteranenverbänden, darunter Ceux de Verdun und vor allem der Verband der Verteidiger des Forts Vaux. Er wurde zum Ritter der Ehrenlegion ernannt, lehnte jedoch 1966 die Ernennung zum Offizier ab, da andere Männer, die tapferer waren als er, es eher verdient hätten, geehrt zu werden.

    Léon Buffet starb am 10. Oktober 1966 in Perpignan, wo er auch beerdigt wurde.

    #DestindeVerdun, ein Podcast, geschrieben und produziert vom Team des Mémorial de Verdun : Nicolas Czubak, Quentin Poulet und Charles Poisson

    Textadaption für Audio : Delphine Peresan-Roudil und Florence Guionneau-Joie

    Sprecher : Veronika BEIWEIS

    Produktion : FGJ/Art Expo - Postproduktion : Plissken Production - Aufnahme : Gorgone Productions

  • Franz Marc

    „Er suchte mit dem Blick“.

    Franz Marc wurde 1880 in München geboren und stammt aus einer Familie, in der die Kunst einen wichtigen Platz einnimmt. Sein Vater ist Professor für Malerei. Seine religiöse Mutter beeinflusste den jungen Franz jedoch zunächst: Er sollte Pfarrer werden! Schließlich wendet er sich nach dem Ende seiner Jugend der Philosophie zu.

    Bis 1899, als Franz Marc zum Militärdienst eingezogen wird. Als er ein Jahr lang in einem Artillerieregiment diente, entdeckte er eine neue Leidenschaft: Pferde. Im Jahr 1900 besuchte er die Kunstschule in München, aber der sehr klassische Unterricht machte ihm zu schaffen. Auf zwei Reisen nach Frankreich entdeckte er schließlich neue künstlerische Horizonte, die ihn mehr ansprachen: Courbet, Delacroix, Van Gogh, die Impressionisten und die Kubisten.

    Die Begegnung mit mehreren anderen deutschen Malern prägt ihn für sein Leben. Dazu gehören August Macke und vor allem Wassily Kandinsky, mit dem er 1911 eine avantgardistische Künstlergruppe, den Blauen Reiter, gründet. Hier entfaltete sich seine doppelte Leidenschaft für Pferde und Malerei... Doch dieser schöne kreative Schwung wurde durch den Krieg jäh unterbrochen. Anfang 1916 wurde das Regiment von Franz Marc in Verdun eingesetzt.

    Seit mehreren Stunden sucht Franz Marc auf seinem Pferd einen geeigneten Weg für die Munitionskolonne seines Artillerie-Regiments. Hier und da fallen einige Granaten in der Gegend von Braquis.

    An diesem 4. März 1916, einem Samstag, kann der deutsche Maler nicht umhin, die Côtes de Meuse in der Ferne zu betrachten, die zu dieser Tageszeit bläulich schimmern. Franz Marc hat diese Farbe zur Farbe des Spirituellen und der Männlichkeit gemacht. Eine Männlichkeit, die ihn 1914 dazu brachte, sich willig in den Krieg zu stürzen …

    Aber die Kämpfe sind nun schon seit eineinhalb Jahren im Schlamm der Schützengräben festgefahren. Die Illusionen der Erneuerung des modernen Menschen durch den Krieg haben sich in Luft aufgelöst. Im September 1914 nahm der Konflikt ihm plötzlich seinen Freund, den Maler August Macke, wie er selbst eine Säule der expressionistischen Strömung des Blauen Reiters.

    Auch musste er unzählige Pferde, das Hauptthema seiner Werke, leiden und sterben sehen. Und doch haben die ersten Erfolge zu Beginn der Schlacht von Verdun bei ihm die irrsinnige Hoffnung auf einen entscheidenden Sieg geweckt …

    #DestindeVerdun, ein Podcast, geschrieben und produziert vom Team des Mémorial de Verdun : Nicolas Czubak, Quentin Poulet und Charles Poisson

    Textadaption für Audio : Delphine Peresan-Roudil und Florence Guionneau-Joie

    Sprecher : Johannes Oliver Hamm

    Produktion : FGJ/Art Expo - Postproduktion : Plissken Production - Aufnahme : Hope So Production

  • Pierre Cazalis de Fondouce

    „Der Brand im Befestigungswerk „4 Schornsteine“ (Abri des Quatre Cheminées).

    Als der Erste Weltkrieg ausbrach, war Pierre Cazalis de Fondouce 39 Jahre alt. Er wurde zunächst als Reserveoffizier mobilisiert und trat dann in den Stab der 61. Infanteriebrigade ein, wo er den Rang eines Hauptmanns erreichte.

    Pierre Cazalis de Fondouce wurde am 14. Januar 1875 in Montpellier als Sohn eines Ingenieurs der Arts et Manufactures geboren und war ein engagierter junger Mann, der schon früh eine militärische Laufbahn einschlagen wollte. Mit 21 Jahren trat er in die militärische Sonderschule Saint-Cyr ein, engagierte sich in der Politik und heiratete 1907 Pauline Thomas, mit der er drei Kinder hatte.

    Doch das Leben des dreifachen Vaters, der seit 1907 mit Pauline Thomas verheiratet ist, ändert sich im Sommer 2016. Seine Einheit schließt sich dem Sektor Verdun südwestlich von Fleury an. An diesem Dienstag, dem 8. August, kommt Pierre Cazalis de Fondouce so gut es geht in Richtung des Abri des Quatre Cheminées voran. Die unterirdische Anlage schwankt unter dem Beschuss der schweren deutschen Artillerie. Es ist bei weitem nicht das erste Mal, aber an diesem Tag ist das Bombardement besonders heftig.

    Die französischen Soldaten des 81. und 71. Infanterieregiments hielten in dem Bunker, der sowohl als Rettungsstation als auch als Kommandoposten diente, den Atem an. Alle zitterten in der Dunkelheit.

    Und plötzlich, gegen 10 Uhr, kommt es zur Katastrophe. Eine 210-mm-Granate trifft einen der beiden Eingänge, unter dem sich ein Sanitätsposten befindet. Die Flammen der Explosion setzen die Verbandspakete in Brand und lösen die Explosion der dort gelagerten Munition aus. Wer nicht verwundet ist, schafft die Flucht durch den anderen Ausgang. Aber die andauernden Schreie der Verwundeten im Innern zeigen, dass andere nicht dieses Glück haben.

    In dem Moment eilt der Hauptmann und Verbindungsmann Pierre Cazalis de Fondouce mit einigen Männern ins Innere des Befestigungswerks, um den armen Zurückgebliebenen zu helfen. In der Feuersglut, mitten im Knistern der explodierenden Munition, versucht Pierre Cazalis, die Rettung zu organisieren. Schnell wird er jedoch von Granatensplittern schwer verwundet. Im Flammeninferno findet er zusammen mit rund 40 Männern den Tod.

    Sobald das Feuer einige Stunden später unter Kontrolle ist, dringen die Soldaten erneut in den Unterschlupf ein. Von Pierre Cazalis de Fondouce werden nur die Satteltasche, der Revolver, die Zigarettenspitze und eine Medaille der Jungfrau Maria gefunden. Für seinen Mut wurde der Offizier posthum mit dem Croix de Guerre und später mit der Légion d'honneur ausgezeichnet.

    Heute erinnert ein von der Familie des Hauptmanns errichtetes Kenotaph vor dem Befestigungswerk „4 Schornsteine“ an das Drama, das sich hier, in diesem kleinen Stück des Schlachtfeldes von Verdun, ereignet hat. Der kleine Obelisk kehrt dem Eingang den Rücken zu, durch den der Mann in die Flammenhölle geeilt und nie mehr herausgekommen ist …

    #DestindeVerdun, ein Podcast, geschrieben und produziert vom Team des Mémorial de Verdun : Nicolas Czubak, Quentin Poulet und Charles Poisson

    Textadaption für Audio : Delphine Peresan-Roudil und Florence Guionneau-Joie

    Sprecher : Johannes Oliver Hamm

    Produktion : FGJ/Art Expo - Postproduktion : Plissken Production - Aufnahme : Hope So Production

  • Romain Darchy

    „Der lebendig Begrabene“.

    Romain Darchy wurde 1895 in Sancerre geboren und war bei Kriegsausbruch noch zu jung, um eingezogen zu werden. Erst im Dezember 1914 verließ er die Notariatskanzlei, in der er arbeitete, um sich der Armee anzuschließen. Im März 1915 trat er dem 408. RI bei, mit dem er im Frühjahr in den Kampf zog. Fast ein Jahr lang besetzte er mit seinen Kameraden die Schützengräben an der Oise-Front... bevor er nach Verdun geschickt wurde.

    Es ist der 7. März 1916. Romain Darchy bleibt nur eben Zeit, die Granate kommen zu hören. Im nächsten Augenblick wird er von der Explosion des Geschosses mit großer Wucht von den Füßen gerissen und nun stellt er voller Entsetzen fest, dass er lebendig begraben ist … Sein Leben verdankt er einem Balken, der über seinem Kopf einen Teil der einstürzenden Decke abgefangen hat.

    Darchy ist ein Gefangener. Schlimmer noch: Er kann von niemandem Hilfe erwarten, denn als Verbindungsmann war er zum Zeitpunkt der Explosion auf sich allein gestellt.

    Nun ruft er aus den Tiefen seines Grabs um Hilfe … Aber unter dem Getöse der Bombardierungen, die an diesem 7. März 1916, einem Dienstag, Löcher in die Hänge des Forts Vaux schlagen, kann ihn niemand hören … Mal verzweifelt er, mal schöpft er wieder Hoffnung, weil er sich nicht mit dem Schlimmsten abfinden will …

    Aber die Stunden vergehen und die Situation scheint aussichtslos. Wie schwer es ist, zu sterben, wenn man zwanzig Jahre alt ist, keine Verletzungen hat, in der Blüte seines Lebens steht und bei vollem Bewusstsein ist. Ein Gedanke macht ihm ganz besonders zu schaffen: als vermisst zu gelten. Er denkt an den Kummer und den Schmerz seiner Eltern, falls sie nie erfahren sollten, wo er begraben ist …Er stellt sich vor, wie sie nach dem Krieg über die Weite des Schlachtfelds wandern, um Informationen über sein Verschwinden zu erhalten...

    Nach sieben Stunden spürt er, dass das Leben ihn verlässt … Doch plötzlich erschüttert eine Explosion ganz in der Nähe den Boden und ein Lichtstrahl bricht zu ihm durch. Er nimmt noch einmal alle seine Kraft zusammen und schafft es, sich aus dem Loch zu befreien, um zu seinen Kameraden des 408. Infanterieregiments zurückzukehren.

    Vier Tage später wurde Darchy bei der Ablösung, die ihn zum Fort de Tavannes führte, verwundet. Nach seiner Genesung ließ er sich keineswegs entmutigen, sondern absolvierte die Ausbildung an der Militärschule in Joinville-le-Pont und kehrte im März 1917 im Rang eines Aspiranten an die Front zurück. Er kämpfte fast bis zum Ende des Krieges, der im Juli 1918 unterbrochen wurde, als er in Gefangenschaft geriet. Romain Darchy findet nach dem Waffenstillstand schließlich zu seiner Familie zurück...

    Doch die Geschichte hat immer das letzte Wort und kann erbarmungslos sein …

    Im Zweiten Weltkrieg wird Darchy, mittlerweile Führer des Widerstands in seinem Departement Orne, im Februar 1944 von der Gestapo verhaftet und deportiert. Sein Körper verschwindet im Konzentrationslagersystem der Nazis … Was er 1916 befürchtete, geschieht 28 Jahre später …

    #DestindeVerdun, ein Podcast, geschrieben und produziert vom Team des Mémorial de Verdun : Nicolas Czubak, Quentin Poulet und Charles Poisson

    Textadaption für Audio : Delphine Peresan-Roudil und Florence Guionneau-Joie

    Sprecher : Aurelie Youlia

    Produktion : FGJ/Art Expo - Postproduktion : Plissken Production - Aufnahme : Hope So Production

  • Albert Neyton

    „Der Mann, der schneller war als die Kugeln“.

    Albert Neyton wurde 1891 in Saint-Martin d'Uriage im Departement Isère geboren. Als Handschuhmacher leistete er 1912 seinen Militärdienst und trat dem 99. RI in Lyon bei. Albert wurde der Kompanie des Regiments zugeteilt, die alle Männer umfasste, die für die Verwaltung und Logistik zuständig waren.

    Das 99. RI kämpfte 1914 in den Vogesen und an der Somme, bevor es im Jahr darauf in die Champagne und ab Ende Februar 1916 nach Verdun geschickt wurde. Einige Monate später wird Neyton Telegrafist. Und mit dieser neuen Funktion schloss er sich dem Werk Froideterre an...

    Ende Juni 1916 waren die Männer der Garnison bereits seit drei Tagen dem Beschuss durch die deutsche Artillerie ausgesetzt. Das Fort zittert, raucht und knackt unter den Granateneinschlägen.

    "Es wird über uns zusammenbrechen", dachte der Soldat Neyton. Um ihn herum vergiften sich seine Kameraden an den Kampfgasen oder geraten durch den ohrenbetäubenden Lärm der Explosionen in Panik. Zu allem Überfluss ist es in den Stollen von Froideterre stockdunkel.

    Am Morgen des 23. Juni 1916 melden die Beobachter den nahenden Feind.

    Die Soldaten bewegen sich misstrauisch auf das Fort zu. Das Fort wurde so stark bombardiert, dass die Angreifer hoffen, es zum Schweigen gebracht zu haben. Die Deutschen kommen von oben auf das Fort zu, Albert kann sie fast hören.

    Donnernde Explosionen im Gang unterbrechen plötzlich die spannungsgeladene Atmosphäre, Panik bricht aus. Deutsche Granaten wurden gerade durch eine Öffnung in der Decke geworfen. Mörderischer schwarzer Rauch strömt in die Kaserne. „Wir sitzen in der Falle, wie die Ratten!“ So fühlen sich Neyton und seine Kameraden. Und keine Möglichkeit zurückzuschlagen …

    Der Panzerturm in der Mitte des Zwischenwerks mit zwei 75-mm-Kanonen könnte gut etwas ausrichten … Ja, aber die Kommunikation ist abgebrochen … Die einzige Lösung wäre, einen Boten zu schicken. Albert Neyton fasst sich ein Herz und bietet sich an: Ihm fällt die selbstmörderische Aufgabe zu, den Schießbefehl in den Raum mit dem Geschützturm zu bringen.

    Es handelt sich nur um eine Entfernung von knapp 50 Metern ... Aber sie ist ungeschützt und steht unter feindlichem Beschuss. Ohne zu überlegen hastet Albert Neyton nach draußen und rennt mit gesenktem Kopf durch den Geschosshagel. Wie durch ein Wunder erreicht er sein Ziel. Die Angreifer staunten nicht schlecht, als sie sahen, wie sich der Turm langsam erhob und seine Kanonen in ihre Richtung richtete. Die Luft wird sofort von Maschinengewehrfeuer zerrissen: 116 Schüsse prasseln auf die feindlichen Soldaten nieder und lassen ihnen keine Chance...

    Dank des beherzten Eingreifens von Albert Neyton ist das Zwischenwerk Froideterre an diesem 23. Juni 1916 nicht in deutsche Hände gefallen, an dem Tag, an dem Verdun fast gefallen wäre …

    #DestindeVerdun, ein Podcast, geschrieben und produziert vom Team des Mémorial de Verdun : Nicolas Czubak, Quentin Poulet und Charles Poisson

    Textadaption für Audio : Delphine Peresan-Roudil und Florence Guionneau-Joie

    Sprecher: Aurelie Youlia

    Produktion : FGJ/Art Expo - Postproduktion : Plissken Production - Aufnahme : Gorgone Productions

  • Moussa Dansako

    „Ein afrikanischer Soldat in der Hölle von Verdun“.

    Der Korporal Moussa Dansako zittert. Zusammen mit seinen Kameraden wartet der Obergefreite Moussa Dansako in seinem Schützengraben auf den Moment des Angriffs.

    An diesem Tag, dem 24. Oktober 1916, ist es eisig kalt und die Soldaten des 36. Regiments der senegalesischen Infanterie leiden unter der Kälte. Woran denken die bibbernden Männer aus dem Senegal, aus Mali, Burkina Faso und dem Niger wohl in diesem Moment?

    An ihre Familie, ihr Dorf?

    Einige an ihren aufrichtigen Einsatz für Frankreich, der in diesem Augenblick eine besonders dramatische Wendung nimmt, der Großteil aber an die Art und Weise, wie sie unter Drohung oder Gewaltanwendung rekrutiert wurden.

    Viele, wie Dansako, fragen sich, was sie an diesem 24. Oktober 1916 hier in Schlamm und Kälte tun. Die Intensität der Explosionen holt den Unteroffizier in die Realität zurück: Der Angriff steht unmittelbar bevor.

    Um 11.40 Uhr klettern Dansako und seine Kameraden, von Kälte und Angst gelähmt, über die Brustwehr und stürzen ihrem Schicksal entgegen. Nach zwei Stunden kommt ihr Vormarsch jedoch durch feindliche Schüsse aus der Kasematten-Schlucht (Ravin de la Fausse-Côte). Der Kampf war heftig. Die Männer kommen nur mühsam voran, mit den Füßen im Schlamm, unter Kugelhagel und inmitten explodierender Granaten. Im Getümmel beweist der Obergefreite Moussa Dansako sehr großen Mut: Trotz einer Verletzung rettet er viermal nacheinander einen verwundeten Kameraden und bringt ihn aus der Kampfzone in Sicherheit.

    Am Nachmittag hat die Infanterie ihren Auftrag erfüllt. Die Schlucht ist geräumt….aber zu welchem Preis : 84 Schützen des 36. Regiments wurden getötet oder verwundet. Die Ablösung kommt in der Nacht vom 25. auf den 26. Oktober. Dansako und seine Kameraden verlassen Verdun, nachdem sie an der Großoffensive zur Rückeroberung der Festung Douaumont teilgenommen haben.

    Sein Name war Moussa Dansako. War er Malier, Senegalese, Nigerianer, Guineer oder Burkinabé? Wurde schon sein Name von den französischen Rekruten richtig wiedergegeben? Seine Erinnerung schien im Nebel jenes Oktobertages 1916 verloren gegangen zu sein. Hundert Jahre später taucht er aus den Nebeln der Geschichte auf.

    #DestindeVerdun, ein Podcast, geschrieben und produziert vom Team des Mémorial de Verdun : Nicolas Czubak, Quentin Poulet und Charles Poisson

    Textadaption für Audio : Delphine Peresan-Roudil und Florence Guionneau-Joie

    Sprecher: Veronika Beiweis

    Produktion : FGJ/Art Expo - Postproduktion : Plissken Production - Aufnahme : Hope So Production

  • Oswald Boelcke

    „Die beiden Adler über Douaumont“.

    Oswald Boelcke wurde 1891 in Sachsen geboren und stammt aus einer einfachen Familie. Kurz vor seinem zwanzigsten Lebensjahr meldet er sich als Offiziersschüler zu einem Telegrafenbataillon. Im Rahmen seiner militärischen Ausbildung durchläuft er die Kriegsschule in Metz. Dort erhielt er 1913 seine Lufttaufe: Er war 22 Jahre alt und die Fliegerei wurde zu seiner Leidenschaft.

    In den ersten Tagen des Krieges waren die großen Führer auf beiden Seiten der Meinung, dass die Luftfahrt nur ein zusätzliches Informationsmittel sei, um "über den Hügel zu sehen". Es sind die Flieger selbst, die beweisen werden, dass dieser "Dienst" als "Waffe" betrachtet werden kann.

    Im Mai 1914 trat er nach einem Besuch der Fliegerschule in Halberstadt als Beobachter in die Luftlandetruppen der deutschen Armee ein. Im Mai 1915 wurde Boelcke dann zu den Jagdfliegern in Douai in Nordfrankreich abkommandiert. Als die deutsche Armee Anfang 1916 ihre Großoffensive auf Verdun vorbereitete, wurde er dorthin versetzt.

    Am 13. März befindet sich Boelcke an Bord seiner Fokker Eindecker in der Luft. Er fliegt über die Front von Verdun, als sein Auge von einem anderen Flugzeug, einer Nieuport, angezogen wird, die einen befreundeten Doppeldecker angreift.

    Er zögert keinen Augenblick. Denn Boelcke gehört zur Rasse der "Himmelsritter". Zwei Monate zuvor hatte er die höchste deutsche Auszeichnung, das Kreuz "Pour le mérite", erhalten. Er ist ein sogenanntes "Ass" und hat bereits 10 Siege errungen, d. h. 10 feindliche Flugzeuge abgeschossen. Nun rast er mit seinem Flugzeug über das Plateau von Douaumont, wo der französische Flieger den Spielverderber spielt.

    Aber der feindliche Pilot hat ihn entdeckt und manövriert, um dem Kugelhagel aus Boelckes Maschinengewehren auszuweichen. Jetzt belauern sich die beiden Flieger und versuchen, durch akrobatische Figuren die besten Schusswinkel zu finden. Plötzlich gelingt es der Nieuport, sich hinter der Fokker zu platzieren.

    Boelcke denkt den Bruchteil einer Sekunde, sein letztes Stündchen habe geschlagen, aber das französische Flugzeug wird von seiner rasanten Geschwindigkeit mitgerissen und fliegt an ihm vorbei.

    Das deutsche Flieger-Ass nutzt die Situation und feuert eine kurze Maschinengewehrsalve ab. Leinenstoff (Stoff) löst sich von der Nieuport, die nun versucht, zu den eigenen Linien zurückzukehren. Zur großen Erleichterung Boelckes fliegt der schnellere Franzose davon, während Boelcke ebenfalls zu seinem Flugfeld zurückkehrt.

    Ohne es zu wissen, war Boelcke gerade auf Georges Guynemer getroffen, das Ass der französischen Jagdflieger, den er im Gesicht und am linken Arm verwundete. Boelcke, in seiner Heimat als Held gefeiert, verzeichnet an der Front von Verdun neun weitere Siege, bevor er die Jagdfliegerei an der Somme neu organisiert.

    Unter den Männern, die er rekrutiert, ist auch Leutnant Manfred von Richthofen, der spätere "Rote Baron", das "Ass der Asse" des Ersten Weltkriegs. Boelcke hingegen kam am 28. Oktober 1916 nach einem Zusammenstoß mit einem seiner Flügelmänner, Leutnant Erwin Böhme, ums Leben. Er erhielt ein Staatsbegräbnis, das in der Kathedrale von Cambrai abgehalten wurde.

    Er hatte 40 Siege errungen...

    #DestindeVerdun, ein Podcast, geschrieben und produziert vom Team des Mémorial de Verdun : Nicolas Czubak, Quentin Poulet und Charles Poisson

    Textadaption für Audio : Delphine Peresan-Roudil und Florence Guionneau-Joie

    Sprecher: Richard Sammel

    Produktion : FGJ/Art Expo - Postproduktion : Plissken Production - Aufnahme : Hope So Production

  • Jean-Ernest Tucoo-Chala

    „Ein kühler Kopf im Chaos“.

    „Verdun? Ist mir recht!“

    Dieser überraschende Satz stammt von einem jungen Mann aus dem Béarn. Jean-Ernest Tucoo-Chala, 23 Jahre, Artillerist im 14. Artillerie-Regiment, scheint vor nichts Angst zu haben, nicht einmal vor der Hölle von Verdun.

    Vor dem Krieg war der 23-jährige Béarnais, der aus einer bescheidenen Familie mit vier Kindern stammte, nach einer Tour de France als Geselle Tischler und Karosseriebauer geworden. 1912 war es Zeit für den Militärdienst, während dessen er in einem Artillerieregiment in Tarbes in die Handhabung der 75-mm-Kanone eingewiesen wurde.

    Dann beschleunigt sich alles. Die allgemeine Mobilmachung 1914 schickte ihn zum 14. Regiment der Feldartillerie, mit dem er an den Kämpfen in Belgien, an der Marne und in der Aisne teilnahm. Im April 1916 wurde er Meisterpointer seiner Artilleriebatterie. Einen Monat später schloss er sich einem bewegten und den Soldaten wohlbekannten Sektor an: Verdun.

    Die Tapferkeit des jungen Mannes soll jedoch hart auf die Probe gestellt werden.

    Am 28. Mai 1916 eröffnet seine Batterie auf die Schreie „Schießt! Schießt“ das Feuer auf Douaumont. Die Schüsse fallen in solch einem Tempo, dass die Kanonen zu glühen beginnen und Jean-Ernests Hände verbrennen. Plötzlich explodiert eine der Kanonen. Himmel! Das war knapp! „Schießt! Schießt“ hämmert der Batteriechef dennoch. Jetzt antworten die deutschen Geschütze auf die französischen. Rund um Tucoo-Chala schlagen die Granaten ein, töten seine Kameraden, sprengen Munitionslager! Nun mischen sich die Gase in das Durcheinander, behindern die Sicht und erschweren dem Mann aus dem Béarn das Atmen.

    „Schießt! Schießt“ . „Und wie zum Teufel soll das gehen? “

    Mitten in dieser Hölle spaziert ein Oberleutnant, „so als bummele er über die Champs-Elysées“. Eine surreale Szene, aber die Gelassenheit dieses Offiziers hilft den Männern, Mut zu fassen. Der erschöpfte und von Schlamm bedeckte Tucoo-Chala gibt alles! Nunmehr allein auf weiter Flur schießt er wie ein Irrer, so sehr, dass weitere Kanonen explodieren, obwohl sie neu sind.

    Zwölf Tage später kommt die Ablösung. Trotz einer harten Woche will Tucoo-Chala bleiben und weiter kämpfen, um die Infanteristen zu unterstützen. Schließlich siegt jedoch die Vernunft und er kehrt für eine Ruhepause nach Verdun zurück. Für seinen Mut wird der Draufgänger belobigt.

    Dennoch ist sein Krieg noch nicht zu Ende. Er durchläuft die Argonne, die Somme, die Oise, den Chemin des Dames und kämpft 1918 sogar auf dem Balkan in den Reihen der Orientarmee. Als er mit seiner Einheit in Ungarn festgehalten wurde, um gegen die Bolschewiken zu kämpfen, beendete er den Krieg 1919 im Rang eines Oberfeldwebels.

    Er überstand alle Jahre des Konflikts, ohne eine einzige Verletzung erlitten zu haben.

    Nach seiner Rückkehr nach Frankreich wandte sich Jean-Ernest Tucoo-Chala, der eine glänzende Militärkarriere hätte anstreben können, endgültig von der Armee ab. Er zog es vor, nach Pau zurückzukehren, wo er einen bescheidenen Lebensmittelladen eröffnete. In seiner Heimatstadt verbrachte er den Rest seines Lebens und starb am 23. Dezember 1977 im Alter von 84 Jahren.

    #DestindeVerdun, ein Podcast, geschrieben und produziert vom Team des Mémorial de Verdun : Nicolas Czubak, Quentin Poulet und Charles Poisson

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    Sprecher: Johannes Oliver Hamm

    Produktion : FGJ/Art Expo - Postproduktion: Plissken Production - Aufnahme : Hope So Production

  • Eugène Criqui

    „Er hatte schon andere Male eins aufs Maul bekommen“.

    New York, 26. Juli 1923. Bereits zum vierten Mal rollt Eugene Criqui unter den Schlägen des Amerikaners Johnny Dundee zu Boden. Der Weltmeister im Federgewicht ist in Bedrängnis. Allerdings hat der Mann, der den Spitznamen "Eiserner Kiefer" trägt, schon einiges erlebt.

    Acht Jahre zuvor, in der Nacht vom 13. auf den 14. März 1915, wartete er in der ruhigen Gegend des Schützengrabens von Calonne, etwa 20 Kilometer südöstlich von Verdun. An diesem Tag wacht Eugène Criqui, Infanterist im 54. RI, an der Schießscharte eines kleinen Postens in Richtung der deutschen Linien. Ein schlechter Platz, da die vorherigen Späher getötet wurden. In der Dunkelheit ist es sehr schwer, die Erdsäcke von den deutschen Stellungen jenseits des Dickichts und der zerfetzten Bäume zu unterscheiden. Plötzlich sieht Criqui, dass sich etwas bewegt, und eröffnet das Feuer. Als Gegenreaktion ertönt ein Schuss von der anderen Seite des Niemandslands. Der Boxer wurde ins Gesicht geschlagen und fiel auf den Boden des Grabens. Er blieb bei Bewusstsein, stand aber unter Schock und schaffte es, zu seinen Kameraden zurückzukehren, die die hässliche Wunde im Gesicht des jungen Mannes entdeckten...

    Die Kugel zerschmettert seinen Unterkiefer, zerreißt seine Zunge und schlägt ihm gut zwanzig Zähne aus. Aus dem schrecklichen Loch im Gesicht des Boxers spritzt Blut. Viele halten seine Verletzung für fatal … Der Boxer wird notfallmäßig von Krankenträgern nach Rupt-en-Woëvre transportiert.

    Criqui wird gerettet, jedoch ist sein Leidensweg von zahlreichen chirurgischen Eingriffen gespickt ... Um sein „kaputtes Maul“ wiederherzustellen und seinen Kiefer zu reparieren, wird ihm schließlich eine Eisenplatte transplantiert …

    Teilweise aus der Armee entlassen und trotz seiner Behinderung nahm er ab 1917 das Training für den Ring wieder auf. Von Stufe zu Stufe eroberte der "König des KO", wie er genannt wurde, 1923 in New York gegen Johnny Kilbane den Weltmeistertitel im Federgewicht... und verlor ihn einen Monat später gegen Dundee durch einen Kieferschlag. Dies hielt Criqui jedoch nicht davon ab, bis 1928 weiter zu boxen, obwohl er sich bei einem anderen Kampf die Hand brach.

    Für all diese Heldentaten wurde der Pariser im März 1960 in den Orden der Armee aufgenommen. Mit der Militärmedaille und der Croix de Guerre (Kriegsverdienstkreuz) mit Palmenzweig ausgezeichnet stirbt „Gégène mit dem kaputten Maul“ 1977

    #DestindeVerdun, ein Podcast, geschrieben und produziert vom Team des Mémorial de Verdun : Nicolas Czubak, Quentin Poulet und Charles Poisson

    Textadaption für Audio : Delphine Peresan-Roudil und Florence Guionneau-Joie

    Sprecher : Veronika Beiweis

    Produktion : FGJ/Art Expo - Postproduktion : Plissken Production - Aufnahme : Hope So Production

  • Kurt Rackow

    „Er war der erste oben auf dem Berg“.

    Ein echter Krieger aus der preußischen Militärtradition war dieser Kurt Rackow, der 1893 geboren wurde. Bei Kriegsausbruch nahm der junge Mann, der im Alter von 19 Jahren in das 158. Infanterieregiment im westfälischen Paderborn eingetreten war, an der Invasion Belgiens und anschließend an der Schlacht an der Marne teil.

    Rackow, der inzwischen zum Unterleutnant aufgestiegen war, kannte die Schützengräben im Artois und in der Champagne, wo die deutsche Armee unter großen französischen Offensiven zu leiden hatte, gut. Zweimal verwundet, wird Rackow evakuiert und ins Krankenhaus eingeliefert. Im Februar 1916 kehrte er zu seiner Kompanie zurück.

    Zwei Monate später wurde sein Regiment nach Verdun geschickt: Sie hatten den Auftrag, den Sektor Vaux zu besetzen, der von der gleichnamigen Festung dominiert wurde. Sie saßen also in der ersten Reihe, als die deutsche Armee Anfang Juni einen Großangriff startete, um die Festung einzunehmen...

    An diesem frühen Morgen des 2. Juni 1916 gelingt es dem Leutnant Rackow, mit rund zwanzig Männern die Oberseite des Forts Vaux zu erreichen. Seit mehreren Monaten sitzen die Deutschen an den Hängen des Forts fest und schließlich ist er der Erste, der oben auf dem „Berg“ ankommt.

    Einige Stunden zuvor war er, umgeben von seinen Kameraden des 158. Regiments, zum Angriff übergegangen. Im Kugelhagel der Verteidiger mussten sie sich dem Fort nähern. Am Rand des Grabens kamen sie zum Stillstand. Ein weiterer Vormarsch war unmöglich, da die Franzosen von einem Bunker aus alle Waffen, die sie hatten, abfeuerten, um ihnen den Zugang zu versperren. Dank des Eingreifens der Pioniere konnte Rackow das Hindernis überwinden und das Ziel erreichen. Nur eine Handvoll Männer hatte dem Offizier folgen können.

    Jetzt ist er allein, seine Männer wurden vom Widerstand der Franzosen aufgehalten. Ein Rückzug ist für ihn jedoch undenkbar. Noch nie waren die Deutschen ihrem Ziel so nah. Um anzuzeigen, dass er an seiner Position festhält, kommuniziert Rackow stundenlang im Morsecode mit den Soldaten, die in der Umgebung des Forts festsitzen.

    Am Nachmittag kommt endlich die Erlösung. Deutsche Verstärkung hat die Franzosen gezwungen, sich im Fort zu verschanzen.

    Am Abend des 2. Juni riegeln 150 Männer unter dem Kommando von Rackow das Fort ab. Es dauert jedoch noch fünf weitere Tage, bis Vaux fällt. Die Kapitulation erlebt Rackow jedoch nicht vor Ort. Als wahrer Nationalheld gefeiert wird er am Abend des 3. Juni abgelöst und mit der höchsten deutschen Ehrenmedaille ausgezeichnet, dem Orden „Pour le Mérite“.

    Der Krieg war für ihn nicht zu Ende, da er bis zum Waffenstillstand weiterhin in den Reihen seines Regiments diente. Von Mai bis August 1919 schloss er sich im revolutionären Kontext der unmittelbaren Nachkriegszeit in Deutschland einem Freikorps in der Stadt Düsseldorf an, um jeden weiteren Versuch eines Spartakistenaufstands niederzuschlagen.

    Er zog sich 1920 aus der Armee zurück, drei Jahre bevor er bei einem Unfall ums Leben kam.

    #DestindeVerdun, ein Podcast, geschrieben und produziert vom Team des Mémorial de Verdun : Nicolas Czubak, Quentin Poulet und Charles Poisson

    Textadaption für Audio : Delphine Peresan-Roudil und Florence Guionneau-Joie

    Sprecher : Richard Sammel

    Produktion : FGJ/Art Expo - Postproduktion : Plissken Production - Aufnahme : Hope So Production

  • Nicole Girard-Mangin

    „Ich bitte um einen Mann und man schickt mir eine Frau.“

    Es ist soweit, es steht unmittelbar bevor. Nach Angaben des Oberkommandos planen die Deutschen einen groß angelegten Angriff auf Verdun. Der Gesundheitsdienst des Sektors muss schnellstens die Verwundeten und Kranken aus der Stadt evakuieren. Die Aufgabe ist enorm und das schlechte Wetter verzögert die Evakuierung erheblich. In all diesem Trubel gibt es eine 37-jährige Frau namens Nicole Girard-Mangin, die einen kühlen Kopf bewahrt.

    Sie wurde 1878 in Paris geboren und kannte die Maas bereits, da sie ihre Jugend in Véry verbracht hatte. Im Alter von 18 Jahren entschied sie sich für die Medizin und begann ein Studium in Paris. Kurz darauf heiratete sie jedoch den Weinbauern André Girard und verzichtete fortan auf ihr Studium, um an seiner Seite zu arbeiten. Ein Herzschmerz ... der nur von kurzer Dauer sein sollte. Nach ihrer Scheidung kehrte sie 1903 auf die Schulbank zurück und studierte Medizin. Am Vorabend des Krieges arbeitete sie in einer Tuberkuloseklinik des Beaujon-Krankenhauses in Paris, wo sie über Tuberkulose und Krebs forschte.

    Nicole Girard-Mangin ist eine moderne, engagierte Frau, die sich leidenschaftlich für ihren Beruf einsetzt. Doch trotz dieser unbestreitbaren Erfahrung muss sie gegen die Vorurteile ihrer Zeit kämpfen. und sich zahlreichen Herausforderungen und sogar Ungerechtigkeiten stellen. Im Jahr 1914 wurde sie aufgrund eines Verwaltungsfehlers im Kriegsministerium als Militärärztin mobilisiert. Die Armee dachte, sie hätte es mit der Ärztin "Gérard Mangin" zu tun.

    Die Situation ist neu ... Eine Frau als Militärärztin in Verdun!

    Sie wird in einem damals ruhigen Gebiet eingesetzt: Verdun. Doch an der Front wird sie im September 1914 eiskalt empfangen: „Ich bitte um einen Mann und man schickt mir eine Frau.“

    Der Ton ist vorgegeben. Nicole ist nicht überrascht über diese Begrüßung. Die Medizin ist nun einmal Männersache …Dennoch kümmert sich die Ärztin, zum Dienstgrad der Hilfsärztin ernannt, bis Februar 1916 entschlossen und engagiert um die Typhus-Kranken im Lazarett Nr. 13 von Glorieux. Ende Februar 1916 sind die Deutschen auf dem Vormarsch, es wird Zeit, das Lazarett zu räumen …

    Professionell organisiert Nicole Mangin den Umzug ihrer Abteilung ins Krankenhaus von Bar-le-Duc. Nur eine Handvoll transportunfähiger Kranker bleibt zurück. Nicole weigert sich, sie im Stich zu lassen.

    Der Druck der Schlacht wird immer größer. Massen von Verwundeten strömen in das Krankenhaus von Glorieux. Diese sind von ihren Erfahrungen an der Frontlinie traumatisiert und berichten, was sie gesehen und gehört haben. Nicole Mangin und ihre Kameraden können all diese Informationen nicht überprüfen. Die Panik wächst, zumal das Krankenhaus nach einem Stromausfall nun im Dunkeln liegt.

    Angesichts der intensiven Bombardierung ist die Stellung jedoch unhaltbar und am 25. Februar wird die endgültige Evakuierung des medizinischen Personals beschlossen. An Bord eines Sanitätsfahrzeugs bringt Nicole die letzten Kranken unter Granatenbeschuss nach Froidos in Sicherheit. Trotz einer leichten Verletzung im Gesicht bleibt die Selbstlosigkeit der Ärztin ungebrochen.

    Bis November 1916 bleibt sie im Gebiet von Verdun im Dienst. Ihre Dienstberichte und Entschlossenheit bescherten ihr zwar Beförderungen, Auszeichnungen wurden ihr jedoch stets verweigert …

    Sie starb frühzeitig im Jahr 1919, wahrscheinlich an den Folgen einer starken Überanstrengung. Sie war 40 Jahre alt. Zusammen mit ihrer Zeitgenossin Marie Curie erschütterte sie das Bild von Frauen in der Medizin und bewies, dass sie genauso effizient und mutig handeln konnten wie Männer.

    #DestindeVerdun, ein Podcast, geschrieben und produziert vom Team des Mémorial de Verdun : Nicolas Czubak, Quentin Poulet und Charles Poisson

    Textadaption für Audio : Delphine Peresan-Roudil und Florence Guionneau-Joie

    Sprecher: Aurelie Youlia

    Produktion: FGJ/Art Expo - Postproduktion: Plissken Production - Aufnahme: Hope So Production

  • Jean Tourtay

    „Er hatte Augen wie ein Falke“.

    Tagelang verbringt Jean Tourtay ganze Stunden in mehreren hundert Metern Höhe, um das Schlachtfeld von seinem Beobachtungsballon aus zu überblicken.

    Während seines Militärdienstes trat der 1891 geborene junge Soldat aus Chalon-sur-Saône 1912 der ersten Ballongruppe bei. Eine Zuordnung, die sich vielleicht durch seinen Beruf als Fotograf erklären lässt... Zum Zeitpunkt der Mobilmachung ist es daher nur logisch, dass Tourtay sich in den Beobachtungsballons wiederfindet. Die Fähigkeiten des jungen Mannes werden sehr bewundert, so dass er nacheinander die Ränge eines Sergeanten und eines Unterleutnants erhält.

    Man muss sich ihn dort oben vorstellen, wie er in seinem Korb unter der weiten Stoffhülle seines Beobachtungsballons vom Wind geschüttelt wird. Seine Arbeit war von entscheidender Bedeutung: Er informierte den Generalstab per Telefon über die Entwicklung der Frontlinie und leitete unzählige Kanonenschüsse an.

    Mit dem Ausbruch der Schlacht um Verdun im Februar 1916 wurde er bald an die Front in den Hauts de Meuse gerufen.

    Seit seiner Ankunft in Verdun hat Tourtay sich einen Namen gemacht. Trotz des Rauches, der über dem Schlachtfeld liegt, und der Witterungseinflüsse täuschen sich seine Augen nie.

    Aber an diesem Sonntag, dem 2. April 1916, meldet er den gewaltsamen Vormarsch der Deutschen südlich vom Fort Douaumont. Wie ist das möglich? Sicher, die Schlacht wütet, aber die Infanteristen am Boden haben keine derartige Information übermittelt. Können seine Augen ihn täuschen?

    Die Deutschen sollen jetzt südlich der Eisenbahnstrecke Fleury-Vaux sein. Und Tourtay verlangt eine Artilleriestellung in dieser französisch besetzten Zone.

    Im Generalstab ist man besorgt, zögert. Der General Nudant ruft ihn direkt an und bittet ihn, bei seiner Ehre zu schwören, dass er sich dessen sicher ist, was er sieht. Und Tourtay bestätigt: Der verheerende Beschuss beginnt.

    Einige Stunden später wird ein französisches Regiment zum Gegenangriff geschickt. In ihrem Vormarsch treffen die französischen Soldaten auf zahlreiche getötete und verwundete deutsche Soldaten, die der schrecklichen Bombardierung zum Opfer gefallen sind. An diesem Tag wurden die Franzosen von den Falkenaugen Jean Tourtays gerettet, einem echten Ass der Ballonfahrt.

    Einige Monate später, im Januar 1917, wird er erneut befördert. Als Leutnant blieb er in der Luft, tauschte aber seinen Ballon gegen die Flugschule in Ambérieu ein. Leider kam er am 26. Februar 1918 in der Nähe von Châlons-sur-Marne bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. Er war 26 Jahre alt.

    #DestindeVerdun, ein Podcast, geschrieben und produziert vom Team des Mémorial de Verdun : Nicolas Czubak, Quentin Poulet und Charles Poisson

    Textadaption für Audio : Delphine Peresan-Roudil und Florence Guionneau-Joie

    Sprecher: Veronika Beiweis

    Produktion : FGJ/Art Expo - Postproduktion : Plissken Production - Aufnahme : Hope So Production

  • Maurice Genevoix

    „Er war unter ihnen“.

    An diesem Sonntag, dem 17. September 1967, haben sich mehr als 5.000 Menschen versammelt: Veteranen, Offizielle, Fahnenträger, Pilger... Sie alle drängen sich vor dem Vorplatz des gerade fertiggestellten Gebäudes. Das Mémorial de Verdun steht kurz vor der Einweihung…

    Hinter dem Rednerpult hat Maurice Genevoix seine Rede begonnen. Der Akademiker, Vorsitzende des Nationalen Komitees zur Erinnerung an Verdun (Comité National du Souvenir de Verdun) und Sprachrohr der Veteranen von 14-18, hält mit heiserer Stimme seine Ansprache. Aber während die Worte vor seinen Augen vorbeiziehen, ist der alte Mann nicht mehr wirklich da. Er ist wieder unter „ihnen“.

    „Sie“, das sind seine Kameraden, „die von 1914“. Und sie erscheinen ihm wieder. Von jenem, den er kaum kannte und der bei der Schlacht an der Marne mitten im Sprung von einer Kugel niedergemacht wurde, bis zu Robert Porchon, seinem Waffenbruder und Freund. Alle sind sie da …

    Und die schmerzhaften Erinnerungen stürmen auf ihn ein, wie die Horrornacht vom 20. auf den 21. Februar 1915 am Bergkamm Les Éparges, wo ihn die Verwundeten in Kälte und Regen anrufen und anflehen, er möge ihre Qualen lindern.

    „Sie“, die nur wenige Stunden zuvor noch voller Leben waren, bevor sie von einer Granate schrecklich verstümmelt wurden.

    Er durchlebt auch seinen eigenen Schmerz erneut, als er am 25. April 1915 unweit von Saint-Remy-la-Calonne, von wo aus ihn Sanitäter schwer verwundet hinter die Feuerlinie brachten.

    Und heute, zwischen den Geistern seiner Kameraden und der generationenübergreifenden Menschenmenge schwankend, beendet dieser Überlebende seine Rede mit einer humanistischen Botschaft: "Jung und Alt, versöhnte Freunde und Feinde, mögen sie von diesem Ort tief in ihrem Inneren ein Menschenbild mitnehmen, das sie stützt und ihnen beisteht. Möge das Licht, das hier wacht, sie endlich zum Frieden führen"! Das Mémorial de Verdun war geboren...

    Dreizehn Jahre später verfasste Maurice Genevoix sein letztes Werk mit dem Titel Trente mille jours (Dreißigtausend Tage), in dem er auf sein Leben zurückblickte. Von Sous Verdun, dem ersten Band von Ceux de 14, über seinen Goncourt-Preis für Raboliot im Jahr 1925 bis hin zu diesem letzten Titel hat der Schriftsteller insgesamt rund 60 Werke geschrieben. Die Verherrlichung des Lebens und der Natur stehen im Mittelpunkt seines Werks, in dem das Trauma des Krieges stets unterschwellig mitschwingt. Der junge Unterleutnant des 106. RI, der zum Zeitzeugen seines Jahrhunderts wurde, starb am 8. September 1980, wenige Wochen vor seinem 90.

    #DestindeVerdun, ein Podcast, geschrieben und produziert vom Team des Mémorial de Verdun: Nicolas Czubak, Quentin Poulet und Charles Poisson.

    Textadaption für Audio: Delphine Peresan-Roudil und Florence Guionneau-Joie

    Sprecher: Veronika Beiweis

    Produktion: FGJ/Art Expo - Postproduktion: Plissken Production - Aufnahme: Hope So Production