Afleveringen
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In Freiburg wird seit Neuestem Wein in Bierflaschen verkauft. So richtig mit Kronkorken statt Schraubverschluss oder klassischem Weinkorken und eben mit Pfand auf der Flasche. Macht die Flasche denn einen Unterschied?
Wenn es anständiges Glas ist, wird der Wein auch in einer Bierflasche relativ gut aufbewahrt sein. Der Punkt ist nur die Größe: bei Bier für einen halben Liter. Das Übliche bei Wein ist doch eher die Dreiviertelliterflasche, das ist dann eben eine Frage der Gewohnheit. Interessant an dem Projekt fand ich allerdings die Sache mit den Etiketten.
Worum geht es dabei?
Die Etiketten müssen einerseits halten, bis der Wein ausgetrunken ist. Andererseits müssen sie in der Waschanlage problemlos abgehen. Schließlich geht es in diesem konkreten Fall ja um eine Standard-Bierflasche, die gegebenenfalls beim nächsten Befüllen vor Ort – dort, wo sie abgegeben wurde – wieder mit Bier befüllt wird und ein neues Etikett braucht.
Und macht der Kronkorken einen Unterschied?
Das gibt oder gab es vereinzelt auch schon bei Wein. Ganz sicher aber bei Schaumwein der günstigeren Sorten, denn die müssen ja eh sehr druckfest verschlossen werden. Und da ist der Kronkorken – siehe Bier und andere kohlensäurehaltige Getränke – eine sichere Bank. Aber ein Pfandsystem macht nur für Weine Sinn, die nicht fünf bis zehn Jahre beim Kunden im Keller liegen. Das Interesse der Winzer und Weingroßhändler an dieser Idee hat vor allen Dingen damit zu tun, dass sich Glas durch die erhöhten Energiepreise gravierend verteuert hat und damit auch die Neuflaschen.
Mein Eindruck war, das wird mit Umweltschutz-Gründen vermarktet: In der Produktion von Einwegglas entsteht Kohlendioxid, weswegen man auf ein Mehrwegsystem umsteigt.
Das ist ein zweifelsohne vorhandener positiver Effekt. Der Verpackungsaufwand durch die Einweg-Glasflasche ist wahrscheinlich für ein Drittel bis zur Hälfte der Klimabelastungen durch die Weinindustrie verantwortlich. Eine Winzergenossenschaft wie die in Freiburg, die das jetzt macht, die wird das vielleicht tatsächlich nicht nur ökonomisch denken. Ich kann mich erinnern: Anfang der 90er wurde diese EU-Verpackungsverordnung gemacht, und im Vorfeld der Debatten darüber gab es in Deutschland schon Ärger. Denn es gab tatsächlich damals schon ein Mehrweg-Weinflaschensystem, was aber unter anderem durch Discounter sabotiert wurde. Die haben das Mehrwegsystem generell abgelehnt, weil es für sie durch zusätzliche Lagerflächen für leere Flaschen auch Mehrkosten verursacht und so ihr Kostenvorteil gegenüber dem gewöhnlichen Lebensmittel-Einzelhandel schrumpft.
Wäre es denn möglich, Pfand auf Weinflaschen einzuführen?
Darüber gibt es schon Debatten. Der Punkt bei Wein ist aber, dass die Anbaugebiete meist nicht identisch sind mit den Orten, wo konsumiert wird. Das heißt, du hast relativ weite Leerguttransporte, die die Umweltbilanz wieder verschlechtern. Mehrweg ist im Allgemeinen vor allem dann besonders umweltfreundlich, wenn kurze Wege dranhängen. Da wäre eine Einheitsflasche für Wein sinnvoll.
Und würdest du Wein in einer Bierflasche kaufen?
Warum nicht? Die Flasche ist eine Flasche, und gegenüber dem Korken haben Kronkorken wie Schraubverschluss einen Vorteil: Es kann nie korkig schmecken.
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In den USA lebt der Stachelrochen Charlotte in einem Aquarium zusammen mit zwei Haien. Charlotte ist nun schwanger – wohlgemerkt, ohne Kontakt zu Artgenossen zu haben. Was ist passiert?
Schwanger ist in dem Falle ein falsches Menschengleichnis. Haie und Rochen gehören ja zu den Tierarten, die Eier legen. Einige der Knorpelfische behalten die Eier aber im Körper und lassen die Jungtiere innerhalb des Muttertieres schlüpfen.
Das beantwortet meine Frage nicht. Ist der Rochen von einem Hai befruchtet worden, oder hat er das selbst gemacht?
Es deutet alles auf eine Jungfernzeugung hin, Fachchinesisch: Parthenogenese. Diese Selbstbefruchtung kommt vor allem bei Gliederfüßern, Weichtieren, Echsen und Fischen vor. Dass eines der Hai-Männchen gewissermaßen als Vater infrage käme, ist sehr unwahrscheinlich. Eine Kreuzung beider Arten wäre vermutlich auch nicht lebensfähig, denn sie sind nur sehr entfernt miteinander verwandt.
Das ist bei Tigern und Löwen anders. Die kommen in der Natur in unterschiedlichen Lebensräumen vor, sodass sie bisher nur künstlich gekreuzt wurden.
Richtig. Es gibt lebende Exemplare des »Ligers«. Die Arten aber sind näher verwandt. Der letzte gemeinsame Verwandte von Rochen und Hai dagegen ist 300 Millionen Jahre her.
Zurück zu Charlotte. Warum befruchten die Rochen sich selbst?
Es gibt einen Grundinstinkt, der das Verhalten aller Arten prägt – partiell sogar das des Menschen, obwohl man da manchmal Zweifel hat: die Arterhaltung. Und wenn ein geschlechtsreifes Weibchen einer Tierart, bei der das biologisch geht, sich lange nicht fortpflanzen kann, dann kann die Parthenogenese ausgelöst werden. Allerdings ist das bei dieser Art von Stachelrochen noch nie beobachtet worden.
Kommt dieses Verhalten nur in Gefangenschaft vor?
In freier Wildbahn gibt es wenig Veranlassung dazu. Die Viecher können weit schwimmen. Haie zum Beispiel schwimmen zur Paarung zum Teil Zehntausende Kilometer. Rochen sind zwar standortfester, befinden sich aber meist in Gesellschaft von Artgenossen. Die Parthenogenese hat jedoch auch Nachteile: Es kommen immer nur Weibchen heraus.
Warum?
Weil dem Muttertier nur der Chromosomensatz von sich selbst zur Verfügung steht.
Das ist natürlich ein Problem, weil Charlottes Nachkommen vor dem gleichen Problem wie sie stehen.
Richtig. Hinzu kommt: Die Parthenogenese produziert mehr oder minder dasselbe wie eine langjährige Inzucht. Und diese hat den gravierenden Nachteil, dass für bestimmte Krankheiten dann eine höhere Empfänglichkeit besteht.
Nicht nur das. Es kommt vermehrt zu Gendefekten.
Eben. Und die können unter Umständen zu schweren Behinderungen führen. Auch bei Tieren.
Wurde die Parthenogenese bei Säugetieren beobachtet?
Nein, bei Säugern ist die Jungfernzeugung aufgrund der Spezifik der Verbindungen von Eizellen und Spermatozoen nicht möglich.
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Zijn er afleveringen die ontbreken?
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Es ist Erkältungszeit. Inhalieren mit Salzwasser soll da ja sehr gut sein. Warum eigentlich?
Wenn die Schleimhäute von der Nase bis in die Bronchien anschwellen durch Entzündung, dann ist die Schleimproduktion ein Teil unserer ersten Abwehr. Und damit die Schleimhäute feucht bleiben, ist Salzwasser nicht schlecht. Wenn man viel in trockener Luft zu tun hat, ist es auch ganz gut, mit Salzwasser die Nase zu spülen.
Dazu benutzt man dieses eklige Teil, das man sich unter ein Nasenloch halten muss.
Die Nasendusche. Das ist doch aber eigentlich praktisch. Im Vergleich zu früher, als man das mit der Nase aus irgendwelchen Schälchen aufsaugen musste … Heute ist es ganz easy. Läuft in das eine Nasenloch rein und aus dem anderen wieder raus – und jut is.
Aber man hat das Gefühl, als würde das Gehirn durchgespült werden.
Echt? Na, ist ja vielleicht gar nicht schlecht, das Gehirn mal durchzuspülen.
Zurück zur Nase. Geht am Meer ein Schnupfen schneller wieder weg?
Am Meer ist es sicher besser. Allerdings wird Meeresluft eher bei Leuten mit chronischen Atemwegserkrankungen empfohlen. Da gibt es natürlich historisch auch noch andere Methoden. Ich erinnere mich, meine Mutter, die hatte schweres Asthma als Jugendliche, und die war stinksauer, dass sie nicht nach Helgoland zur Kur geschickt wurde, sondern nur nach Bad Kösen, wo sie dann an den sogenannten Gradierwerken jeden Tag spazieren gehen musste.
Okay, was ist das denn?
Die Gradierwerke, das ist inzwischen höchstens noch ein technisches Denkmal oder ein Baudenkmal. Das sind relativ hohe Wände aus Holz, die im Freien aufgestellt sind, an denen Äste von Büschen befestigt sind und wo das Salzwasser aus der Tiefe der Erde hochgepumpt wird und dann von oben an diesem Buschwerk nach unten rieselt. Dabei verdunstet ein Teil des Wassers. Das war ursprünglich ein Teil der Salzgewinnungstechnologie, um in unseren ja doch etwas sonnenärmeren Gegenden schon mal eine Vorkonzentration der Salzlösung zu bekommen, um dann bei der Salzgewinnung nicht so viel Heizmaterial zu verbrennen, wenn das eingekocht wird. In der Nähe der Gradierwerke ist die Luft etwas salziger. Und das hat man irgendwann als Kuridee entdeckt.
Und man musste an dieser Wand entlangspazieren – ich verstehe deine Mutter.
Es ist eben nicht dasselbe wie am Meer. Am Meer hast du das quasi ständig. Und außerdem ist es natürlich etwas abwechslungsreicher. Andererseits ist das Seeklima ein etwas stärkerer Reiz für die Atemwege. Weshalb es für manche Asthmatiker im Hochgebirge besser ist, wo es ab bestimmten Höhen nur noch wenig Allergene aus der Natur gibt.
Vor allem essen wir Salz. Karl Lauterbach klingt, als wäre es Gift.
Na ja, ganz so eindeutig ist es nicht. Die Menge sollte fünf oder sechs Gramm am Tag nicht überschreiten, dann wird es ungemütlich. Wir brauchen Salz, also um genau zu sein, Kochsalz, NaCl, also Natriumchlorid, Hauptbestandteil dessen, was wir als Steinsalz zum Kochen verwenden. Beim Toten-Meer-Salz ist die Zusammensetzung ein bisschen anders. Wir brauchen Salz, weil das ein wesentlicher Teil unserer Körperflüssigkeiten ist. Wie doof das ist, wenn es nicht mit Salz wäre, würdest du merken, wenn du diese Nasendusche mit blankem Leitungswasser machen würdest. Das würde die Nase eher austrocknen. Denn dann würde das Salz aus den Schleimhautzellen durch den osmotischen Druck in das Spülwasser hineindiffundieren und aus unserem Körper abfließen. Wenn du mal aus den Latschen gekippt bist, Kreislaufkollaps oder so, was ich ein-, zweimal hatte ...
Riechsalz!?
Nee, da kommen wir nicht aufs Riechsalz. Als ich dann im Krankenhaus aufgewacht bin, hing neben mir an einem Gestell ein Beutel mit Salzlösung. Die hat dazu geführt, dass alles wieder einigermaßen in Gang kam.
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Steffen, was hältst du von Osteopathie?
Schwer zu sagen. Ich kenne Leute, die darauf schwören. Offensichtlich gibt es Verwandtschaften mit der manuellen Therapie. An der Osteopathie ist wahrscheinlich das Interessante, dass die sich die Zeit nehmen viel abzutasten und so Dinge finden, die du bloß durch kurz hingucken, wie es beim Orthopäden passieren kann, nicht findest.
Ich dachte, bei der manuellen Therapie drückt man da, wo es wehtut, und bei der Osteopathie am anderen Ende.
Ich bin davon überzeugt, dass Osteopathie bei bestimmten Sachen wirkt, die mit dem Knochen- und Muskelapparat zusammenhängen und mit Verspannungen, wovon die Menschen im Zeitalter von Stress und idiotischen Sitzhaltungen etliche haben. Aber die Grundidee von Osteopathie, die ja schon gut 140 Jahre alt ist, ist es ...
… ganzheitlich zu wirken.
Das meine ich eben nicht. Ganzheitlich ist Medizin, wenn sie anständig betrieben wird, sowieso. Aber der Erfinder der Osteopathie, Andrew Taylor Still, war offenbar der Meinung, dass es für alles reicht, die Selbstheilungskräfte des Körpers zu aktivieren. Es gab sogar Studien über die Wirkung von Osteopathie bei der Spanischen Grippe. Da habe ich doch meine Zweifel.
Jenseits von Muskeln, Nerven, Adern und Lymphen gibt es jedenfalls keine geheimnisvollen Verbindungen im Körper?
Das halte ich für sehr unwahrscheinlich.
Die Traditionelle Chinesische Medizin spricht von Qis. Und von der Akupunktur weiß ich, dass es zumindest sehr empfindliche Punkte gibt.
Wir haben ein dichtes Netz von Nervenverbindungen, von Lymphgefäßen und Blutgefäßen. Also es gibt zig Verbindungen, die teils biochemisch, teils elektrisch Teile des Körpers mit anderen verbinden. Insofern kann es sein, dass sich Punkte finden, die woanders Wirkungen zeitigen. Aber man kann damit keinen Nierenschaden heilen. Was wir heute unter Traditioneller Chinesischer Medizin verstehen, ist übrigens der Entwicklung in China geschuldet. Die Sozialisten, Sun Yat-sen und Co., hielten die traditionelle Medizin für total überholt, für vormodern. Und Maos Kommunisten haben diese These lange beibehalten, bis ihnen im Zuge ihrer Kulturrevolution die Ärzte abhanden kamen. Daraufhin wurde ein Kanon von Verfahren, so weit sie noch bekannt waren, geschaffen, der heute die Traditionelle Chinesische Medizin repräsentiert. Das ist aber wahrscheinlich nur ein Bruchteil dessen, was es früher gegeben hat.
War man in der DDR mit China traditionell medizinisch verbunden?
Eher nicht. Bis zur Kulturrevolution war die Begeisterung für solche Verfahren gering. Und dann verschlechterte sich das Verhältnis zu China schlagartig. Ich bin im Herbst 1967 nach Berlin-Karlshorst gekommen, wo damals die chinesische Botschaft war. Da waren überall die Jalousien runter und teils mit Farbe bespritzt. Man hatte über Lautsprecher die Bevölkerung zur Lehre Maos bekehren wollen ...
Zumindest Homöopathie hatte ich auch eher mit alternativen Kreisen in Westdeutschland in Verbindung gebracht.
Homöopathie hat in begrenztem Maße eine Rolle gespielt. Sie war nicht verboten, wurde aber weithin als »Paramadizin« kritisert. Es gab in der DDR ja auch Heilpraktiker, zu denen ich dank meiner Mutter, die mich mal zu einem schleppte, der nun wirklich gar keine Ahnung hatte, ein gespaltenes Verhältnis habe.
Meine Eltern schworen auf eine Heilpraktikerin, die Iris-Diagnose machte. Nur konnte die letztlich nichts heilen.
Das ist ein Problem der Medizin insgesamt. Es gibt eine Menge Krankheiten, wo man trotz richtiger Diagnose nichts machen kann, und bestimmte Verschleißerscheinungen reparieren sich im Alter nicht mehr von selbst. Ansonsten gilt: Wer was wie gut kann, das weiß man als Patient immer erst hinterher.
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Steffen, ich habe bei mir im Schlafzimmer an einer der Außenwände Schimmel entdeckt. Warum schimmelt dort die Tapete?
Du hast ein wichtiges Wort gesagt: Außenwand. Ich nehme an, es handelt sich um ein Gebäude mit eher mäßig guter Wärmedämmung der Außenwände.
Das Gebäude ist nach der Wende schnell gebaut worden. Also: ja.
Sodass die Außenwände im Winter ordentlich kühl werden.
Richtig.
Wenn mehrere Personen in so einem Zimmer sind, dann atmen sie Wasserdampf aus, der anschließend an kühlen Wänden kondensiert. Und auf diese Weise bietest du Pilzsporen, die praktisch überall in der Luft sind, eine günstige Gelegenheit, sich anzusiedeln. Und die Tapete besteht aus mehreren Materialien: angefangen von der Zellulose im Papier bis hin zu dem Leim in der Leimfarbe und dem Leim unter der Tapete. Alles Sachen, die Schimmelpilze gern haben.
Wenn meine Wand gut gedämmt wäre, dann würde das Kondenswasser nicht an ihr hängenbleiben. Sprich: Ich hätte keinen Schimmel?
Ihr heizt vermutlich wenig im Schlafzimmer?
Kaum.
Siehst du. Das kühlt die Wand zusätzlich ab.
Ist Schimmel an den Wänden gefährlich?
Nur, wenn einer von euch eine Allergie hat gegen die entsprechende Schimmelpilzart oder ob einer von euch eventuell ein geschwächtes Immunsystem hat. Wenn beides nicht der Fall ist, ist die Gefahr überschaubar.
Hilft lüften gegen den Schimmelbefall?
Nach dem Duschen, wo große Mengen Kondenswasser entstehen, ist das Lüften wichtig. Dann kann der Dampf gut abziehen. Allerdings gibt es auch Räume ohne Fenster. Und ob da die Lüftung immer effektiv ist? Deshalb geht wohl nichts daran vorbei, die Wände vernünftig zu isolieren. Wie hast du deinen Schimmel bekämpft?
Ich habe die Tapete etwas mit dem Cutter angeschnitten, den befallenen Teil abgezogen und die Wand mit Chlorspray bearbeitet. War das richtig? Oder hätte ich da irgendwas anderes benutzen müssen?
Damit hast du das Problem sicherlich an der Stelle bekämpft. Und wenn du schön aufgepasst hast, dass du nicht allzu viel von dem Spray einatmest, ist es sicherlich okay. Ansonsten sind natürlich solche aggressiven Mittel nicht ungefährlich
Was kann ich stattdessen nehmen? Essig?
Essig würde die Sache höchstens oberflächlich beseitigen. Denn bei Schimmel ist es wie bei allen anderen Pilzen auch: Du siehst nur einen Bruchteil des Gesamtlebewesens. Das meiste ist in oder unter der Tapete. Da kannst du mit Alkohol, Wasserstoffperoxid oder Aceton so viel wischen, wie du willst. Wahrscheinlich ist die Entfernung und Entsorgung der Tapete das Zuverlässigste, was du machen kannst.
Ich habe noch ein anderes Problem im Schlafzimmer: meine Fenster. Die »schwitzen« im Winter so stark, dass man sie morgens trocken wischen muss.
Ich vermute, dass das Isolierglas in euren Fenstern nicht mehr dicht ist. In den modernen Fenstern sind ja zwei bis drei Glasscheiben mit einem Hohlraum dazwischen eingebaut. Anders als beim traditionellen Doppelfenster befindet sich im Hohlraum zwischen den Scheiben ein Edelgas als Wärmedämmung. Entweicht das durch eine undichte Verbindung der Scheiben, ist die Wärmedämmung der Fenster deutlich geringer. Sprich: Die Scheiben sind kalt, wenn’s draußen kalt ist. Und dann kondensiert der ausgeatmete Wasserdampf eben an den Fensterscheiben. So wie an der Tapete.
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Ein Feuilleton-Kollege hat erzählt, er geht zum Konzert der Band Ostzonensuppenwürfelmachenkrebs. Der Name muss irgendwas mit der »Bild«-Zeitung zu tun haben. Gab es mal einen Skandal um Brühwürfel in der DDR?
Jein, es wurde einer gemacht. Allerdings ist das schon verdammt lange her. Es wundert mich eigentlich, wie eine Band, die aus den 80er Jahren stammt, zu so einer alten »Bild«-Zeitungs-Schlagzeile kam. Denn die ist von 1952.
Oha.
Hintergrund war, dass in der Mangelsituation kurz nach dem Krieg die sowjetische Besatzungsmacht die Großbetriebe, die noch halbwegs funktionierten, verpflichtete, auch Konsumgüter zu produzieren. Und beim späteren Chemiekombinat Bitterfeld erinnerte man sich daran, dass sie dort schon während des Krieges als Teil der IG Farben an Lebensmittelersatzstoffen gearbeitet hatten. Das konkrete Werk war Bitterfeld-Nord. Folgerichtig nannten sie ihr Produkt »Bino-Würze«. Und da hat offenbar jemand die Idee aufgebracht, wenn das aus dem Chemiebetrieb kommt, kann es eigentlich nur giftig sein.
... und Krebs erzeugen.
Es wurde behauptet, dass ein Abfallstoff aus der Chemie in der Bino-Würze verarbeitet worden wäre. Wie bei vielen erfolgreichen Lügen war das eine Halbwahrheit. Es waren zwar Abfallstoffe drin, aber eben aus dem Lebensmittelbereich. Fisch- und Fleischabfälle, Knochen und nicht zu vergessen Horn, Kuhhorn. All das musste dann chemisch so behandelt werden, dass wasserlösliche Eiweiße rauskamen.
Sonst wäre die Brühe einfach Pulver geblieben?
Das wäre nicht einfach nur Pulver geworden, es hätte auch nicht den Würzeffekt gehabt. Bei dem Zersetzungsprozess entstehen verschiedene Endprodukte, darunter einzelne Aminosäuren wie zum Beispiel die Glutaminsäure. Und deren Salz Natriumglutamat ist ja der klassische Geschmacksverstärker. Und wenn heute irgendwo draufsteht ohne Geschmacksverstärker, aber mit Hefeextrakt, dann ist das praktisch dasselbe in Hellgrün.
Ist das gar nicht besser?
Nö, da Hefeextrakt nicht mehr die Hefe ist, sondern auch schon ein verarbeitetes Produkt, nimmt sich das in dem Punkt nichts.
Und an welchem Punkt nimmt es sich was?
Weil im Unterschied zur ursprünglichen Bino-Würze keine tierischen Bestandteile drinstecken. Maggi und Konsorten waren übrigens eine Antwort auf ein früheres Industrieprodukt. Die meisten Leute werden den Erfinder heute nicht mehr kennen – Justus Liebig, später dann von Liebig, Chemiker des 19. Jahrhunderts.
Nach dem ist die Uni in Gießen benannt.
Genau. Der hat nicht nur entdeckt, dass in der Hefe wertvolle Nährstoffe für die menschliche Ernährung stecken. Er erfand außerdem noch ein Produkt, das bis vor wenigen Jahren noch zu kaufen war: Liebigs Fleischextrakt. Und das hatte eine amüsante Vorgeschichte. Liebig hatte nämlich die Herstellungsmethode veröffentlicht. Und das las zufälligerweise ein Mensch, der kurz zuvor in Südamerika unterwegs war und in Uruguay riesige Rinderherden gesehen hat, von denen damals nur die Felle, also die Häute für Leder und natürlich die Haare für Filz und vielleicht noch die Knochen zur Gewinnung von Gelatine genutzt worden sind. Für die Gelatine soll der US-Konzern Eastman Kodak später sogar eigene Rinderherden gehalten haben, damit die Qualität der Filme konstant bleibt.
Was für eine Verschwendung.
Das Fleisch in den Mengen konnten die Argentinier und Uruguayer nie im Leben aufessen. Und Mitte des 19. Jahrhunderts gab es ja noch keine Kühlschiffe. Das heißt, ein erheblicher Teil des Fleischs wurde dort den Geiern überlassen. Und der Handelsreisende meinte, man könnte das Ganze industriell aufziehen und die preisgünstig verfügbaren Rindfleischmengen zu Extrakt verarbeiten. Tatsächlich ist das dann auch so gelaufen. Und Liebig hat seinen Namen dazugegeben. Ich weiß nicht, ob er dafür auch bezahlt worden ist. Heutzutage hätte man wahrscheinlich ordentlich Geld dafür kassiert. Diese Firma muss es bis 2014 noch gegeben haben. Damals habe ich die Gläschen noch bei der damaligen Galeria Kaufhof gesehen.
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Die sieben Kontinente auf der Erde könnten in ein paar 100 Millionen Jahren zu einem großen Superkontinent werden. Wie passiert das?
Die bewegen sich, das kann man durch GPS ziemlich genau messen. Die Kontinentränder bewegen sich derzeit zwischen ein und zehn Zentimetern pro Jahr. Das ist nicht rasend viel, wenn man bedenkt, wie groß die sind. Aber wir reden ja von Millionen Jahren, und Millionen von Zentimetern sind dann schon eine ganz andere Größenordnung.
Es gab schon mal einen Superkontinent.
Vor mindestens 300 Millionen Jahren gab es schon mal einen Kontinent, bei dem praktisch alle uns heute bekannten Landmassen verbunden waren. Die Idee, dass das so gewesen sein muss, ist schon recht alt. Als im 16. Jahrhundert die ersten halbwegs genauen Weltkarten entstanden sind, hat einer der Kartografen anhand der Küstenlinie von Südamerika und Westafrika geschlussfolgert, dass da wohl mal was zusammengehangen haben muss. Denn wenn man die Kontinente als Puzzlestücke nimmt und diese beiden zusammenlegt, dann sieht man eine ziemliche Passgenauigkeit. Und das gibt es woanders auch: Madagaskar beispielsweise hing ursprünglich am heutigen Afrika. Und als die Paläontologie entstand, also seit man ausgestorbene Pflanzen und Tiere aus alten Gesteinsschichten ausgräbt und datieren kann, hat man außerdem gesehen, dass gleiche Tier- und Pflanzenarten auf heute getrennten Kontinenten vorkamen. Die Evolutionstheorie ließe bei getrennten Lebensräumen größere Unterschiede erwarten. Inzwischen hat man sogar Saurierskelette in der Antarktis gefunden, die für wechselwarme Tiere definitiv ungeeignet wäre. Das heißt, die Antarktis muss als Kontinent früher wesentlich näher am Äquator gewesen sein.
Wie und warum bewegen sich die Kontinentalplatten?
Alexander von Humboldt glaubte, dass es einen katastrophalen Wasserdurchbruch gegeben haben müsse zwischen Afrika und Südamerika. Schon etwas früher hatte Benjamin Franklin vermutet, dass die Erdoberfläche als Kruste auf einer sehr dichten, zähen Flüssigkeit schwimmen würde. Damit wäre denkbar, dass sich Kontinente bewegen. Das ist relativ nahe an der Theorie des Österreichers Otto Ampferer, der postulierte, dass der flüssige Erdmantel unter der Erdkruste gewissermaßen aufwallt und dass diese Wallungen die Bewegungsenergie für die Kontinentalplatten liefern. Diese Theorie dominiert seit den 1960er Jahren als Erklärung für die von Alfred Wegener festgestellte Kontinentaldrift.
Lässt sich vorhersagen, wohin sich die Platten bewegen?
Das ist ein Schwachpunkt. Es gab vor einiger Zeit eine Untersuchung, in der geschaut wurde, warum Afrika und Südamerika nicht an einer anderen Stelle auseinandergezogen wurden. Denn es gibt auch eine alte Bruchzone von Libyen bis nach Nigeria. Und den neueren ostafrikanischen Grabenbruch vom Roten Meer bis zum Malawisee. Aktuelle Modelle sagen, dass sich dort die Erde weiter auseinanderschiebt, sodass irgendwann das Meer quer durch Afrika durchbrechen wird. Aber das dauert noch ein paar Millionen Jahre. Die Frage ist eh, ob es dann überhaupt noch Menschen gibt, die davon bedroht werden könnten.
Könnten Menschen denn auf einem Superkontinent gut leben?
Dessen Entstehung wäre auf jeden Fall mit erheblichen Veränderungen verbunden, die nach menschlichen Maßstäben katastrophal wären. Man muss zum Beispiel mit großräumigem Vulkanismus rechnen, der massive Erhöhungen der CO2-Konzentration der Erdatmosphäre zur Folge hätte, weit über dem, was wir bislang als menschliche Zivilisation verbrochen haben. Die mittlere Temperatur auf dieser entstehenden Superkontinentalplatte dürfte dann um die 40 Grad liegen. Das ist wahrscheinlich nur noch was für Echsen und Insekten.
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Die Tage werden wieder grauer, und ich habe das Gefühl, dass einen das müde macht. Kann das sein?
Das ist, wenn überhaupt, ein psychologischer Effekt. Es gibt ja auch Menschen, die bei kürzeren Tageslichtzeiten leichter depressiv werden. Es ist also weniger eine Frage von Bewölkung, sondern von Tageslicht. Dafür jedenfalls lässt sich ein medizinischer Zusammenhang finden. Denn bei weniger Sonneneinstrahlung produziert die Haut weniger Vitamin D, und das soll eventuell Depression begünstigen.
Die Winterdepression, das ist mir ein Begriff.
Aber Müdigkeit? Wüsste ich nicht. Es gibt ja eher die berühmte Frühjahrsmüdigkeit, die gerne zitiert wird und für die es schon Gründe gibt. Aber die sind jetzt im engeren Sinne auch nicht physiologisch, glaube ich. Im Herbst spielt eher die Unlust mancher eine Rolle, bei Regen rauszugehen; die Situation, dass man lieber im Bett bleiben würde, wenn man nur könnte.
Hängt die Müdigkeit nicht mit der Melatonin-Produktion des Körpers bei Dunkelheit zusammen?
Das könnte schon damit zusammenhängen, aber ich bin mir nicht so sicher, ob dieser Melatonin-Mechanismus tatsächlich tagsüber so stark ist. Jedenfalls wenn du genug schläfst. Wenn du permanent zu wenig schläfst – was ja in unserer Arbeitswelt nicht selten vorkommt –, dann braucht es sowieso nicht viel, um wieder müde zu werden. Zudem gibt es ja einen Haufen Leute, die durch Stress, den sie sich mit ihrer Arbeit aufhalsen, tatsächlich massive Schlafstörungen haben.
Gleichzeitig setzt man sich dem Licht vieler technischer Geräte und sonstiger künstlicher Quellen aus.
Es kommen viele Sachen zusammen, die auf diese Melatonin-Produktion Einfluss nehmen. Allerdings wäre in unserem Job dann eher zu befürchten, dass wir durch das Gucken auf tendenziell zu blau strahlende Monitore Einschlafstörungen hätten. Das blaue Licht bremst ja die Melatonin-Produktion. Weswegen Leuten mit Schlafstörungen auch geraten wird, zum Einschlafen weder Fernsehen laufen zu haben, noch auf irgendwelche Monitore von Handys, Tablets oder Notebooks zu gucken. Aber das sind alles nur kleine Bausteine in einem größeren Problemfeld, das, wie ich glaube, tatsächlich die Art und Weise ist, in der unser Arbeits- und Gesellschaftsleben organisiert ist. Die beeinträchtigt das Schlafverhalten. Viele Leute haben wahrscheinlich auch deswegen Schwierigkeiten einzuschlafen, weil unsere Städte ziemlich flächendeckend beleuchtet sind. Wenn du nicht gerade auf dem Land wohnst, wo man ja nachts bei klarem Wetter noch die Milchstraße sehen kann. In Berlin habe ich die Milchstraße überhaupt noch nie bewusst sehen können.
Apropos: Es gibt ja Menschen, die ihren Schlaf mit Sternenkonstellationen in Verbindung bringen. Wie hältst du es damit?
Das Einzige, was mir da einleuchtet, ist, dass Leute bei Vollmond schlechter schlafen, weil es dann eben verdammt hell ist. Alles andere ist Astrologie und, nun ja, weit entfernt von etwas, das ich für gesichertes Wissen halte.
Gibt es denn Studien zu Schlafstörungen bei Vollmond?
Mir ist keine geläufig, aber ich kenne das durchaus im Bekanntenkreis und in der Familie, dass manche Leute durch das Mondlicht zumindest schlechter einschlafen.
Na, dann weiß ich jetzt Bescheid: Das graue Herbstwetter macht mich nicht wirklich müde, es sind eher andere Faktoren.
Ich denke, dass es im Kern ein psychologisches Ding ist. Aber das Schlafverhalten ist so komplex. Das sieht man ja an den vielen Menschen, die mit den scheinbar gleichen Schlafstörungen zu kämpfen haben, aber zum Teil unterschiedliche Lebensweise und physische Konstitution haben. Ich fürchte, da ist eine wasserdichte Untersuchung ziemlich schwierig.
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Steffen, zwei Fragen zu Beginn: Was sind Krankenhauskeime? Und welche Folgen können sie haben?
»Krankenhauskeim« ist ein typisches Medienwort. In der Regel ist damit ein Bakterium gemeint. Ein Krankenhaus mit vielen Patienten auf engstem Raum ist ein ideales Gebiet für die Evolution von veränderten Bakterienstämmen. Übel ist vor allem, dass sie dabei auch gegen gängige Antibiotika resistent werden können. Und dann treffen sie auf Leute mit geschwächtem Immunsystem, in dem sich Bakterien und Viren verhältnismäßig leicht durchsetzen können. Das kann schwere Folgen haben: eine Sepsis zum Beispiel. Da führt die Infektion dazu, dass das Immunsystem gewissermaßen »durchdreht«. So stark, dass man daran sterben kann.
Können diese Bakterien auch gesunde Menschen schädigen, beispielsweise Krankenhausbesucher?
Wenn dein Immunsystem intakt ist, wird es wahrscheinlich mit den Bakterien fertig. Bedrohlich sind die »multiresistenten Keime« vor allem für Patienten selbst.
Welche Rolle spielt der Einsatz von Antibiotika?
Eine große. Es müsste eigentlich vor der Behandlung einer Infektion geprüft werden, ob es sich um eine bakterielle Infektion handelt und es deswegen sinnvoll ist, ein Antibiotikum einzusetzen. Denn ein inflationärer Einsatz verursacht Resistenzen, die inzwischen ein großes Problem darstellen. Die Behandlung der »Krankenhauskeime« ist dadurch schwieriger geworden.
Was kann man in der aktuellen Situation tun? Mehr in Krankenhäusern putzen?
Hygiene ist ohne Frage wichtig. Nur ist Gesundheit in Deutschland ein Geschäft mit knallharten Profitinteressen. Reinigungsarbeiten werden da oft an externe Unternehmen ausgelagert. Damit hat ein Krankenhaus kaum noch die Kontrolle, ob bestimmte Hygienevorgaben umgesetzt werden.
Das ist in anderen Einrichtungen auch so, in Schulen beispielsweise.
Wenn du die Probleme mit Schultoiletten meinst, so sind die wohl nicht erst mit dem Outsourcing dort aufgetreten – zumindest in den Großstädten nicht. Ich kann mich erinnern, dass auch in der DDR Berliner Schultoiletten gelegentlich, sagen wir: »speziell« waren. Und die DDR hatte kein kommerzialisiertes Bildungs- und Gesundheitssystem.
Antibiotika werden bei uns nicht nur in der Medizin eingesetzt, sondern auch in der Tiermast. Und wir nehmen sie anschließend über die Nahrung auf. Gewöhnt sich der Körper also an die Antibiotika?
Ich habe Zweifel, ob diese Argumentation wasserdicht ist. Zwar werden immer mal Spuren von Antibiotika in Schweine-, Kalb- und Geflügelfleisch nachgewiesen. Aber ob das schon die Resistenzen bei Erregern im Menschen auslöst, ist umstritten. Wenn es so einfach wäre, dann hätten die Niederländer ein genauso großes Problem wie wir. Denn das Land ist dicht besiedelt und es gibt eine intensive Viehwirtschaft mit riesigen Mastställen. Trotzdem haben unsere Nachbarn weniger multiresistente Bakterien in ihren Krankenhäusern. Die testen aber eben auch schon bei der Patientenaufnahme auf problematische Erreger und behandeln da sofort.
Welche Alternative zu Antibiotika gibt es?
Es gab Überlegungen, bestimmte Viren gegen Bakterien einzusetzen, sogenannte Bakteriophagen. Die Idee hatte der französische Mediziner Félix d’Hérelle zwischen den beiden Weltkriegen, fand aber damals im Westen wenig Unterstützung. Anfang der 1930er Jahre kam er auf Einladung Stalins nach Tbilissi, wo er gemeinsam mit dem befreundeten Georgier Georgi Eliava ein Institut für die Phagentherapie gründete. Eliava fiel 1937 den Stalinschen »Säuberungen« zum Opfer, doch die Forschungsarbeit seines Instituts stößt heute auch im Westen auf Interesse.
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Steffen, hast du in diesem Jahr einen Maikäfer oder Junikäfer gesehen?
Nee, keines von beiden. Könnte aber daran liegen, dass ich im Mai und Juni nicht in geeignetem Gelände war. Das letzte Mal sind mir solche Käfer wohl bei einer Radwanderung an der Neiße begegnet, das ist mindestens zehn Jahre her.
Ich finde immerhin beim Kompostumgraben im Frühjahr diese dicken Larven.
Wobei da auch andere Tiere draus werden können; das ist für den Nicht-Entomologen gar nicht so leicht zu unterscheiden.
Es gibt jetzt eine Studie von der Uni Würzburg, in der es um Gründe für den Insektenschwund geht. Demnach liegt es vor allem an einer »Häufung ungünstiger Witterungsbedingungen« – also kurz gesagt am Klimawandel.
Das könnte man natürlich so sehen. Allerdings denke ich, dass es eine einseitige Sicht ist. Selten ist ein Faktor allein bestimmend. Tatsächlich ist die Masse an Insekten in den letzten Jahrzehnten spürbar gesunken. Autofahrer wissen, dass sie ihre Frontscheiben kaum noch von Insekten säubern müssen. Ähnlich sieht es bei der Front von ICE-Zügen aus. Man kann aus der neuen Würzburger Studie sehr schön rauslesen, dass die Landnutzung – also intensive Landwirtschaft, Flächenversiegelung – mindestens so stark den Insektenbestand beeinflusst wie Wetterveränderungen.
Sind bestimmte Arten besonders betroffen?
Darüber erfährt man leider nicht viel, was auch daran liegen mag, dass Forschungsbudgets für den Bereich Biologie oft in Richtung Biochemie und Genetik umgeleitet worden sind. Es gibt ja kaum noch Entomologen an den Unis.
Sind Aktionen von Naturschützern zum Insektenzählen eine echte Hilfe?
Sie sind manchmal sogar die einzige Quelle. Das Tagfalter-Monitoring vom Umweltforschungszentrum Leipzig beispielsweise stützt sich auf ganz viele Hobbyentomologen. Also Leute, die auf festgelegten Gebieten ganz einfach zählen.
Was bedeutet der massive Rückgang an Insektenmenge für die Nahrungskette?
Einige Vogelarten sind nicht mehr so oft zu sehen. Amseln zum Beispiel, oder Finken. Und dann fehlen viele Insekten nicht nur als Futter, sondern auch als Bestäuber.
Ob Klima oder Landnutzung – vor allem sind es menschengemachte Ursachen.
Definitiv. Wenn man bedenkt, dass sich diese Entwicklung schon unter den anderthalb Grad Klimaerwärmung abspielt, die eigentlich nicht überschritten werden sollen, ist das sicher keine Stellschraube für schnelle Korrekturen. Eher die Art, wie wir Landwirtschaft betreiben, das Land versiegeln und die Parks pflegen. Also ob neben dem Rasen auch Platz ist für eine bunte Wiese. Von Schottergärten ganz abgesehen.
An jedem Straßenrand kann es blühen.
Da gibt es eine Untersuchung aus Berlin über begrünte Mittelstreifen auf Hauptstraßen. Man sollte denken, das ist ein miserabler Lebensraum. Aber es gibt dort eine ungewöhnliche Insektenvielfalt. Die sind da ziemlich unbehelligt von Tier und Mensch.
Dazu kann jeder beitragen: Bauern am Feldrand, Mieter auf dem Balkon, Kleingärtner sowieso.
Im Garten einer Freundin, die viele Pflanzen einfach wachsen lässt, habe ich mehr Hummeln verschiedener Arten gesehen als sonst in den letzten Jahren.
Da muss man auch die Verwaltung des nd-Gebäudes FMP1 am Berliner Franz-Mehring-Platz loben. Auf dem neuen Vorplatz gibt es eine schöne Blühwiese.
Ja, wenn auch mit Beton kombiniert. Aber die Wiese ist wirklich quietschbunt, das ist sehr erfreulich anzusehen. Und wenn man eine Weile hinschaut, sieht man, dass da auch allerhand Leben drin ist, was die Insekten betrifft.
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Flüsse haben Niedrigwasser und in Seen bilden sich neue Inseln – der Osten Deutschlands scheint auszutrocknen. Was ist da los?
Das ist nicht nur im Osten so. Auch der Rhein hat mitunter ziemlich wenig Wasser. Auf der Elbe ist das Problem ähnlich. Insgesamt ändern sich offenkundig mit dem Klimawandel auch die Niederschlagsmuster in Europa. Das bedeutet: weniger Wasser in Flüssen und Seen. Und das Problem ist im Osten schwerwiegender als in anderen Teilen Deutschlands.
Für die Trinkwasserversorgung in Berlin ist der Müggelsee wichtig. Er wird bekanntlich durch die Spree mit Wasser versorgt. Jetzt sagen Experten, dass die Hauptstadt bald ein Trinkwasserproblem bekommt. Ist das Panikmache?
Nein, das ist ein ernstes Problem. Es ist ja schon seit vielen Jahren bekannt, dass die Spree in ihrem Lauf massiv gestört wird durch den Braunkohleabbau in der Lausitz. Dort wurden riesige Löcher gegraben. Und um die nicht dauernd absaufen zu lassen, werden dort Unmengen Grundwasser abgepumpt. Das hat natürlich ein großes Grundwasserdefizit in der Region zur Folge. Wir haben davon in Berlin bisher nicht so viel gemerkt, weil das Grundwasser aus den Tagebauen in die Spree gepumpt wird. Inzwischen ist es eben so, dass im Sommer ohne diese Wasserpumpen der Fluss kaum noch Wasser führt.
Das heißt also, der Klimakiller Braunkohle hat auch seine guten Seiten?
Nein. Ein Kohlegroßkraftwerk verbraucht mehr Wasser als viele tausend Haushalte – vor allem für die Kühlung. Das dafür verwendete Wasser ist zwar nicht weg, weil es verdunstet. Aber es regnet Gott weiß wo ab. Und eben nicht unbedingt da, wo wir es brauchen.
Es gibt den Plan, nach Ende der Tagebaue Wasser aus der Elbe zu pumpen und damit die Spree-Einleitungen zu ersetzen.
Eigentlich nur dann, wenn die Elbe zuviel Wasser führt. Dann soll der Überschuss in die Tagebaurestlöcher gepumpt werden. Dort könnte es gewissermaßen als Reserve dienen und den Grundwasserspiegel anheben.
Ein kluger Plan: Den Überschuss an der Stelle einleiten, wo das Wasser fehlt.
Das wäre, wenn es so liefe, eine gute Idee. Man darf aber nicht übersehen, dass der Betrieb der vorgesehenen Pumpen sehr energieaufwändig wäre.
Mir scheint, als ob das Problem ein anderes wäre: unser Pro-Kopf-Verbrauch an Wasser...
… der übrigens in Dresden und selbst Berlin geringer als in Hamburg ist.
Verstehe, der sparsame Ossi. Aber warum benutzt man beispielsweise kein Regenwasser für die Toilettenspülung?
Gute Idee mit nur einem gravierenden Nachteil: Gerade in Großstädten wohnen die meisten Menschen in Mehrfamilienhäusern, zum Teil in ziemlich alten. Das heißt, du müsstest dort komplett neue Wasserleitungsnetze installieren. Der Aufwand ist erheblich. Was allerdings einfacher wäre: Bei vielen dieser älteren Häuser müssen die Dächer gemacht werden. Man könnte gerade da, wo die Besiedlung nicht ganz so dicht ist, die unsinnige Praxis, das Regenwasser von den Dächern in die Kanalisation zu leiten, beenden. Dafür müsste aber die ganze Kanalisation umgestellt werden.
Das dauert vermutlich eine halbe Ewigkeit.
Nicht unbedingt. Der Bau unserer jetzigen Kanalisation in Berlin hat keine 30 Jahre gedauert.
Und bis dahin schränken wir uns drastisch ein: Am Sonntag ist Badetag.
Dass man jeden Tag zweimal duschen muss, halte ich sowieso für Blödsinn. Schon aus dermatologischer Sicht.
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Steffen, hast du den Kometen Nishimura schon gesehen?
Nee, habe ich nicht. Da hätte ich in der Früh aufstehen und aufs Land fahren müssen, weil er nur ganz kurz vor Sonnenaufgang über dem Horizont zu sehen war.
Der soll so grünlich sein. Ist das normal?
Das ist offenbar die Spektralfarbe, die emittiert wird, wenn der Komet Dikohlenstoff abgibt, eine auf der Erde eher instabile, aber im Weltraum ziemlich häufige Variante von Kohlenstoff.
Wenn er da so rumrast.
Wenn er von energiereicher Strahlung bestrahlt wird. Die Sonne bietet ja so was.
Mich hat irritiert, dass der Komet erst am 12. August entdeckt wurde.
Der fliegt ungünstig für uns. Er wird die meiste Zeit von der Sonne überstrahlt und ist auch auf seinem erdnächsten Punkt ziemlich weit weg – rund 140 Millionen Kilometer – also ein schwaches Licht in der Nähe von einem sehr hellen. Es war wohl reiner Zufall, dass ein Mensch in Japan seinen Fotoapparat kurz vor Sonnenaufgang auf den Horizont gerichtet und dort einen Punkt gesehen hat, der da vorher nicht war.
Steht nicht der ganze Himmel ständig unter Beobachtung?
Der Himmel wird schon an vielen Stellen ständig beobachtet. Vor allem wegen sogenannter erdnaher Objekte aus der Asteroidengruppe, die gelegentlich in der Nähe vorbeifliegen. Und natürlich besteht die Gefahr, dass einer von denen hier unten aufschlägt.
Offenbar kann uns einiges drohen, irgendwo hinter der Sonne.
Ja, zumal die Beobachtungsprogramme nicht lückenlos sind. Auf der Südhalbkugel ist schon mal weniger geeignetes Festland, und es gibt weniger Länder, die das finanziell stemmen können.
Dafür kann man etwa in der Atacama-Wüste sehr gut kucken.
Ja, die liegt sehr hoch und sehr trocken. Aber auch auf der Nordhalbkugel gibt es gute Stellen, wie die Hawaii-Inseln, auf deren Gipfeln etliche Teleskope stehen. Wobei es beim letzten Krach gab, weil die indigene Bevölkerung reklamierte, der Berg sei heilig. Bei meiner tiefen Abneigung gegen alle Religionen für mich kein begeisterndes Argument.
Aber du wirst nicht gefragt.
Das ist zu erwarten. (lacht)
Kann denn ein Komet der Erde so gefährlich werden wie ein Asteroid?
Grundsätzlich ja. Er müsste hinreichend groß sein, was bei Kometen vergleichsweise selten ist. Vor Jahren hat man mal modellhaft durchgerechnet, was passieren würde, wenn ein wirklich großer Komet in einen Ozean stürzen würde. Das war doch ziemlich verheerend, wegen der großen Mengen an Wasserdampf und Wasser, die dann gleichzeitig in die Hochatmosphäre gestoßen würden. In Kometen ist ja alles Mögliche an gefrorenem Zeug drin. Die werden gern als »schmutzige Schneebälle« bezeichnet, weil sie aus vereisten Gasen und kleinteiligem Baumaterial aus der Urzeit des Sonnensystems bestehen.
Könnte man sie denn auch aus der Bahn schubsen, so wie man es mit einem Asteroiden gemacht hat?
Wahrscheinlich müsste man nicht mal schubsen. Es könnte reichen, wenn man sie mit irgendetwas Energiereichem beschießt. Sie sind ja wesentlich weniger massereich als die Asteroiden. Irgendwo las ich mal, sie hätten die Dichte von Kaffeeschaum.
Man muss den Kometen nur früh genug entdecken.
Je größer einer ist, desto früher ist er zu sehen. Übrigens hat man spät erkannt, dass es sich um eigenständige Himmelskörper auf mehr oder minder verlässlichen Bahnen handelt. Wobei Nishimura der Sonne sehr nahe kommt, vielleicht wird er durch die Gravitationskraft zerrissen und verschwindet auf Nimmerwiedersehen.
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Ich bin über eine Schlagzeile gestolpert: Das Sonnenaktivitätsmaximum wird früher erreicht als erwartet. Wovon zum Teufel ist da die Rede?
Die Sonnenaktivität sieht man – das heißt, mit bloßem Auge sieht man sie eher nicht, und mit Fernrohr sollte man sie sich auch nur mit entsprechenden Schutzmaßnahmen wie bei der Beobachtung von Sonnenfinsternissen in der Vergangenheit angucken, sonst sieht man hinterher gar nichts mehr – also die Sonnenaktivität zeigt sich daran, dass die Sonne Flecken kriegt.
So was wie Pigmentflecken?
Auf den ersten Blick ja. Nur dass der Grund und die Auswirkungen anders sind und die Flecken riesig. Da die Sonne ja ein paar hundert Mal größer ist als die Erde, sind die Flecken, die man von hier aus mit dem Fernrohr sieht, dann doch im Bereich etlicher tausend Kilometer.
Okay, aber muss mich das interessieren?
Weniger die Flecken als die Tatsache, dass mit den Flecken starke Veränderungen des Magnetfelds an der Sonnenoberfläche verbunden sind, die dann dazu führen, dass die Sonne größere Mengen an geladenen Teilchen in den Weltraum katapultiert, was man dann so freundlich Sonnensturm nennt. Und wenn uns so eine Welle von geladenen, hoch beschleunigten, hochenergetischen Teilchen auf der Erde erreicht, dann hat das durchaus Auswirkungen auf das Leben auf der Erde.
Sonnenlicht kann stürmen?
Nee, nee, das Licht nicht. Die Sonne kann einen Teil ihres Materials ausstoßen. Die Sonne ist ja, wie wir alle wissen, ziemlich heiß. So heiß, dass von den Molekülen – pardon: Atomen, Moleküle bilden sich noch nicht unter diesen Verhältnissen –, dass also die Atome, die sich bei dem Brennprozess in der Sonne, bei der Kernfusion, bilden, elektrisch geladen sind. Und wenn sich Ströme geladener Teilchen bewegen, dann ist das faktisch ein elektrischer Strom. Und wo ein elektrischer Strom fließt, entstehen. Im Falle der Sonne sehr starke Magnetfelder. Diese Magnetfelder können die geladenen Teilchen beschleunigen. Und wenn eine Unstetigkeit in der Magnetfeldverteilung auf der Sonnenoberfläche eintritt, wie sie ein Sonnenfleck darstellt, dann kann das dazu führen, dass Abermillionen solcher geladenen Teilchen ins All geschossen werden. Und wenn die Erde gerade dort ist, wo dieser Materiestrom hinschießt, was in vielen Fällen glücklicherweise nicht der Fall ist, dann passiert folgendes: Das Magnetfeld der Erde fängt die meisten geladenen Teilchen, die aus dem Weltall auf uns zuschießen, ein und macht sie damit in der Regel unschädlich.
Wir haben also ein Schutzschild um uns rum?
Das Magnetfeld ist unser wichtigster Schutz gegen die kosmische Strahlung. Wenn aber so ein massiver Materiestrom aus der Sonne auf das Magnetfeld trifft, dann kriegt dieser Schutzschild eine Delle. Das hat dann eine sichtbare Auswirkung, die Polarlichter, die sonst nur in der Nähe des Pols, also vielleicht bis Island, zu sehen sind. In extremen Fällen wie 1989 waren die in den USA sogar noch in Texas und in Florida sichtbar.
Schön. Wo ist das Problem?
Das ist ganz hübsch anzusehen, ja. Aber diese gleichen Teilchen treffen auch unsere Satelliten. 1989, bei dem letzten größeren Sonnensturm, mussten einige den Funkverkehr einstellen. Andere haben auch Schaden an der Elektronik genommen. Und was noch viel ärgerlicher ist: Diese Störungen im Erdmagnetfeld, das eingedellt wird und sich damit ändert, führen dazu, dass auf der Erde in Stromleitungen Spannungen induziert werden, die dort nicht hingehören. Mit dem Ergebnis, dass in Kanada, in Quebec, ein Teil des Stromnetzes neun Stunden lang ausfiel.
Beim nächsten Sonnensturm könnte also richtig viel wichtige Infrastruktur ausfallen?
Wenn uns ein größerer Strom wieder träfe, wäre der Schaden wahrscheinlich größer als 1989. Weil heute einfach viel mehr Elektronik an lebenswichtigen Stellen installiert ist und viel mehr vom Strom abhängt. Schon vor 150 Jahren sprühten in den USA infolge eines Sonnensturms die damals üblichen Drahttelegrafen Funken; teilweise wurden sogar die Papierstreifen in Brand gesteckt, auf denen die Telegramme getippt wurden.
Können wir irgendwas tun, damit die Sonnenstürme nicht entstehen oder dass die uns nicht treffen?
Nee, gegen Sonnenstürme können wir erst mal gar nichts machen. Wir müssen eher was dafür tun, dass unsere Infrastruktur robuster wird. Wenn sie – siehe das Stromnetz der USA, das haben wir ja gerade in Hawaii gesehen –, so vorsintflutlich ist, dass es noch nicht mal mit Bränden klarkommt, dann ist das schon übel. Und wenn es dann so wenig vernetzt ist, wie es in den USA zum Teil ist, oder in Kanada, dann ist das zumindest im Norden des Kontinents immer ein Problem. Je weiter südlicher, also näher an den Äquator wir kommen, desto weniger problematisch ist es. Dort ist der Schutz durch das Magnetfeld wesentlich effektiver.
Wann war der stärkste Sonnensturm, der die Erde getroffen hat?
Das kann man nur mithilfe von Methoden ähnlich der C14-Methode in der Archäologie feststellen. Das heißt, man kann gucken, ob bestimmte radioaktive Isotope, die sich typischerweise beim Eintreffen solcher Sonnenstürme auf der Erde bilden, ob die a) vorhanden sind, in einer bestimmten Eisschicht zum Beispiel, und b) wie hoch die Konzentration ist. Nach Daten aus dem Polareis traf wohl vor über 9000 Jahren der stärkste Sonnensturm die Erde. Da war mit Elektrizität noch gar nichts. Insofern wird es wahrscheinlich die eine oder andere Mutation bei Tieren und Pflanzen gegeben haben, die dann möglicherweise krankhaft, möglicherweise auch evolutionär effektiv war. Aber der Schaden hielt sich in Grenzen. Außer dass die Leute sich wahrscheinlich gewundert haben, wo sie überall Polarlichter sehen, die sie noch nie gesehen haben.
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Steffen, in den Berichten neulich zu den Waldbränden in Griechenland war manchmal von Brandstiftung die Rede, manchmal nicht. Kann sich der Wald denn ohne menschliche Brandstiftung, sei sie absichtlich oder fahrlässig, entzünden?
Kann er. In den Weiten Sibiriens und Kanadas brennen hin und wieder Wälder fernab jeder Siedlung. Und vor einigen Jahren hat eine Untersuchung zum Brandgeschehen weltweit gezeigt, dass in Afrika viel mehr Brandherde existierten als etwa in Südamerika. Ein Großteil lag in den Trocken- und Feuchtsavannen, wo es reicht, wenn in der Trockenzeit ein Blitz einschlägt.
Ich dachte, eine Entzündung durch Blitze ist trotzdem nicht sehr wahrscheinlich, weil es bei Gewittern meistens regnet.
Bei uns schon. Im trocken-heißen Klima sind Trockengewitter aber häufiger. Es gab ja auch schon Waldbrände, als die Menschheit noch nicht die ganze Erde bevölkert hat. Die wurden im Wesentlichen durch Blitze und durch Vulkanismus ausgelöst. Wenn irgendwo Lava runterläuft, fackelt zuverlässig ab, was im Weg steht. Dagegen wird selbst in der Wüste zur Mittagszeit die Entzündungstemperatur von Holz eher nicht erreichbar sein, die liegt bei 230 Grad Celsius.
In Ray Bradburys »Fahrenheit 451«, was knapp 233 Grad Celsius sind, geht es zwar um Papier, aber Holz ist offenbar dicht dran. Dann brauche ich kein Feuer zum Entzünden?
Weder Flamme noch Funken. Das mussten die Portugiesen lernen, als sie für schnellen Gewinn bei der Holzverarbeitung auf Eukalyptus aus Australien setzten: Ätherische Öle, die manche Bäume bei großer Hitze ausdünsten, bilden mit Luftsauerstoff eine ziemlich explosive Mischung.
Ein weiterer Grund, den Klimawandel in Schach zu halten. Auch wenn wir bei solchen Temperaturen noch nicht ganz sind.
Da werden wir so schnell auch nicht hinkommen. Da müssten wir schon Verhältnisse wie auf der Venus haben – und dann sind uns Waldbrände egal, weil wir eh schon lange verkocht sind.
Bei den Bränden hieß es aber auch, es gebe Hoffnung auf niedrigere Temperaturen und deswegen ein Nachlassen des Feuers. Brennt ein Wald bei 40 Grad schneller als bei 25 Grad?
Nee, im Kern geht es um die Trockenheit. In der Schweiz zum Beispiel gab es in den letzten Jahren relativ viele Winterbrände auf Südhängen, also an Stellen, wo es durch Wind und Sonne besonders trocken ist. Und im Winter haben die meisten Leute eine Waldbrandgefahr nicht auf dem Schirm ... Die berühmte Kippe, die jemand aus dem Autofenster schmeißt, ist immer noch der Klassiker. Im Sommer oder an stark besonnten Stellen macht sich auch eine brennspiegelförmige Glasscherbe exzellent.
Das berühmte Brennglas gibt es also auch. Aber wie wahrscheinlich ist es, dass dadurch Brände entstehen?
Na, Flaschenscherben haben schon gute Voraussetzungen, wenn sie entsprechend liegen. Der Flaschenboden, zum Beispiel bei Sektflaschen, kann auch direkt als Linse dienen mit der starken Krümmung und dem dicken Glas. Da ist auch brennglasmäßig was zu holen. Schon vor 300 Jahren haben Leute mit großen Brennglaslinsen Metallschmelzen entwickelt. Heutzutage arbeiten solarthermische Kraftwerke damit, dass sie durch Brennspiegel an einem Punkt ein geeignetes Medium entsprechend erhitzen.
Und die Wälder schützt man am effektivsten, indem man keine Menschen reinlässt?
Wenn sie sich vernünftig verhielten, ginge es auch mit. Wir behaupten ja, vernünftige oder gar weise Menschen zu sein, Homo sapiens. Aber das halte ich für eine Übertreibung. Fantasy-Autor Terry Pratchett hat mal vorgeschlagen, den Menschen als Pan narrans zu bezeichnen, als Geschichten erzählenden Affen. Das trifft es genauer.
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Bei mir im Schlafzimmer ist es ziemlich laut. Und zwar liegt das vor allen Dingen daran, dass ich schnarche. Warum ist das so?
Wenn man schläft, entspannt man sich – und dummerweise entspannen sich dann auch die Zunge und das »Gaumensegel« im Mund. Schläfst du auf dem Rücken, dann fallen Zunge und Gaumensegel nach hinten und blockieren den Luftweg. Was im Luftweg rumliegt, wird von dem Luftstrom bewegt. Das verursacht dann diesen sägenden Ton.
Wer ist betroffen?
Es scheint so, dass vor allem Männer schnarchen. Denn Frauen haben bis zu den Wechseljahren durch die Hormonsituation eine höhere Grundspannung in den Muskeln im Mund. Außerdem begünstigt Übergewicht das Schnarchen. Denn durch mehr Fettgewebe verengt sich der Halsbereich. Auch übermäßiger Alkoholkonsum macht Schnarchen wahrscheinlicher. Denn der Alkohol lässt ebenso wie Schlaf- und Beruhigungsmittel Zunge und Muskulatur im Rachen erschlaffen.
Und die Schlafposition ist mitentscheidend?
Wenn du auf der Seite liegst und nicht auf dem Rücken, ist die Wahrscheinlichkeit geringer, dass du schnarchst. Ausgeschlossen aber ist es nicht.
Und auf dem Bauch?
In der Theorie sollte man glauben, dass du dann kaum schnarchst. Allerdings kenne ich aus der eigenen Familie einen Fall, bei dem tatsächlich jemand besonders laut schnarcht, wenn er auf dem Bauch liegt.
Das Schnarchen ist vor allem für den Partner lästig. Ist es auch gefährlich?
Wenn man gleichmäßig schnarcht, dann ist das zwar nervig, aber ungefährlich. Anders ist das bei der sogenannten Schlafapnoe. Sprich: Wenn du immer mal Aussetzer im Schnarchen hast, plötzlich Ruhe ist und du anschließend hechelst wie ein Hund, der gerade gerannt ist, dann ist eine Untersuchung im Schlaflabor zu empfehlen. Wer diese Atemaussetzer im Schlaf hat, der ist in der Regel auch nach acht Stunden Schlaf noch müde. Weil er durch diese Atemaussetzer erstens eine verringerte Sauerstoffversorgung während des Schlafs hat. Und weil er zweitens – ohne dass man es unbedingt merkt – regelmäßig aufwacht.
Was kann ich gegen mein Schnarchen tun?
Belastbare Studien, was tatsächlich hilft, gibt es meines Wissens nicht. Interessanterweise scheint es zu helfen, ein Blasinstrument wie Trompete, Oboe oder Klarinette zu lernen. Denn dadurch bekommen die Muskeln, die im Schlaf erschlaffen, eine höhere Grundspannung.
Ich will aber kein Instrument lernen. Ist dann eine Operation das letzte Mittel für mich?
Nicht unbedingt. Da stehen Risiko und Nutzen meist nicht in einem allzu günstigen Verhältnis. Du kannst dir aber beispielsweise von einem Kieferorthopäden individuell eine Schiene anpassen lassen, die den Unterkiefer nach vorne zieht, während du schläfst. Dadurch verändern sich die Raumverhältnisse im Rachen. Das kann helfen. Von der Stange sollte die im Interesse der Zähne aber nicht sein.
Kommt das Schnarchen nur bei Menschen vor? Wie ist es mit unseren nächsten Verwandten, den Affen?
Ich habe noch nie etwas von einem schnarchenden Affen gehört. Es gibt sogar eine Theorie, wonach das Schnarchen der Preis des Menschen für die Fähigkeit der differenzierten Lautbildung beim Sprechen ist. Bei Hunden aber gibt es einige Rassen, die häufiger schnarchen. Das liegt vor allem an der Züchtung.
Weil bei ihnen Nase und Mund verwachsen sind?
Richtig. Die Möpse zum Beispiel haben sehr häufig Atemprobleme. Bei denen wurde das Schnarchen gewissermaßen eingebaut.
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Es passiert immer mal wieder, dass man sich verletzt und plötzlich eine Wunde hat. Und es fasziniert mich, wie schnell Wunden heilen beziehungsweise dass sie überhaupt heilen. Was sind das für Superkräfte der Haut?
Das kommt auf die Wunde an. Die ideale Wunde zum schnellen Heilen ist, wenn der Schnitt glatt und nicht zu lang ist. Da ist nämlich kein Gewebe verloren gegangen. Wenn der Schnitt auch noch frei von Keimen ist, dann infiziert sich da auch nichts. Und wenn dann gleich ein Pflaster draufkommt, dann heilt das relativ gut ab. Schlechter sieht es zum Beispiel bei Brandwunden aus.
Aber das sind eigentlich keine offenen Wunden, oder? Ich denke da vor allem an Brandblasen.
Das ist die nettere Variante. Ich habe mal als Jugendlicher den Fehler gemacht, mit Blei vermischtes Zinn in Gipsformen zu gießen und die Gipsformen vorher nicht ganz austrocknen lassen. Das Zinn ist dann auf dem feuchten Gips weggespritzt, und ein ganzer Flatschen ist mir auf den Finger geflogen. Das ist schlecht geheilt, und da habe ich jahrzehntelang eine Narbe gehabt.
Das sind ja Wahnsinns-Experimente. Hast du damals etwas mit der Wunde gemacht?
Ich habe das einfach verpflastert. Irgendwer hat mir sicherlich auch noch eingeredet, man soll irgendeine Brandsalbe draufmachen. Aber das ist meines Wissens Blödsinn. Doch kommen wir auf den Schnitt zurück: Wenn die Haut relativ nah zusammenbleibt, dann kommen da einfach Hautzellen zum Nachwachsen; die teilen sich an der Schnittkante, und das Ganze wächst relativ zügig wieder zu. Wenn es eine blutende Wunde ist, sieht die Sache noch ein bisschen anders aus. Dann gibt es eine Zwischenstufe, dass die Wunde erst mal durch gerinnendes Blut geschlossen wird.
Um Bakterien fernzuhalten.
Das Blut spült Fremdkörper aus und schließt dann mithilfe der Blutplättchen sukzessive die Wunde. Das ist ein Typ von Blutkörperchen – Thrombozyten heißen die –, die für die Blutgerinnung zuständig sind. Die einzelnen Hautzellen, die dann die Wunde schließen, können allerdings auch zur sichtbaren Narbenbildung führen. Das ist insbesondere dann das Problem, wenn die Wunde etwas größer ist. Da kommen Hautzelltypen zum Zuge, die sogenannten Fibroblasten, deren Name nicht ganz zufällig mit Fiber, im Sinne von Faser anfängt. Weil die nämlich ganz viele Bindegewebsfädchen oder -fasern produzieren, um die Wunde zu schließen. Die sogenannten Collagenfasern. Bei größeren Wunden wandern diese Fibroblasten in die Wunde ein und produzieren dort einerseits neue Hautzellen, andererseits eben diese Collagenfasern. Und das kann dann im ungünstigen Fall auch zu so einer überschießenden Reaktion führen. Und dann gibt es eben sukzessive einen Narbenaufbau, der nicht mehr so erfreulich ist, weil sich die ganze Narbe deutlich über die umgebende Haut erhebt.
Könnte man sagen, bei Narben haben die Zellen zu viel gearbeitet?
Bei großen Narben, ja. Sind sozusagen eine übertriebene Reaktion. Aber der Kern der ganzen Sache ist, dass das Narbengewebe nicht ganz dasselbe ist wie das, was die Haut vorher ausgemacht hat. Weil die Zusammensetzung der Zellen und ihre Struktur in den einzelnen Schichten anders sind. Eine Narbe schließt erst mal die Wunde, ist aber für längere Zeit kein gleichwertiger Ersatz für das, was da vorher war.
Lässt sich denn der Heilungsprozess beschleunigen?
Auf jeden Fall dient das Pflaster dem Schutz vor Dreck und Ähnlichem. In vielen Fällen hat es auch noch den Vorteil, dass es die Wunde zusammenzieht und damit durch besseren Kontakt der Wundränder das Zusammenwachsen befördern kann.
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Immer mehr Rucola wächst am Straßenrand. Wo kommt der denn plötzlich her?
Die ganze Geschichte mit Rucola als Salat hat eigentlich erst vor 20, 30 Jahren so richtig angefangen. Vorher war das nur ein Wege-Unkraut.
Auch in Deutschland?
Wir haben nicht grundlos einen einheimischen Namen für das Zeug: Rauke.
Der am Straßenrand sieht aber mehr wie der scharf gezackte aus Italien aus.
Das wäre kein Wunder. Schließlich und endlich wandern Pflanzen mit menschlicher Hilfe schon seit vielen Jahrhunderten durch die Welt. Du wirst die Rosskastanie sicherlich nicht für etwas Fremdes halten, aber die ist erst im 17. Jahrhundert, wahrscheinlich vom Balkan, eingeschleppt worden, von Diplomaten oder Händlern, die für ihre Parks zum Angeben mitgebracht haben, was sie schön fanden. Die Kehrseite der Botanischen Gärten in Europa.
Was hast du gegen Botanische Gärten?
Solange das dort bliebe, wäre alles unproblematisch. Aber es gibt Pflanzenarten, die sich mühelos weiterverbreiten, und das sind oftmals welche, die einheimische Arten verdrängen. Das kann zu erheblichen Störungen im Ökosystem führen.
Sag mal ein Beispiel.
Götterbäume. Die scheinen einerseits andere Pflanzen zu verdrängen, andererseits sind sie möglicherweise Träger von Pilzkrankheiten, die wiederum entfernt verwandte Bäume wie die Esche umbringen.
Was wäre das Problem, wenn Rucola andere Straßenunkräuter verdrängen würde?
Tja, da sind wir dann bei der ernsten Frage: Was ist ein Unkraut? Unkraut ist eine Pflanze nur für Leute, die Nutzpflanzen anbauen und denen eine andere Pflanze im Wege ist. Was dem einen sein Unkraut ist, ist dem anderen sein Nutzkraut. Löwenzahn kannst du als Unkraut betrachten, wird aber auch für Salate verwendet. Insgesamt ist die Vielfalt der Unkräuter rückläufig, wie überhaupt die Artenvielfalt. Es könnte ein Problem werden, dass künftig Arten dominant sind, die mit den gängigen Mitteln nicht mehr wegzubekommen sind.
Kann ich Rucola vom Straßenrand essen?
Jein. Die Pflanze selbst schon. Aber so wie sie am Straßenrand wächst, eher nicht. Die Straße ist nun mal der Platz, wo allerlei Fahrzeuge des Wegs kommen, die einen Haufen Dreck bringen. Und dazu kommt noch das eine oder andere Tier, das da draufpinkelt.
Dreck kann man abwaschen und im Garten düngt man ja auch mit Pflanzenjauchen und Rinderdung. Gibt es Untersuchungen, wie belastet solche Pflanzen tatsächlich sind?
Halb verbrannte Kohlenwasserstoffe aus dem Auspuff waschen sich ja nicht so leicht ab. Aber flächendeckende Untersuchungen dazu gibt es wahrscheinlich nicht. Die müsste irgendwer bezahlen, frei wachsende Kräuter fallen ja nicht unter die Lebensmittelüberwachung. Und dass bei der allgemeinen Begutachtung unserer Umweltbedingungen ausgerechnet die Straßenrandkräuter betrachtet werden, bezweifle ich. Pflanzen wachsen jedenfalls dort vermehrt, wo der Stickstoffanteil im Boden und in der Luft größer geworden ist. Und der Autoverkehr ist ja auch eine Quelle von Stickstoffüberdüngung. Das hat man meist nicht im Kopf. Meistens denkt man nur an Gülle und die sonstige Düngung in der Landwirtschaft.
Ich denke da eher an Pinkelecken im Park, wo Brennnesseln besonders gut wachsen.
Nicht zu vergessen die. Aber der Autoverkehr trägt maßgeblich zur Stickstoffüberdüngung bei, wie der VW-Skandal gezeigt hat.
Das heißt, die Umstellung auf Elektromotoren wird auch das Straßenunkraut verändern?
Es wird mit Sicherheit Veränderungen geben, wenn der Anteil an Stickoxide abgebenden Fahrzeugen stark rückläufig ist.
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Welches Brot kaufst du am liebsten?
Ein spezielles Mischbrot, 70 Prozent Roggen und 30 Prozent Weizen, also ein etwas dunkleres. Dafür kutsche ich durch halb Berlin bis zum Alex, weil bei mir in der Nähe praktisch kein Bäcker mehr existiert.
Ist dir wichtig, ob Sauerteig drin ist?
Eigentlich nicht. Es gibt aber Leute mit einer Hefe- oder Histamin-Unverträglichkeit. Für die ist reines Hefebrot nicht das Gelbe vom Ei. Was bei Roggen ohnehin nicht trivial ist, denn Roggen braucht Säure, sonst kommt die Hefe nicht richtig zum Zuge.
Deshalb heißt der Sauerteig Sauerteig?
Ja. Das hat damit zu tun, dass neben Hefen darin etliche Bakterien ihr Zuhause haben, die allen angebotenen Zucker zu Milchsäure verarbeiten.
Woraus kann man Sauerteig herstellen?
Aus allen möglichen Sachen. Neulich gab es einen Artikel über ein Sauerteig-Archiv, dort haben sie unter mehr als 100 Sorten auch ziemlich exotische Sachen. Zum Beispiel einen Sauerteig aus dem Libanon auf Grundlage von Kichererbsen und einen japanischen, der mit Reismehl angesetzt wurde.
Schmeckt das Endprodukt danach?
Das ist auch bei den verschiedenen Hefen zu vermuten. Entstanden ist die ganze Hefe-Backerei erst vor ein paar Hundert Jahren, weil vor allem in Deutschland die Bierbrauer ihre Hefen, die beim Brauen abfallen, den Bäckern gegeben haben.
Alkoholismus hat also auch sein Gutes.
Was heißt Alkoholismus? Das Bier hatte ja ursprünglich noch andere Funktionen. Es war dank Alkohol halbwegs keimfrei und führte nicht wie Flusswasser, in das alle Abfälle gekippt wurden, zu Infektionen.
Warum braucht Roggenmehl Säure?
Damit das Brot locker wird und nicht klumpig. Beim industriellen Backen hat man Säuren zugesetzt, aber nicht immer mit Erfolg. Mit den Säuren müssen sich die Hefen vertragen, was nicht so einfach ist.
Beim klassischen Bäcker gehen Brotteige sehr lange, im Backautomaten zu Hause dauert das Backen zwei, drei Stunden. Was ist der Unterschied?
In den Backmischungen für die Automaten hast du meist nur Hefe und verschiedene Enzyme. Das geht recht fix. Während der Teig beim Bäcker längere Ruhezeiten braucht, für das Fermentieren durch Bakterien und Hefen im Teig. Die Fachleute nennen das Teigführung.
Schmeckt Sauerteigbrot besser – oder ist es nur anders?
Ich meine, dass man das schmeckt. Beim Kaufhallenbrot musst du schon Glück haben, wenn es herzhaft und locker und auch nach zwei, drei Tagen gut essbar sein soll.
Und nicht gleich austrocknet?
Ja. Es gab mal eine Umfrage bei Sterneköchen nach ihrem Lieblingsbrot, und da waren mehrere dabei, deren Lieblingsbrot auch nach fünf, sechs Tagen gut, teils sogar besser schmeckte, selbst wenn es etwas hart wurde. Das kannst du bei den meisten Industriebroten vergessen.
Stichwort Fermentieren: Ist das eine Frage des Geschmacks, der Haltbarkeit, oder ist es auch gesünder?
Kommt drauf an. Ich meine, eine frische Gurke ist mit den Bitterstoffen in Schale und Kernen schlechter verdaulich als eine sauer eingelegte. Da hat auch Fermentierung mit Bakterien stattgefunden.
Wie beim Wein gibt es auch Sommeliers fürs Brot. Wie beschreibst du ein Brot, das deinen Vorstellungen entspricht?
Ach, du grüne Neune! Mir fällt es total schwer, Geschmacks- und Geruchswahrnehmungen in Worte zu fassen. Ich kann auch Weine ganz gut unterscheiden, aber das nicht auf den Begriff bringen. Es ist wie im Arbeiterlied: Es macht mich ein Geschwätz nicht satt, das schafft kein Essen her.
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Ich kann mich nie entscheiden zwischen den Duschgels »High Vitality« und »Happy Freshness«. Was empfiehlst du?
Da bin ich genauso ratlos, weil die im Prinzip, was die Waschfähigkeit angeht, das Gleiche enthalten. Was sie unterschiedlich macht, ist die Beimischung an Duftstoffen. Die Ratlosigkeit versuche ich dadurch zu bekämpfen, dass ich daran rieche. Aber auch das ist oftmals nicht von Erfolg gekrönt, offenbar ist meine Vorstellung von einem angenehmen Duft nicht massentauglich.
Dass Badezusätze für die Wanne entspannen oder sonst was, kann ich mir noch vorstellen. Aber in den zwei, drei Minuten, die unser Wirtschaftsminister zum Duschen empfohlen hat ...
Das Vollbad selber tut entspannungstechnisch nur einen Teil. Dazu kommen die Duftstoffe. Es gibt Gerüche, die uns anregen, solche, die uns beruhigen – und solche, die uns aufregen, natürlich auch. Inzwischen habe ich den Verdacht, es gibt von letzteren die meisten. Die Haut selber wird nur eingeweicht. Und von waschaktiven Komponenten entfettet.
Also kommt der Effekt bei einem Vollbad durch den Geruch zustande? Ich dachte, das ist eher so wie Einreiben.
Nee. Wenn du zum Beispiel ein Erkältungsbad nimmst, dann ist da mit ziemlicher Zuverlässigkeit Thymian drin, im Wesentlichen als ätherisches Öl, und damit sind wir in der Duftstoffecke. Wobei einige der ätherischen Öle eben auch antibakteriell wirken.
Und beim Duschen? Duschgel ist doch an sich auch nur Seife.
Jein. Du hast im Duschgel waschaktive Substanzen, aber das sind meist keine Seifen. Seife ist ja eine spezielle Chemie. Das sind Verbindungen von Fettsäuren mit Alkalimetallen. Steht auch häufig drauf, dass das Zeug seifenfrei ist oder nicht alkalisch. Offenkundig hat es unsere Haut lieber, wenn es etwas Richtung Säure geht.
Oder pH-neutral, so wie Wasser.
Wie reines Wasser. Wenn Salze drin gelöst sind, kann es auch in die eine oder andere Richtung tendieren. Unser Trinkwasser in Berlin ist zwischen neutral und leicht basisch, denke ich, weil wir viel Kalzium drin haben. Aber da, wo ich herkomme, in Bad Elster, gibt es eine Mineralquelle, die sich Elstersäuerling nennt. Deren Wasser schmeckt leicht säuerlich, was im Wesentlichen auf Kohlensäure zurückgeht. Das gibt es bei therapeutischen Bädern häufig auch, dass CO2 dazukommt. Ob das allerdings durch Säure oder die Bläschen belebt, weiß ich nicht. Übrigens, die Idee, sich mit Öl zu reinigen, ist nicht so neu. Was wir an Schmutz auf der Haut haben, ist in der Regel im Hautfett. Das kriegst du auch mit Öl ab, weil alle Fette in Fett löslich sind.
Aber wenn man so ein Duschöl nimmt, schäumt es trotzdem ein bisschen.
Dann hast du Tenside drin, also waschaktive Substanzen.
Und die trocknen die Haut wieder aus.
Dann ist ein Entfettungseffekt zu gewärtigen. Gemeint ist ja nicht, dass der Haut das Wasser entzogen wird, sondern dass Fett entzogen wird, was dann das Austrocknen begünstigt. Die normale Haut ist von einer dünnen Schicht Hautfett, das aus den Talgdrüsen kommt, und abgestorbenen Hautschuppen überzogen, die eine Art Schutzschicht darstellen. Und darin ist dummerweise auch der Dreck.
Wogegen schützt die Schutzschicht?
Gegen Stoffe, Gase aus der Luft und natürlich gegen Wasser. Die Haut ist nicht nur unser größtes Organ, sie ist gewissermaßen der äußere Schutzmantel des Körpers. Nur der Wärmeschutz fehlt, weil uns das Fell im Verlaufe der Evolution verloren gegangen ist, das die näheren Verwandten im Dschungel noch haben. Die Haut hat vielfältige Funktionen, die man mit zu viel, zu heiß und zu seifig duschen beschädigen kann.
Wie ist es mit gar nicht duschen?
Für die Haut nicht unbedingt schädlich. Es wird nur auf die Dauer etwas geruchsintensiv. Und diese Gerüche gelten nicht als angenehm. In früheren Jahrhunderten war man da weniger empfindlich.
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Ein nd-Leser fragte, warum die Kräne heute oft anders aussehen als zu DDR-Zeiten. Damals habe es vertikal schwenkbare Ausleger gegeben, heute fast nur noch starre Ausleger mit Laufkatze, einem fahrbaren Seilzug. Stimmt das?
Partiell. In meiner Kindheit, in den 60er Jahren, würde ich sagen ja, auch noch in den 70ern. Aber beispielsweise am früheren »Hotel Stadt Berlin« am Alexanderplatz war ein Kran mit starrem Ausleger und Laufkatze im Einsatz. Weil die Erinnerung täuschen kann, habe ich befreundete Architekten gefragt. Die meinen, dass schon in den 70ern überwiegend die starren Ausleger üblich gewesen seien. Auf alten Fotos im Internet finde ich beim Bau der Hochhäuser in der Leipziger Straße solche mit starren Auslegern, beim Palast der Republik dagegen die Kräne, von denen unser Leser sprach.
Also ist es weniger eine Ost-West- als eine Frage der technischen Entwicklung?
Teils, teils. Kräne mit starren Auslegern gibt es schon ewig. Auf dem berühmten Gemälde »Der Turmbau zu Babel« von Breughel sind Kräne zu sehen. Ein Wimmelbild, aber das Original im Kunsthistorischen Museum Wien ist ziemlich groß. Diese Kräne sind starr und wurden mit Menschenkraft bewegt. Da war ein Laufrad drin und ein Flaschenzug. Die beweglichen Ausleger kamen, soweit ich weiß, erst im 20. Jahrhundert auf. Und die starren Ausleger mit Laufkatze sogar erst in den 60er Jahren. Anscheinend zuerst bei den Franzosen.
Was kann der eine Typ, was der andere nicht kann?
Mit dem beweglichen Ausleger braucht man in der Regel viel mehr Zeit, um mit einer Last einen beliebigen Punkt im Raum zu erreichen. Wenn du den Ausleger jedes Mal hochleiern musst und wieder runter, dauert das viel länger als mit der Laufkatze am waagerechten Ausleger. Die kriegt die Last auch einfacher nahe am Mast unter. Vorteile haben beide, es kommt auf den Zweck an. Die schrägen Ausleger können beispielsweise Hindernisse leichter umgehen.
Beliebte Frage: Was tut ein Kranführer oben in der Kanzel, wenn er mal muss?
Das muss er gut planen. Bei den hohen Kranen muss man ein ganzes Stück klettern.
Oder eine starke Blase haben.
Ich fürchte schon. Es gab aber auch Kräne, deren Kanzel hoch- und runterfahren kann.
Kräne sind eine alte Erfindung, schon in der Antike gab es Vorläufer.
Jein. Das Wort Kran leitet sich von Kranich ab, wohl wegen dessen Hals. Diesen Wortzusammenhang gab es schon bei den alten Griechen. In der Antike spielte zunächst der Flaschenzug eine Rolle, wenn es um große Lasten ging.
Immerhin haben sie damals schon imponierende Gebäude errichtet.
Ich war neulich im Pergamonmuseum, vor der nächsten langen Schließung. Da stehen zwei Säulen des Jupiter-Tempels von Baalbek. Noch gewaltiger sind in Baalbek die Fundamente des Tempels mit den drei größten je verbauten Steinen. Größer als alles, was bei den Pyramiden war. Keine Ahnung, wie sie die damals bewegt haben. Für den Schweizer Ufologen Erich von Däniken war das ja Beweis dafür, dass das Außerirdische gewesen sind. Die Säulen sind aus rotem ägyptischen Granit. Unglaublich, wie sie die ohne Schwerlasttransporter aus Ägypten bis ins Landesinnere des heutigen Libanon gekriegt haben.
Leonardo da Vinci hat im 15. Jahrhundert einen Doppeldrehkran entworfen. Ziemlich revolutionär.
Der hat sich auch Flugmaschinen ausgedacht, Fallschirme und einen Vorläufer des Hubschraubers – alles Sachen, die man damals gar nicht bauen konnte. Beim Doppeldrehkran mit Auslegern nach beiden Seiten hat er gleich noch elegant das Problem des nötigen Gegengewichts gelöst.
Wie heißt es richtig: Kräne oder Krane?
Der Duden erlaubt beides. Die Fachsprache legt sich auf Krane fest, die Alltagssprache tendiert zu Kräne.
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