Afleveringen
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In der Zürcher Irrenheilanstalt Burghölzli begleitet C.G. Jung 1908 seinen Berufskollegen Otto Gross beim Kokainentzug. Sie gelten als die beiden Ziehsöhne des genialen Sigmund Freud in Wien und tauschen sich parallel zum Arzt-Patientenverhältnis nächtelang auf Augenhöhe aus. Als Freigeist Gross die Therapie eigenmächtig abbricht und über die Mauer des Burghölzlis klettert, ist C.G. Jung mehr als enttäuscht. Er schickt ihm die fatale Diagnose «Dementia praecox» hinterher. Das ist der Anfang vom Ende einer Wissenschaftskarriere, die mal so vielversprechend begann.
Otto Gross’ Auflehnung gegen das Gefängnis einer patriarchal-autoritären Gesellschaft spiegelt eine politische Realität von leider wieder drängender Aktualität wider. Zugleich zeigt diese Folge die Wirkmacht psychiatrischer Diagnosen auf, die auch heute noch eine zentrale Rolle spielen: Sie entscheiden über die Schuldfähigkeit von Täter:innen, bestimmen, ob jemand IV erhält, eine Management-Stelle oder das Sorgerecht für das eigene Kind. -
Werner Sauber ist einer der gesuchtesten Terroristen im Umfeld der deutschen RAF, stirbt im Kugelhagel der Polizei auf einem Kölner Parkplatz – und stammt ursprünglich aus Zürich. Genauer: aus der sehr bekannten Rennstall-Familie Sauber, die die Existenz dieses Sohnes bis heute am liebsten verschweigt. Dabei ist der Zusammenhang zwischen dem Wohlstand, dem er entstammte, und seiner politischen Entwicklung vermutlich nicht ganz zufällig.
Politische Radikalisierung ist auch heute ein grosses Thema, befeuert durch Internet und soziale Medien womöglich sogar mehr denn je. Warum radikalisieren sich Menschen politisch? Wie geht ihr Umfeld damit um? Und welchen Zusammenhang haben eigentlich gesellschaftliche Integration und Gewaltbereitschaft? Die Geschichte Werner Saubers spiegelt grosse Fragen der Gegenwart, stellt aber auch welche an die Vergangenheit. Zum Beispiel: Warum hatte die Schweiz, trotz nachweislicher Verbindungen zu ihr, eigentlich keine eigene RAF? -
Zijn er afleveringen die ontbreken?
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Annemarie Schwarzenbach und Erika Mann sind die queeren It-girls im Europa der 1930er-Jahre: androgyne Mode-Ikonen, Stars auf der Bühne und den Feuilletonseiten. Erikas Familie mit «Oberhaupt» Thomas Mann ist vor dem Nationalsozialismus nach Küsnacht geflüchtet, von wo aus sie ihren politischen Kampf weiterführt. Annemaries Sippe hingegen – am gegenüberliegenden Ufer des Zürichsees –, unterstützt Hitler. Als Annemarie sich in Erika verliebt, sieht ihre Mutter rot. Sie bekämpft Erika auf allen Ebenen, doch diese schlägt zurück. Zwischen den Fronten steht Annemarie und trägt die Blessuren davon.
Die tragische Liebesgeschichte am Vorabend des Zweiten Weltkriegs spiegelt auch die heute wieder voranschreitende Polarisierung der Gesellschaft in politisch angespannten Zeiten. Sie erzählt von der Manipulationskraft der Mächtigen, zeigt auf, dass «Cancel Culture» und sexuelle Identität lange vor unserer Zeit bereits brennende Themen waren und geht vor allem alle Eltern an – weil sie zeigt, dass man Kinder loslassen muss, wenn man sie nicht verlieren will. -
Wie bitte? Zur Zeit des Rösslitrams trafen sich in Zürich zwei, deren Geschichte «Romeo und Julia» das Wasser reichen kann? C. G. Jung, von Sigmund Freud einst als Thronfolger vorgesehen, hatte einen Konkurrenten, den er mittels (Fehl-)Diagnose aus dem Weg räumte? Und der wohl medienwirksamste Terroristen-Tod im Umfeld der RAF war der eines Zürcher Millionärssohns?
Das Drehbuch-Autor:innen-Paar Plinio Bachmann und Barbara Sommer erzählt in jeder Podcast-Folge eine Zürcher Geschichte, die dringend einmal verfilmt werden müsste. Denn sie ist ganz eindeutig: filmreif.
Der Podcast entsteht im Auftrag von Einfach Zürich. Jeden zweiten Dienstag überall dort, wo es Podcasts gibt.
Mit freundlicher Unterstützung von:
UBS Kulturstiftung
STARCH, Stiftung für Archäologie und Kulturgeschichte im Kanton Zürich
Elisabeth Weber Stiftung -
Lydia, die Tochter von Alfred Escher, dem «Zar von Zürich» und Mitbegründer der modernen Schweiz, hat Pech in der Liebe: Ihr Ehemann, Bundesratssohn Friedrich Emil Welti, scheint vor allem an ihrem Geld und Status interessiert, nicht an ihr als Person. Umso heftiger entflammt Lydia für den Maler Karl Stauffer-Bern, der als ihr Porträtist angestellt wird. Er erwidert ihre Gefühle, die beiden brennen durch – und enden tragisch.
Das Drama rund um Liebe, Macht und Politik ist eine Art Zürcher «Romeo und Julia»-Geschichte, fand seinerzeit bis weit über die Schweizer Grenzen hinaus mediale Beachtung und inspirierte sogar Teile eines Stücks Weltliteratur: Fontanes «Effi Briest».
Die Geschichte um einen der grössten Liebesskandale der Schweizer Geschichte lässt uns eintauchen in das Zürich zur Zeit des Rösslitrams, einen ersten Höhepunkt der Industrialisierung sowie in politstrategische Machenschaften rund um Alfred Escher. Dieser hatte als Eisenbahnpionier sowie Mitbegründer von ETH, SKA / CS und Swiss Life einen entscheidenden Anteil an der Entwicklung Zürichs zu einem der weltweit führenden Finanz- und Bildungsstandorte. Zudem macht das Drama um seine Tochter sehr konkret greifbar, dass die gesellschaftliche Definition von «gesund» und «krank» meist aus einer Warte mit klarer Interessensbindung erfolgt und oft zeitgebundenen Normen sowie moralischen Wertvorstellungen entspringt – auch heute noch.
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