Afleveringen
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Der berühmteste Komponist Japans verbindet Ost und West - östliche und westliche Klangsprachen, östliche und westliche Philosophie. In seiner Musik sei jeder Moment ein wichtigster Moment, jeder Moment eine Ewigkeit.
Erst während seines Studiums in Deutschland entdeckte der aus Hiroshima stammende Hosokawa die Schönheit der traditionellen Künste seiner Heimat. Er fand seine künstlerische Identität und erkannte, wie wichtig auch für ihn zentrale Elemente dieser Kunstformen waren: Der Prozess der Seelenheilung im N?-Theater, die, wie er sagt, «kosmischen» Klänge der höfisch-zeremoniellen Gagaku-Musik und der Mundorgel Sh?, oder die Prägnanz der Kalligrafie.
Zudem ist ihm die Natur eine unerschöpfliche Quelle der Inspiration. Am Meer oder im Wald schöpft er Kraft und findet seine innere Ruhe. In seiner Kunst stellt er die Natur in all ihrer Schönheit und Reinheit dar, aber auch in ihrer Grausamkeit und Gewalt. Viele von Hosokawas Werken sind von Naturkatastrophen inspiriert oder sind Klagelieder für deren Opfer, wie seine beiden letzten Opern «Stilles Meer» oder «Erdbeben. Träume» über das T?hoku-Erdbeben von 2011. Und Hosokawa schreibt bereits an seiner nächsten Oper, welche ebenfalls von den Auswirkungen von Katastrophen erzählt und in etwa zwei Jahren uraufgeführt werden soll.
Der 67-Jährige sieht sich auch als Komponist einer Urkraft, welche in der japanischen Kultur «Ki» genannt wird. Er empfange und vertonte das, was bereits da sei im ewigen «Fluss der Töne». Wie ein Schamane wolle er so die spirituelle Welt mit uns verbinden.
Erstausstrahlung: 22.03.2023 -
«Es klingt fein und ist ganz einfach zu hören und zu spielen, worauf ich äusserst stolz bin. Ich konstatiere mit Befriedigung, dass meine Sachen besser und einfacher werden (wird auch Zeit).» Das sagte Paul Hindemith über sein 4. Streichquartett.
Reden wir darüber, über diesen Klassiker der Moderne – mit der weltbesten und doch so geerdeten Bratschistin Tabea Zimmermann. Reden wir über Hindemith-Vorurteile, über Spiel und Innovation.
Erstausstrahlung: 25.01.2023 -
Zijn er afleveringen die ontbreken?
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Der New Yorker Komponist, Theoretiker und Kurator George Lewis ist ein Wegbereiter in der Dekolonisation der zeitgenössischen Musik. 1952 geboren öffnete er seit den achtziger Jahren den Blick auf postkoloniale Strukturen im klassischen Musikbetrieb.
Pionier der interaktiven Computermusik dreht sich sein kompositorisches Werk um Technologie, Improvisation, Race und Identity. Interdisziplinäre Kompositionen, interaktive Musikvideos oder intermediale Installationen gehören genauso sehr dazu, wie Werke für Kammermusik, grosses Orchester oder Oper, meist in Kombination mit Computer und Improvisation.
Seit 2004 Professor an der New Yorker Columbia University, trägt Lewis mit Texten wie seiner Handlungsanweisung «Acht schwierige Schritte zur Dekolonisation Neuer Musik» oder «Composing while black – afrodiasporische Neue Musik heute» laufend zur Erweiterung der weiss dominierten Musikgeschichte bei, hin zu einer globaleren Perspektive.
George Lewis im Gespräch zu seinem Werk, zu Dekolonisation der zeitgenössischen Musik und zur Musikavantgarde der Afrodiaspora.
Erstausstrahlung: 09.08.2023 -
... also sehr alte Musik. Nämlich von der ersten bekannten Komponistin Europas, Kassia (810 bis 862). Aber auch von Guillaume de Machaut (geboren um 1300)und weiteren, anonymen, Komponisten der so genannten Ars Nova.
Deren Musik stellt die Flötistin Silvia Berchtold in den zeitgenössischen Kontext neu geschriebener «Antworten» darauf. Im Konzertabend «Doppio» spiegelt sich also alte in neuer Musik. Und «doppio» ist auch das Instrument, das Berchtold spielt: eine Doppelflöte. -
Motten, Hunger und Ehrfurcht? So heisst das neue Violinkonzert von Chaya Czernowin: Moths of Hunger and Awe. Schlägt sich da Politik nieder?
«Dunkelheit und die blinde, intensive Bewegung der Motten und der Hunger, aber gleichzeitig die Ehrfurcht. Es ist in gewisser Weise das Gefühl, das ich in dieser Zeit verspüre: Hunger (für einige Menschen?), Dunkelheit und Ehrfurcht vor den grossen Kräften, die uns bewegen und über die wir einfach keine Kontrolle haben.» -
«La Mer» von Claude Debussy entsteht im Burgund und beruht auf Erinnerungen an das Meer. Bild statt Abbild, Naturhaftes statt Kunsthaftes ist der Kern des berühmten wie missverstandenen Orchesterwerks von 1905.
Eigentlich hätte er Seemann werden sollen. Nur die Zufälle des Lebens hätten ihn davon abgebracht, schreibt er einem Freund. Geblieben ist die Leidenschaft Claude Debussys für die Küsten des Atlantiks und die Brise am Mittelmeer.
Im Sommer 1903, in der dörflichen Abgeschiedenheit des Burgunds, mit Weinbergen statt Steilküsten vor Augen, beginnt Debussy mit der Arbeit. Aus der vagen Idee, «Orchesterstücke» zu komponieren werden drei sinfonische Skizzen mit verheissungsvollen Überschriften: 1. Mer belle aux îles sanguinaires (Ruhige See vor den Îles Sanguinaires), 2. Jeu de vagues (Spiel der Wellen), 3. Le vent fait danser la mer (Der Wind lässt das Meer tanzen) sowie der Gesamttitel «La Mer».
Das Publikum in Paris erhoffte sich vielleicht eine Fortsetzung von Paul Gilsons gefeierter viersätziger Sinfonie «La Mer» (1890) mit programmatischen Stationen, die in ein entfesseltes Sturm-Finale münden. Debussy dürfte das Werk gehört haben und distanzierte sich gleichzeitig von den Programmmusiken seiner Zeit. Unter dem Pseudonym ‘Monsieur Croche schrieb der Komponist ab 1901 Kritiken. Richard Strauss etwa denke in farbigen Bildern und scheine die Umrisse seiner Vorstellungen mit dem Orchester zu entwerfen. Das Resultat solcher Bemühungen sei «Metaphysik» statt Musik.
Musik ist für Debussy «frei hervorsprudelnd», eine Kunst nach dem Mass der Elemente, des Windes, des Himmels, des Meers. Corinne Holtz diskutiert mit dem Musikwissenschafter Anselm Gerhard diese kanonisierte Sphärenmusik von 1905.
Erstausstrahlung: 02.02.2022 -
LUFF, Lausanne Underground Film and Music Festival, erhielt dieses Jahr einen Musikpreis des Bundesamts für Kultur; es findet jeweils im Oktober statt, 2024 bereits zum 23. Mal statt.
Unter dem Label «Noise» bringt das Festival immer wieder europaweit bekannte Musikschaffende, z.B. aus Japan oder Skandinavien, frühzeitig in die Schweiz.
Noise ist für das LUFF alles ausserhalb des Gängigen und alles was Lärm macht, und der kann laut aber auch fein und humorvoll sein: LUFF programmiert experimentelle Musik von Musique concrète über Industrial, Ambient, Wave oder Drone und hinterfragt dabei auch das übliche Konzertformat. Dazu kommt jeweils ein abenteuerliches Filmprogramm.
Eine Equipe von zirka 50 Mitarbeitenden konzipiert das LUFF jeweils gemeinsam übers ganze Jahr. Wie sieht die Zusammenarbeit aus? Was fasziniert die Kuratorinnen und Kuratoren an Noise? Wie sah der Underground in Lausanne bei der Festivalgründung 2002 aus? Wie kams zum LUFF? Und wie klingt die diesjährige Ausgabe? Thibault Walter und Dimitri Meier, Co-Leiter des Musikprogramms, und Marie Klay, Geschäftsführerin, im Gespräch in Lausanne vor der nächsten Festivalausgabe. Das LUFF findet vom 16. Bis zum 20. Oktober in der Cinémathèque suisse in Lausanne statt. -
Jeden Vormittag komponiert sie. Am selben Tisch zur immer gleichen Zeit, in Stille, mit Stift und Papier. Mehr braucht Lucia Ronchetti nicht, damit die Ideen sprudeln. Sie hat ihre Musik im Kopf.
Diese eigene Welt, in die Lucia Ronchetti sich beim Komponieren begibt, war für sie schon immer ein Zufluchtsort: Vor allem während ihrer schwierigen Jugend in Rom. Allerdings interessierte sich erstmal kaum jemand für ihre Kompositionen. Bis sie eins ihrer Werke an Hans Werner Henze schickte. Er wurde zu einem wichtigen Mentor und Förderer.
Mittlerweile zählt Lucia Ronchetti zu einer der führenden zeitgenössischen Komponistinnen. Ihr Spezialgebiet ist das Musiktheater. Dabei experimentiert sie mit unterschiedlichsten Formen: Von kurzen performanceartigen Stücken für ein Soloinstrument über Kammeropern hin zu abendfüllenden Werken. Im Rahmen vom Lucerne Festival fand vor Kurzem die Schweizer Erstaufführung ihrer neuen Oper «Der Doppelgänger» am Luzerner Theater statt.
Ausserdem ist Lucia Ronchetti seit 2021 künstlerische Leiterin der Biennale Musica Venedig – als erste Frau in deren Geschichte. Ende September eröffnet sie ihre vierte und letzte Festivalausgabe.