Afleveringen
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Was ist die Norm, wer bestimmt sie und wie wird sie verschoben? Queerness ist heute ein selbstverständlicher Teil der Popkultur, seit 2017 ist in Deutschland die Ehe unter gleichgeschlechtlichen Paaren möglich und 2024 ist das Selbstbestimmungsgesetz für eine vereinfachte Änderung des Geschlechtseintrags in Kraft getreten: also alles auf einem guten Weg hinsichtlich der Rechte und Sichtbarkeit queerer Menschen? Nicht ganz.
Pia Singer, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Sammlung Stadtkultur des Münchner Stadtmuseums, gibt einen Einblick in die Situation queerer Menschen um 1900. Wie offen konnte damals geliebt und gelebt werden? Zwei Frauen in München stechen zu dieser Zeit besonders hervor: Anita Augspurg und Sophia Goudstikker lebten als lesbisches Paar zusammen, betrieben ein eigenes Fotostudio und waren damit sehr erfolgreich! Doch sie waren eher eine Ausnahmeerscheinung, denn nicht für alle Menschen galten dieselben Regeln. Dr. Esto Mader von der Humboldt Universität Berlin erklärt, was die Aspekte Teilhabe, Sichtbarkeit und Sicherheit auch heute damit zu tun haben und wie vielfältige Krisen bisherige Fortschritte bedrohen. -
Künstliche Intelligenz erleichtert das Leben in vielen Bereichen: ob schnelle Recherche, ein Gedicht schreiben oder Übersetzungshilfe – ihr Wissen scheint grenzenlos. Aber was bedeutet das eigentlich für die Arbeitswelt, wenn es nun etwas gibt, das schneller, effizienter und pausenlos arbeitet? Werden viele Arbeitsplätze dadurch nicht überflüssig?
Antonia Voit, Leitung der Sammlung Angewandte Kunst des Münchner Stadtmuseums, nimmt uns mit in eine Zeit, in der die Gesellschaft schon einmal vor einem ähnlichen Problem stand. Die Erfindung der Dampfmaschine nahm dem Menschen viel der körperlichen Arbeit ab und erlaubte es, beispielsweise Möbel günstiger zu produzieren und auch Einkommensschwächeren zur Verfügung zu stellen. Doch der Schub durch die Industrialisierung brachte auch beängstigende Seiten mit sich und verunsicherte viele. Der Wirtschafts- und Industriesoziologe Dr. Hartmut Hirsch-Kreinsen sieht Parallelen zur derzeitigen Entwicklung der Künstlichen Intelligenz. -
Zijn er afleveringen die ontbreken?
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Bei vielen Trends würde man sich wünschen, dass sie nie mehr wiederkehrten, darunter: Hüfthosen, Korsette – und ganz grundsätzlich die Diskriminierung von Frauen. Doch es scheint so, als würde die Gesellschaft derzeit bei letzterem wieder Rückschritte machen.
Dr. Isabella Belting, Leitung der Sammlung Mode / Textilien des Münchner Stadtmuseums, gibt Einblicke in die Zeit um 1900, als sich die Frauen gerade (wieder einmal) des Korsetts entledigt hatten: Lose Reformkleider erlaubten es, sich frei zu bewegen. Sie waren aber gleichzeitig auch ein Akt der Rebellion, was nicht alle Menschen gut fanden. Bereits zu dieser Zeit entwickelte sich der Antifeminismus, der auch gegenwärtig wieder zunimmt. Prof. Annette Henninger von der Philips-Universität Marburg erläutert, wo dieser Backlash seinen Ursprung nahm, warum aktuelle Phänomene wie der Trad-Wive-Trend problematisch sind und wie sich dagegen ankämpfen lässt. -
Sport, Binge-Watching, Meditation – kurz: Rückzug. Sind das wirklich die besten Antworten auf den Dauerkrisenmodus, in dem wir uns befinden? An belastenden Nachrichten mangelt es zurzeit nicht: Klimakrise, Kriege oder Inflation sind nur einige Beispiele. Viele von uns strugglen damit, sich täglich neuen katastrophalen Meldungen auszusetzen. Wie finden wir einen gesunden Umgang damit, ohne uns zu überfordern oder uns aus der Realität zu verabschieden? Bei der Suche nach Lösungen hilft ein Blick in die Geschichte.
Gemeinsam mit Kunsthistoriker Dr. Nico Kirchberger, dem Leiter der Sammlung Grafik und Gemälde des Münchner Stadtmuseums, werfen wir einen Blick auf das Ende des 19. Jahrhunderts – eine Zeit, in der die Industrialisierung Städte schnell wachsen ließ und die Menschen sich mit den vielen technischen Neuerungen oft stark überfordert fühlten. Der Maler Karl Wilhelm Diefenbach wandte sich vom hektischen Stadtleben ab und suchte eine neue Lebensweise in der Natur. Diefenbachs Abkehr von der Gesellschaft brachte aber auch Probleme mit sich. Sozialpsychologe Dr. Fabian Hess von der Universität Jena erklärt, wie Krisen unsere Gemeinschaft auch stärken können. -
Die Inflation treibt die Preise durch die Decke, auf den Straßen marschieren wieder Nazis, Frauen müssen um ihre Rechte kämpfen, Menschen sind erschöpft und voller Sorge, dass Maschinen ihre Arbeitsplätze wegnehmen, parallele Krisen verlangen uns alles ab. Gab es das nicht alles schon mal? Der Autor Mark Twain soll einmal gesagt haben, "Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich". Während sich also Orte, Menschen und Details ändern, würde doch immer wieder Ähnliches passieren. Was lässt sich lernen von Menschen, die zu anderen Zeiten an ähnlichen Punkten standen?
Darum geht es in der ersten Staffel von "Zeitschleifen", dem Podcast des Münchner Stadtmuseums. Relevant, relatable und mit erstaunlichen Parallelen – in sechs Folgen bekommt ihr kompaktes Wissen und eine historische Einordnung zu Themen, die uns als Gesellschaft gerade (wieder) bewegen.