Afleveringen

  • Wie häufig spielt es in Ihrem professionellen Leben eine Rolle, dass Sie eine Frau sind? Jeden Tag! Astrid Stange, CEO der Element Versicherung und zuvor u. a. langjährige Vorständin der AXA, im Gespräch mit Carola Schroeder, Mitglied des Vorstands der Barmenia, bei Insurance FM.

    Carola Schroeder und Astrid Stange zeichnen ein nüchternes Bild der Branche mit Blick auf Männer und Frauen. Frauen sind in der Regel deutlich besser qualifiziert als Männer in gleichen Positionen. Sie arbeiten auch mehr und härter. Und dennoch hat sich im Grunde mit Blick auf Gleichstellung und Vielfalt nahezu nichts verändert. Die Schlussfolgerung: Wir brauchen nicht die kleinen Schritte, sondern die großen. Kein weiterer Frauenkreis und auch kein zusätzliches Mentoringprogramm, in dem Frauen erklärt bekommen, dass sie wie Männer zu sein haben. Große Schritte bedeutet: Die Versicherungswirtschaft - und nicht nur sie - muss ihre Bewertungssysteme ändern. Ganz offensichtlich sind die Prozesse, die über Karrieren und Entwicklungspfade entscheiden von Männern für Männer gemacht. Männer sagen zu, wenn sie das Gefühl haben, die Anforderungen an einen neuen Job zu 20% erfüllen zu können, Frauen erst bei 70%. Entsprechend sagen Männer oft direkt im ersten Gespräch zu. Frauen denken nach und machen es dann nicht. Wer den Prozess bei „Ich führe mit jedem und jeder ein Gespräch“ belässt, wird immer die Männer einstellen und dazu noch persönliches und fachliches Potenzial verschenken.

    Stange und Schroeder argumentieren: Diese Systeme muss die Branche ändern. Sie muss  nicht die Frauen verändern, sondern die Systeme. Die Frauen müssen nicht wie Männer werden, sonst verlieren auch Versicherungsunternehmen die Unterschiedlichkeit der Perspektiven, entfernen sich weiter von ihren jeweils besten Lösungen. Letztlich muss sie auch Quoten einführen. Wenn Frauen wirklich so gut sind wie Männer, sich ebenso gut entwickeln können - und warum sollte das nicht so sein? - und die Prozesse dennoch dafür sorgen, dass Frauen in der Minderheit bleiben, dann sind die Prozesse Teil des Problems. Dann braucht es Quoten und diese Quoten müssen dem gesellschaftlichen Anteil von Frauen entsprechen: 52% auf allen Ebenen.

    Das Thema Frauen und Männer ist natürlich wiederum Teil des größeren Themas Diversity. Ein Thema, das nach übereinstimmender Einschätzung von Astrid Stange und Carola Schroeder in der Versicherungswelt noch nicht durchdrungen ist. Dabei ist Diversity der zentrale Treiber für Veränderungen und Innovation. Es wird auch der Schlüssel sein bei der Antwort auf den Fachkräftemangel in der Versicherungswelt. Es wird der Versicherungswirtschaft nur dann gelingen, ausreichend zusätzliche qualifizierte und motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter anzuziehen und zu binden, wenn sie sich ernsthaft mit Diversity auseinandersetzt. Auch hier: Es braucht große Schritte. Vielfach werden Themen wie sexuelle Identität oder die Integration der Elternrolle vorrangig mit einer Marketingbrille betrachtet. Die Substanz dahinter ist überschaubar. Das ist nicht nur ein Problem für den jeweils marginalisierten Anteil, sondern wird insgesamt darüber entscheiden, ob die Versicherungswelt anschlussfähig an die Arbeitswelt bleibt.

  • Zwei Makler im Gespräch: Kai-Frank Büchter ist der CEO für den deutschsprachigen Raum bei Aon, Florian Karle geschäftsführender Gesellschafter bei Südvers. Ein Makler im Familienbesitz und ein börsennotierter. Beide nennen Beratung als zentrale Herausforderung ihres Geschäfts. Der Bedarf an Beratung ist gewaltig. Er ist heute schon zu groß, als dass alle Berater:innen der Branche ihn gemeinsam decken könnten. Und er wächst weiter. Ein Treiber dieser Entwicklung ist das Stichwort der Krise. Jede weitere Krise, die sich auf die bisherigen stapelt, verschärft den Beratungsbedarf auf Seiten der Kunden. 

    Das Thema Beratung löst in der Versicherungsbranche einen enormen Personalbedarf aus - und bei Makler, die im Gewerbe- und Industriegeschäft tätig sind, gleich noch mehr. Da rächt es sich, dass die Branche lange zu zurückhaltend war, wenn es darum ging, Nachwuchs anzuziehen. Trotz überdurchschnittlicher Bezahlung und stabilen Karriereaussichten ist die Versicherungsbranche bei jungen Menschen im Wesentlichen unbekannt und löst keinen Hype aus. Südvers strebt eine Ausbildungsquote von 10% an, Aon hat sie schon fast erreicht, lösen kann die Branche dieses Thema allerdings nur gemeinsam, anstatt sich die jeweils frisch ausgebildeten Versicherungskaufleute gegenseitig mit leicht erhöhten Bezügen abzuwerben. 

    Bemerkenswert ist die Perspektive auf die Digitalisierung der Branche. Mit Commodities digitales Standardgeschäft zu machen, das geht in einigen Segmenten noch, betrifft allerdings das Maklergeschäft im Mittelstand so gut wie nicht. Allerdings warten Makler nur darauf, dass die großen Versicherer möglichst viel digitalisieren und automatisieren, um damit den Druck auf die Fachkräfte zu mindern. Einkauf und Schaden sind im Maklergeschäft aber auf lange Sicht so taylormade, dass Büchter und Karle nicht erwarten, hier wesentliche Veränderungen durch die Digitalisierung zu sehen. 

    Wo beide, Büchter und Karle, Veränderungen für notwendig halten, ist das Binnenverhältnis zwischen Versicherern und Maklern. In den zurückliegenden Jahren sind etliche Aufgaben auf die Makler übertragen worden. Das könne nicht so bleiben. Teile der Aufgaben müssen wir automatisieren und weite Teile rückübertragen. Dabei sind die fehlenden Standards ein Riesenproblem. Zahllose Daten werden erhoben, dann doch nicht verarbeitet und die Kunden malträtiert. Alle bisherigen Anstrengungen, Standards zu schaffen und diese für die unternehmensübergreifende Kooperation zu nutzen, sind bislang nicht wirksam. 

    Insgesamt muss die Versicherungsbranche um ihre Bedeutung ringen. In den USA hat die Versicherungswirtschaft in den zurückliegenden Jahrzehnten die Hälfte ihres Anteils an der Wirtschaftsleitung eingebüßt. Zugleich ist der Anteil der Unternehmen gewachsen, die keine physischen Produkte oder Produktionsmittel zu versichern haben. Daran muss die Versicherungswirtschaft wachsen. 

  • Zijn er afleveringen die ontbreken?

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  • Hier treffen sich zwei, die es wissen müssen: Mario Krause, CIO ERGO Deutschland, und Lothar Engelke, CTO Swiss Life Deutschland, sind gerade für gute Vertriebssoftware ausgezeichnet worden. Wodurch zeichnet sich gute Software aus? Die Schwierigkeiten beginnen schon bei der Frage, wer diese Frage beantwortet. Beide, Engelke wie Krause, haben erlebt, wie Projekte von der technischen Seite als sehr erfolgreich eingeschätzt wurden – es allerdings noch zusätzliche Automatisierungen oder vorgeschaltete Masken brauchte, bis die Anwenderseite mit der Lösung gut arbeiten konnte. 

    Die zentrale Erkenntnis: Gute Software muss nicht teurer oder aufwändiger herzustellen sein. Die Fähigkeit hierzu wird aber zu einem differenzierenden Faktor zwischen den Versicherungsunternehmen von morgen. Wer am effizientesten Software entwickelt und einführt, wird Wettbewerbsvorteile haben, denn er wird sich in der digitalen Welt mehr zutrauen, wird innovativer sein, mehr Services und Prozesse realisieren. Die schlichte Frage „Wie sehr vertrauen Sie Ihrer Software?“ wird zum Lackmustest für die Innovationsfähigkeit. 

    Gute Softwaren kann auch nachhaltig dazu beitragen, die laufenden Kosten zu senken. Hierfür sind vorrangig die Anpassungs- und Entwicklungsfähigkeit der Software ausschlaggebend. Allerdings werden diese Effekte, so Engelke und Krause, nur in einer langfristigen Betrachtung sichtbar, jedenfalls länger als die Amtsperiode eines Versicherungsvorstands. 

    Der Anteil der Kosten am vorhandenen Budget für Compliance und Datensicherheit steigt erheblich. Die Kostenfrage in der IT ist damit vor allem eine Frage, in welche IT ein Unternehmen investieren will und muss. Das sind Debatten, die in einer neuen Spannung geführt werden. Dabei steigen die Anforderungen an Datensicherheit stetig an. So wie Bremsen auch die Funktion haben, schneller fahren zu können, wird gute IT-Security zum Enabler für innovatives Handeln. 

    Die Herausforderung der IT-Security besteht nicht darin, potenzielle Löcher zu verringern und zu verkleinern. Aktuell ist eine neue Dynamik im Markt zu erkennen, sich intensiver mit der Frage zu befassen, wie eine Versicherung auch nach einem Totalstillstand oder einer Korruption der Daten wieder startfähig wird. Eine Art Minimal Viable Company, die sich im Bedarfsfall schnell starten lässt, um wieder handlungsfähig zu sein. 

  • Zwei Insurtechs im Gespräch, genauer: Zwei Insurtechs im Gespräch, die beide direkt an der Kundenschnittstelle aktiv sind. Schweiz trifft auf Österreich: Pierangelo Campopiano, CEO von Smile direct, und Christian Pedak, CEO von Lamie direkt, zu Gast bei Insurance FM. Ein intensiver Austausch über die ungeschriebenen Regeln der Branche und wie man sie erfolgreich bricht. 

    Beide, Pedak und Campopiano beschreiben den Erfolg von Digitalversicherern als eine Herausforderung an Kultur und Mindset. Es sei fast traurig zubeobachten, wie Unternehmen wachsen und darüber aus einem „make money“-Modus in einen „save money“-Modus fallen. Ab dem Moment geht es dann vorrangig um die Verteidigung des Erreichten. Wie Campopiano zuspitzt: Ab dann digitalisieren Versicherungen vielleicht noch ihre Prozesse, aber es wird ihnen keine digitale Transformation mehr gelingen. 

    Beispiele für Regelbrüche: Smile spricht seine Kunden mit „Du“ und positioniert sich als digitale Lifestyle-Marke. Lamie strebt an, 100% der angezeigten Schäden auch regulieren zu können. Und weil es dafür notwendig ist, dass Sales und Claims gemeinsam dem Kunden gegenüber im Wort stehen, arbeiten beide bei Lamie in einer Einheit zusammen. Als Smile eingeführt hat, dass alle Verträge monatlich gekündigt werden können, brach in den Teams die Sorge aus, unzufriedene Kunden könnten in Scharen kündigen und gehen. Dabei war das einer der gewollten Effekte: Jeden Monat daran zu arbeiten, dass die Kunden zufrieden sind. 

    Pedak und Campopiano betonen die enorme Bedeutung der Kommunikation auf Augenhöhe. Transparenz gegenüber dem Kunden ist mehr als nur ein Wert für die Webseite; aus beider Erfahrung ist es der zentrale Ausgangspunkt für den Erfolg digitaler Versicherer. Gerade im digitalen ist nicht der Preis das Differenzkriterium, sondern der Service und das Erleben der Kunden. 

    Beide sind, man hört es durch die ganze Folge, begeistert vom Austausch mit Kunden. Entsprechend halten Sie es auch nicht für eine gute Entwicklung der Branche, dass Insurtechs sich vielfach auf die Rolle als Technologielabor und externer digitaler Innovation von ansonsten traditionellen Versicherungsunternehmen begreifen. Es lohnt sich, direkt an die Kundenschnittstelle zu gehen - und es lohnt sich, unter Digitalversicherern hier zusammenzuarbeiten. So der Appell von Pierangelo Campopiano und Christian Pedak. 

  • In der elften Folge von Insurance treffen zwei Maklerorganisationen aufeinander: Jens Florian-Jansen, GF und Chief Market Officer bei Marsh, und Ralph Sanders, CDO bei Martens & Prahl. Beide sind überzeugte Verfechter des Makler-Prinzips. Nicht in allen Kundensegmenten, nicht in allen Versicherungssparten, aber gerade im Gewerbe- und Industriebereich zeigen sie keinen Zweifel an der Zukunftsfähigkeit des Maklermodells.

    Was Makler können, lässt sich mit den drei K beschreiben. Komplexität, Kunden verstehen und Kooperation. Alles drei liegt in der DNA des Maklers, alle drei sind zentrale Kompetenzen für die Zukunft. Der zukunftsfähige Makler kann die Komplexität besser steuern und für den Kunden aufbereiten, als der Kunde es selbst könnte. Für den Makler bedeutet das, die unterschiedlichen Digitalisierungs- und Automatisierungsgrade sowohl auf Seiten der Versicherungen als auch auf Kundenseite miteinander in Kommunikation bringen zu können. Tendenziell führt das zu einer eher kleinteiligen IT-Struktur, eine der praktischen Herausforderungen für die Maklerbranche. 

    Auch wenn in vielen Branchen gerade die Middle Men durch die Digitalisierung in Ihrer Existenz bedroht sind, in der Versicherungsbranche ist es gerade die Komplexität, die die Makler in der Mitte schützt. Gerade im industriellen und gewerblichen Bereich hilft die Komplexität eher. Genau da ist auch das hybride Modell hilfreich, mit dem die Makler derzeit sehr gute Erfahrungen machen: Digital in Unterlagen und Prozessen und dennoch schnell vor Ort zum Gespräch. Die Vertrags- und Schadenbetrachtung lässt sich ohne weiteres digitalisieren und ersetzen. Die Risikolandschaft des Kunden zu verstehen, das ist wiederum eine hohe Anforderung, die sich dann aber wiederum auch nicht ohne weiteres digitalisieren lässt. Gerade weil die beste Lösung für einen Kunden ja auch etwas anderes als eine Versicherung sein kann.  

    Auf der obersten Ebene ist die Digitalisierung für Makler leicht. Jeder kann ohne Weiteres ein System von der Stange kaufen und damit viele Anforderungen direkt erfüllen. Das Spannende beginnt aber erst dahinter und damit auch die Chancen. 

    Beide stimmen zum Abschluss darin überein: Sie schauen überaus optimistisch in die Zukunft. Die Risikolandschaft wächst dynamisch, die Bedingungen und Abhängigkeiten zwischen einzelnen Risiken noch mehr und damit wächst das Spielfeld des Maklers als Partner, die die Unternehmen beim Umgang mit Risiken begleiten. 

  • Provinzial trifft VKB

    Entscheider und Akteure der Versicherungswirtschaft im Gespräch bei Insurance FM. In dieser Folge steht der Notwendigkeit der Kooperation im Vordergrund: Patric Fedlmeier, stellvertretender Vorsitzender der Provinzial Versicherungen, und Dr. Stephan Spieleder, Vorstand IT der Versicherungskammer Bayern. Zentrales Thema ihres Dialogs: Die Versicherungsunternehmen der Zukunft werden zu ganz neuen Formen der Kooperation finden müssen.

    Eines der Themen, bei denen die Versicherungswirtschaft am stärksten auf die Zusammenarbeit angewiesen ist, ist die IT-Sicherheit. Der Hack, dem im vorigen Jahr der Versicherungsverein Haftpflichtkasse zum Opfer gefallen ist, hätte auch bei anderen Unternehmen erfolgreich sein können. „Wir sind auf einer wahnsinnigen Lernkurve und das geht auch nicht mehr weg“, so Patric Fedlmeier. Dies sei aber gerade ein gutes Beispiel für gelebte Kooperation zwischen den IT-Vorständen der Versicherungsbranche, auch wenn die Ergebnisse nicht im Detail öffentlich geteilt werden. Und eine IT-Strecke zum Kraftfahrtbundesamt kann ohnehin keiner besser bauen als ein anderer. 

    Fedlmeier und Spieleder beschreiben die Versicherungswelt als eine Branche in großer Veränderung. „Der Traum vom eingeschwungenen Zustand ist ausgeträumt“, so Patric Fedlmeier. Zwar haben die Menschen vielfach noch die Hoffnung, irgendwann Mitte des Jahrzehnts seien die großen Veränderungen gestaltet und dann beruhige sich das Fahrwasser wieder. Die projektorientierte Welt liegt bereits hinter uns, betont Stephan Spieleder: „Die Geschwindigkeit wird höher“. Die Organisation dafür auszustatten, sei seine größte Herausforderung als Führungskraft.

    Wie kann das gelingen? Gnadenlose Transparenz und neue Fähigkeiten in der Personalentwicklung, von der Widerstandsfähigkeit bis hin zu neuen Managementkompetenzen. Patric Fedlmeier betont: Wir haben die fertigen Antworten noch nicht, begeben uns aber gerade auf diesen Weg – und abzuwarten haben wir keine Zeit. 

    Wir kommen alle aus einer Welt, in der sich Dinge langsam entwickelt haben. Das hat das Mindset und die Managementfähigkeiten geprägt. „Der russische Krieg, die Pandemie, das Hochwasser, die Stürme vier so Ereignisse in 15 Monaten, das war früher Workload für einen Vorstand in zehn, 15 Jahren“, beschreibt Patric Fedlmeier die Herausforderung an die eigene Vorstandsrolle.

  • Die Allianz trifft auf die LVM Versicherung. 

    Entscheider und Akteure der Versicherungswirtschaft im Gespräch bei Insurance FM. In dieser Folge bringen sich die beiden Gäste gegenseitig zum Jubeln: Ralf Schneider, Group CIO der Allianz, und Marcus Loskant, Mitglied der Vorstände der LVM. Eines ihrer Kernthemen: Wie schafft es eine Organisation, Kompliziertes durch Einfaches zu setzen, Komplexes hingegen in seiner Komplexität zu erhalten und zu managen? 

    Das ganze Unternehmen braucht IT-Kompetenz. Die Menschen in der IT müssen wissen, was das Business braucht; das Business muss um die Möglichkeiten und Logiken der IT wissen. Soll dies gelingen, da stimmen beide überein, kann das nur Ergebnis eines gemeinsamen Prozesses sein. 

    Beide betonen die Bedeutung des Themas Kooperation. Auch hier schlägt die Komplexität durch. In einfachen Fragen kann es sinnvoll sein, im Wettbewerb zu anderen die für den Kunden beste Lösung zu finden. Bei komplexen Fragen hingegen führt an Zusammenarbeit und Kooperation kein Weg vorbei. Wer würde ernsthaft versuchen wollen, ein Thema wie IT-Sicherheit im Alleingang bewältigen zu wollen? Der Versuch wäre zum Scheitern verurteilt.

    Allerdings betont Marcus Loskant: Unternehmen können Letters of Intent und Verträge schließen, so viel sie es wollen. Solange die Menschen nicht gewillt sind, tatsächlich zusammenzuarbeiten und sich einer gemeinsamen Aufgabe zu verschreiben, wird das Thema Kooperation eines für Juristen bleiben. Entsprechend hoch bewerten beide den Wert „Vertrauen“. Die wirklich entscheidenden Fragen lassen sich nicht über Kontrolle lösen, sondern nur über Vertrauen in das Wollen und Können der Beteiligten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Hier muss die Kooperation beginnen.

    Das Buch, auf das Marcus Loskant in der Folge verweist, ist von Adam Grant und trägt den Titel „Geben und Nehmen“.

  • CIO und CTO als Katalysatoren des kulturellen Wandels

    Thema der achten Folge von Insurance FM ist das Zusammenspiel der Technologie und des Menschlichen in der Versicherung der Zukunft. Was auch immer digitalisiert werden kann, wird in den kommenden Jahren digitalisiert werden. Zugleich macht der Faktor Mensch den Unterschied, im Kundenkontakt, in der kreativen Entwicklung von Produkten und Prozessen, in der Kommunikation, in der Risikoübernahme und Innovation. Wie können Versicherungsunternehmen der Zukunft diese beiden Sphären so miteinander zusammenbringen, dass Nutzen, Gewinn und Entwicklung bestmöglich gelingen?

    Kultur und Technologie sind im Unternehmen wie Henne und Ei. Natürlich: Unternehmen beginnen und enden mit den Menschen – und IT erweitert den Handlungsspielraum, indem sie Kultur und Arbeitsweisen entwickelt. Kultur kann sich aber nur entfalten, wenn ich eine Erwartungshaltung wecke, bestätige und Verlässlichkeit schaffe. Du genau daraus erwächst eine enorme Verantwortung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im IT-Umfeld. Wer IT plant und implementiert, prägt quasi im Vorbeigehen auch die Kultur der Zusammenarbeit.

    Die Fähigkeit, aus Daten sinnvolle Informationen zu machen, ist Kernkompetenz der Versicherungsindustrie. Für die IT gilt das doppelt: Auch wenn sie komplex ist, muss sie für Kunden und Mitarbeiter einfach und intuitiv sein. Wie sehr dies gelingt, komplexe IT in einfache Anwendungen zu überführen, wird einer der differenzierenden Faktoren der Versicherung der Zukunft sein.

    Dabei entscheidet letztlich die Kultur, wie ein Unternehmen es schafft, alle Perspektiven zusammenzubringen, um die technologische Entwicklung kooperativ voranbringen zu können. Insofern ist auch die Kultur ein Differenzkriterium.

    Die Rolle der IT ist dabei im grundsätzlichen Wandel. In den Fachbereichen ist heute schon deutlich mehr Kompetenz vorhanden – und die IT muss mehr vom Business verstehen. Die Zeiten, wo jemand erst ein Anforderungsprofil schreibt und die IT mit einem Fachkonzept antwortet, sind vorbei.

    Beim Blick in die Zukunft sind beide sich einig. Die Entwicklung geht klar zu einer dezentralisierten IT hin, um schneller in der Entwicklung und Implementierung zu sein. Das ist verbunden mit einer neuen Verantwortung für CIO du CTO: Förderer einer Kultur zu sein, die Entwicklung treibt und beschleunigt.

  • Die Zukunft gehört der Kooperation – der Reiz liegt in der Disruption

    Wem gehört die Zukunft der Versicherungsindustrie: Den Großen oder den Kleinen, den Etablierten oder den Startups? Den Schnellen und Kooperativen, so einhellig David Stachon und Sebastian Pitzler. 90% der InsurTechs seien auf Kollaboration mit den etablierten Versicherungsunternehmen ausgelegt. Entsprechend sei die Kooperationsfähigkeit auf allen Seiten der entscheidende Faktor für den Erfolg.

    Spannender, so David Stachon, seien die übrigen 10%, die auf eine Disruption der Branche zielten. Die Versicherungsindustrie ist die letzte der großen Industrien, die noch nicht technologisch disruptiert ist, deutlich zu erkennen an den nationalen Grenzen der Branche. Ein gutes Produkt aus Portugal kann hier niemand erwerben, ein gutes Belgien niemand in von hier in Frankreich vertreiben. Ganz so, als müsste BMW die Autos für Dänemark auch ausschließlich in Dänemark bauen.

    David Stachon betont: Auch wenn Wefox klar auf die Disruption der Versicherungsbranche zielt, nehmen sie in ihrem Umfeld keine Wettbewerber, sondern nur mögliche Partner wahr. Die Beweglichen werden überleben, ob groß oder klein. Beweglich und kooperationsfähig, in der Branche und darüber hinaus. Die Zeiten, in denen jede Versicherung jede Zeile ihres Programmcodes selbst in das eigene System geschrieben habe, sei de facto vorbei. Ein fundamentaler Shift in der Branche.

    Versicherung als Zulieferer

    Versicherungsunternehmen müssen lernen, sich in bestehende Wertschöpfungsketten einzugliedern. Die Kfz-Versicherung der Zukunft kommt als integraler Bestandteil des Automobils, so wie Reifen und Einspritzpumpen. Diese Teile würde ja auch niemand auf Check24 prüfen. Hier wird ein echter Paradigmenwechsel sichtbar: Die Versicherung der Zukunft wird nicht mehr verkauft. Sie wird gar nicht mehr gekauft, sie wird stattdessen ein integraler Bestandteil einer anderen Wertschöpfungskette sein. Damit wird Versicherung zu einem Zulieferer neben vielen anderen – Kooperationsfähigkeit entscheidet.

  • Innovationsmotor Versicherung? Eine neue Art Risikomanagement im Zentrum.

    Die Zukunft der Versicherung wird von einem neuen Verständnis von Risiko und Risikomanagement geprägt sein. Die Versicherung wird eine Solidargemeinschaft im Risiko bleiben. Die finanzielle Kompensation von Schäden wird allerdings nicht mehr allein im Zentrum stehen können. Wozu die Versicherungswirtschaft in dieser Disziplin in der Lage ist, hat sie in den zurückliegenden Wochen in den Hochwasserregionen entlang des Rheins unter Beweis gestellt.

    Dreh- und Angelpunkt der Versicherung der Zukunft wird es nicht mehr sein, das Risiko in den eigenen Büchern zu managen und Schäden schnellstmöglich einzuschätzen und finanziell auszugleichen, sondern das tatsächliche Risiko auf Seiten des Kunden zu minimieren und besser beherrschbar zu machen zu vermindern. Dafür sind Prozesse des Lernens und der Wissensvermehrung notwendig. Anwendungsfälle sind u. a. Betriebsunterbrechung oder Elementarschäden bei Gewerbekunden.

    In einer zunehmend vernetzten und spezialisierten Wirtschaft ist der Zugang zu spezifischem Wissen ein erfolgskritischer Faktor, hier können Versicherungen Mehrwerte schaffen. Der Effekt, den kompetenten Brandschutzexperten zu vermitteln und Brandsicherheit zu schaffen, ergänzt die Zusage, im Brandfall den Wiederaufbau zu finanzieren. Perspektivisch drängt er sie sogar in den Hintergrund.

    Historische Daten verlieren drastisch an Wert

    Eine Schwierigkeit dabei betont Thomas Bischof: Das klassische Modell, aus historischen Daten Risiken für die Zukunft abschätzen zu können und Versicherungsprodukte abzuleiten, greuft immer weniger. Die historischen Daten, traditionell der Kern des Vermögens von Versicherungen, sind immer weniger aussagefähig. Ein Effekt, der sich noch beschleunigt, wenn wir in die Zukunft schauen: Auch neue Daten werden nur kurze Zeit valide sein. Das gilt umso mehr bei der Einschätzung von Cyberrisiken oder Risiken im Zusammenhang mit Algorithmen oder Systemen Künstlicher Intelligenz. Diese Felder werden heute stark nachgefragt, müssten im Interesse eines modernen Risikomanagements noch stärker nachgefragt werden und sind doch, so Tom van den Brulle, weitgehend unerforscht.

    Versicherung ermöglicht Innovation!

    Für Thomas Bischof ist die Versicherung ein zentraler Innovationstreiber. Wo immer ein hoher Anteil der Wirtschaft umfassend versichert ist, steigt das BIP pro Kopf in der Gesellschaft. Das zeigt, wie es der entlastende Effekt der Risikogemeinschaft Unternehmen ermöglicht, unternehmerische Risiken einzugehen und damit deutlich innovativer zu sein. Tom van den Brulle verweist auf den praktischen Anwendungsfall, Forderungsausfälle im Einzelfall managen zu können. Galten sie lange als de facto unversicherbar, wird inzwischen deutlich, wie durch eine Kombination bekannter und neuartiger Instrumente das Risiko nennenswert eingegrenzt werden kann.

    Die Ermöglichung von Innovation ist der zentrale Beitrag der Versicherungswirtschaft zu Erneuerung und Entwicklung, insgesamt sehr viel wichtiger als die Frage interner Automatisierungen und Prozessoptimierung im Zuge der Digitalisierung innerhalb der Versicherungsunternehmen.

  • Neue Rollen für Versicherer

    Willkommen bei Insurance FM. Talk as a service zur Zukunft von Versicherung. Zu Gast bei Zukunftsforscher Michael Carl und Simon Dufour von Keylane sind ausgewählte Köpfe der Versicherungsbranche, die ein Stück Zukunft von Versicherung und Versicherungsunternehmen nicht abwarten, sondern aktiv prägen.

    In der fünften Folge von Insurance FM treffen Dr. Moritz Finkelnburg, Vorstand Vertrieb-Privat, Kundenservice, Kraftfahrt der BGV – Badische Versicherungen, und Justus Lücke, Geschäftsführer Versicherungsforen Leipzig, aufeinander. Mit Zukunftsforscher Michael Carl und Simon Dufour von Keylane sprechen sie über Digitalisierung, neue Elementarrisiken und den Wandel der Rolle für Versicherer.

    Angesichts der aktuellen Starkregenereignisse und Hochwasser und vor dem Hintergrund immer neuer Temperatur-Höchstwerte reflektieren Finkelnburg und Lücke die Rolle und Aufgabe von Versicherungen. Beide bekräftigen, dass Versicherungen neben der unmittelbaren finanziellen Kompensation von Schadensereignissen auch eine soziale und gesellschaftliche Funktion zukommt. Mit Blick auf die Entwicklungen der Klimakrise müssten Versicherer sich zu Beratern zum Beispiel der öffentlichen Hand entwickeln und ihre Kompetenz einbringen, wie Energieversorgung sicherzustellen ist oder wie Städte künftig zu planen sind. Diese Kompetenz müssen viele Versicherer allerdings erst noch aufbauen, Stand heute kann sie noch nicht vorausgesetzt werden.

    Die Fälle der Geschäftsunterbrechungen in Hotellerie und Gastronomie haben deutlich gezeigt, zu welchen kaum lösbaren Schwierigkeiten elementare Lücken in der Absicherung führen. In der Pandemie hätten sowohl Versicherte wie Versicherungen lernen müssen, dass eine solche Unterbrechung der Geschäftstätigkeit, vorab nicht realistisch gedacht, kaum sinnvoll zu kompensieren ist. Finkelnburg betont hier die gesellschaftliche Verantwortung der Versicherungswirtschaft, dazu beizutragen, auch solche elementaren Probleme zu lösen.

    Ein durchgängiges Verständnis von Digitalisierung existiert in der Branche nicht, kann es wohl auch kaum geben. So unterschiedlich die technisch und prozessual sinnvollen Entwicklungsschritte sind, Finkelnburg und Lücke betonen beide, dass sie Digitalisierung für einen Hygienefaktor halten, nicht jedoch für ein Differenzkriterium. Kaum eine Versicherung wird umhinkönnen, Vertragsabschlüsse per Videokonferenz oder Bezahlung via Kreditkarte und PayPal anzubieten. Hier entwickelt sich der Markt dynamisch. Allerdings reichen genau diese Schritte nicht aus, um sich aus Kundensicht attraktiv zu positionieren oder die eigene Identität zu entwickeln.

    Deutlich wird im Gespräch aber, wie die Herausforderungen der Digitalisierung zu einer neuen Rolle innerhalb der Versicherung führen, insbesondere für Vorstände und Verantwortungsträger, die laufend das eigene Geschäftsmodell hinterfragen und sowohl technische wie gesellschaftliche Entwicklungen daraufhin bewerten müssen, wie sie sich auf die Versicherung auswirken werden.

  • Der ganzheitliche Blick auf Daten als Schlüssel zum Verstehen von Kunden, Risiken und Partnern

    Willkommen bei Insurance FM. Talk as a service zur Zukunft von Versicherung. Zu Gast bei Zukunftsforscher Michael Carl und Simon Dufour von Keylane sind ausgewählte Köpfe der Versicherungsbranche, die ein Stück Zukunft von Versicherung und Versicherungsunternehmen nicht abwarten, sondern aktiv prägen.

    In der vierten Folge von Insurance FM treffen Christof Mascher, langjähriger Vorstand Operations und IT der Allianz SE, und Benedikt Kalteier, Chief Business Officer Digital im Vorstand der Generali Deutschland und CEO der Cosmos Direkt, aufeinander. Mit Zukunftsforscher Michael Carl und Simon Dufour von Keylane sprechen sie über die Chancen von Insurtechs, die Bedeutung von Plattformen für die Versicherung der Zukunft und die Frage, welche Kompetenzen eine Versicherung selbst entwickeln muss, um sich technologisch zukunftsfähig aufzustellen.

    Gelingt es, die Technologie mit neuem Level von Kundenservice zu verbinden? Das ist die entscheidende Herausforderung für Insurtechs – und in der Folge auch für die bestehende Versicherungswelt. Die klassische Art und Weise, mit der Versicherungen heute noch Schadensfälle regeln, ist aus Kundensicht weder komfortabel noch präzise. Dabei bietet schon heute verfügbare Technologie das Potenzial, unbürokratischer zu kompensieren, schneller zu reagieren und vor allem präziser zu erkennen, welches Risiko überhaupt besteht. Diese technologische Entwicklung setzt auch die Grundlagen für das Pricing unter Druck und verstärkt eine Tendenz hin zu individuellerem Pricing – auch wenn dies in Spannung zum Grundprinzip des Versicherungskollektivs steht. Klassische Versicherungen müssen sich hier einem Wettbewerb der Ideen stellen – das kann nur zu Gunsten des Kunden ausgehen.

    Benedikt Kalteier und Christof Mascher stellen beide heraus: Es ist in gewissem Maße anachronistisch, als Versicherung nicht schon längst einen Ökosystem-Ansatz verfolgt zu haben, um die Risiken besser einzuschätzen und schlicht besser zu verstehen. Der Ressourcenaufwand seitens der Versicherung ist hier heute noch enorm und zugleich besteht auf Kundenseite eine erhebliche Frustration, sich im Zweifel nicht angemessen verstanden zu fühlen.

    Die Versicherung selbst ist ein informationsbasiertes Produkt. Weder fehlen prinzipiell Daten, noch mangelt es an der Möglichkeit, mit Daten zu arbeiten. Der Keller der Versicherungen sei voller Daten, so beide übereinstimmend. Es geht heute und in Zukunft vielmehr darum, den Blick auf Daten zu verändern. Mascher und Kalteier betonen: Die große Mehrheit der Informationen, die wir brauchen, haben wir – wir nutzen sie nur zu wenig.

    Es fällt der gesamten Branche schwer, die Perspektive vom einzelnen Produkt und Vertrag abzuwenden und ganzheitlich auf jeden einzelnen Kunden zu schauen. Ein Zwischenschritt wäre es, überhaupt nur alle vorhandenen Verträge eines Kunden gleichzeitig in den Blick zu nehmen. Allein das erweist sich immer wieder als Hürde. Hier bestehen riesige Potenziale für bessere Beratung, passendere Versorgung und darüber zu besserem Geschäft.

    Der Eindruck: Über viele Jahre war es wirtschaftlich in der Versicherungswirtschaft schlicht nicht notwendig, diese...

  • Die IT-Abteilung als Treiber der Zukunftsfähigkeit von Versicherungen

    Willkommen bei Insurance FM. Talk as a service zur Zukunft von Versicherung. Zu Gast bei Zukunftsforscher Michael Carl und Nicola Virzi von Keylane sind ausgewählte Köpfe der Versicherungsbranche, die ein Stück Zukunft von Versicherung und Versicherungsunternehmen nicht abwarten, sondern aktiv prägen.

    In der dritten Folge von Insurance FM treffen Dr. Thorsten Wittmann, Vorstand IT und Leben der Sparkassenversicherung, und Dr. Gerrit Böhm, Vorstand IT, Betriebsorganisation et al., der Volkswohl Bund Versicherungen aufeinander. Mit Zukunftsforscher Michael Carl und Nicola Virzi von Keylane sprechen sie über die Anforderungen an IT, die Entwicklung zu treiben und zugleich einen stabilen Betrieb zu sichern, über die Kultur zwischen Fachabteilung und IT und die Strategien, sich in Versicherungen zukunftsfähig aufzustellen.

    Beide stimmten darin überein: Die Kunst ist es, das jeweilige Problem in den Mittelpunkt der Zusammenarbeit zu stellen – und nicht die vorab bestimmte Lösung. IT ist Mittel zum Zweck, gute verständliche Prozesse zu etablieren, schnell, einfach und effizient zu sein. Zugleich wächst der Lösungsraum für teils lange bekannte Probleme. Um dieses Potenzial zu erschließen, ist eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe zwischen Fachabteilungen und IT notwendig. Die größten Erfolge erzielt die IT in Versicherungsunternehmen nicht mit Leuchtturmprojekten zu den gängigen Hype-Themen, sondern damit, die Arbeit mit bodenständigem Aufräumen auf ein neues Niveau zu heben.

    Die Versicherungsbranche hat über lange Jahre stark auf die Expertise in den Sparten gesetzt. Es wird jedoch zunehmend schwierig, Produkte zu entwickeln, ohne einen ausreichenden Bezug zu Software und IT zu haben. Spätestens wenn es bei künftigen Versicherungsprodukten entscheidend darum geht, mit dem Kunden auch anlasslos während der Vertragslaufzeit in Austausch und Kontakt zu sein, zahlt es sich aus, wenn die IT bereits bei der Produktentwicklung auf Augenhöhe mit einbezogen wurde, um die Auswirkungen auf Betrieb und Wartung vorab einschätzen zu können.

    Die Versicherungsbranche muss mit dem Vorwurf leben, die Digitalisierung verschlafen zu haben, obwohl sie sich angesichts der digitalen Natur ihrer Produkte sogar hätte leichter tun müssen als andere. Ganz offensichtlich war es in der Branche über Jahre wirtschaftlich nicht notwendig, Innovation vom Markt ins Unternehmen zu tragen. Auch die Kundenzufriedenheit hat darunter nicht gelitten – und beides ändert sich aktuell. Wittmann und Böhm waren sich darin einig, dass die technologische Entwicklung der kommenden zehn Jahre kaum konkret planbar ist. Für Versicherungsunternehmen bedeutet dies, sich maximal flexibel aufzustellen. Der Blick in andere, verwandte Branchen wie Banken, Druck oder Einzelhandel ist zusätzlich nützlich. Da hier die technologische Entwicklung vielfach schon weiter fortgeschritten ist, hilft ein branchenübergreifender Dialog dabei, frühzeitig zu erkennen, worauf die Versicherungen sich einstellen müssen.

  • Erfolgreiche Kundenbeziehungen in der Versicherungsbranche der Zukunft

    Willkommen bei Insurance FM. Talk as a service zur Zukunft von Versicherung. Zu Gast bei Zukunftsforscher Michael Carl und Simon Dufour von Keylane sind ausgewählte Köpfe der Versicherungsbranche, die ein Stück Zukunft von Versicherung und Versicherungsunternehmen nicht abwarten, sondern aktiv prägen.

    In der zweiten Folge von Insurance FM treffen Patrick Döring, Vorstandsvorsitzender der Wertgarantie SE, und Walter Capellmann, CEO DELA Deutschland, aufeinander. Mit Zukunftsforscher Michael Carl und Simon Dufour von Keylane sprechen sie über erfolgreiche Kundenbeziehungen in der Versicherungsbranche der Zukunft. Wie machen DELA und Wertgarantie anders als die anderen? Was lernen Sie gerade in puncto Kundenbeziehungen? Und wie sehen die Gegenwart und die Zukunft einer erfolgreichen Kundenbeziehung aus?

    Döring und Capellmann diskutieren, wie stark inzwischen Elemente wie Transparenz und Einfachheit den Erfolg von Versicherungen bestimmen. Traditionell haftet Versicherungsprodukten eine große Komplexität an. Dies erschwert es, Kunden und ihre Bedürfnisse wahrzunehmen und sie bei der Ausgestaltung der Produkte auch zu berücksichtigen. Beide betonen, bewusst einen anderen Weg zu wählen, sich auf wenige Produkte zu konzentrieren und damit eine große Anzahl von Zugangswegen öffnen zu können.

    Eine Versicherung darf nicht denken wie eine Versicherung, um sich zukunftsfähig aufzustellen. Ein Learning, das Döring und Capellmann teilen: Im Zuge der Digitalisierung haben Versicherungen viel zu lange über vertriebliche Lösungen gesprochen, anstatt betriebliche Themen in den Blick zu nehmen. Das gilt für die Großen der Branche ebenso wie für Startups.

    Die Leistung einer attraktiven Versicherung geht künftig deutlich über eine rein finanzielle Kompensation hinaus. Die Fähigkeit einer Versicherung, Schäden abzumildern und tatsächlich zu beseitigen, entscheidet stärker über den unternehmerischen Erfolg als der nüchterne finanzielle Ausgleich. Capellmann und Döring betonen im Gespräch die Bedeutung einer engen Steuerung der tatsächlichen Leistungserbringung. Wie unproblematisch werden Formalitäten im Todesfall abgewickelt und wie weit lassen sich praktische Vorkehrungen bereits zu Lebzeiten treffen? Wie schnell kann ein konkreter Dienstleister einen bestimmten Typ Smartphone in dieser Woche reparieren? Im Kundenfeedback punkten diese Elemente höher als die Höhe der Prämie.

  • Agilität in der Versicherung

    In der ersten Folge von Insurance FM treffen Heiko Burdack, CIO der Signal Iduna Gruppe, und Dr. Rainer Sommer, CIO und COO der Generali Deutschland, aufeinander. Mit Zukunftsforscher Michael Carl und Simon Dufour von Keylane sprechen sie über Agilität in der Versicherung. Wie können Versicherungen den Anspruch an Beweglichkeit und laufende Veränderungen vereinbaren mit dem Versprechen auf langjährige Stabilität? Und wie kann die IT diesen Prozess unterstützen?

    Sommer und Burdack diskutieren, wie etliche in der Branche die bedrohliche Perspektive für Versicherungen noch nicht verstanden haben. Dabei ist Agilität auf allen Ebenen unverzichtbar für den Fortbestand der Versicherungsunternehmen. Beide sehen Agilität und Stabilität nicht als Widerspruch. Die Beständigkeit ist die Grundlage, die Agilität in der Erarbeitung kundengerechter Lösungen muss darauf aufbauen. In diesem Zuge müssen Versicherungen die Produktorientierung zu Gunsten einer Kundenorientierung aufgeben.

    Die agile Transformation wirkt auch intern. Der Faktor Mensch wird wichtiger – und muss von möglichst allen Tätigkeiten freigestellt werden, die sich automatisieren lassen. Auch Versicherungen sind dabei, sich zu Technologieunternehmen zu entwickeln; IT und Business sind nicht mehr getrennt. Das Ergebnis zählt, bei der Kundenorientierung, der Zusammenarbeit, perspektivisch auch bei der Vergütung der Mitarbeiter:innen, die sich in einem agilen Versicherungsunternehmen nicht mehr vorrangig an Zeit und Ort orientieren darf. Mit der agilen Transformation entsteht ein dauerhafter Druck, der es ermöglicht, das „Wie?“ in den Unternehmen zu verändern, um damit ein neues „Was?“ hervorzubringen.